Aber Götter sollten nichtMit Menschen wie mit ihresgleichen wandeln:Das sterbliche Geschlecht ist viel zu schwach,In ungewohnter Höhe nicht zu schwindeln.Aber herrlicher war die Zeit, in der uns das Höchste,Was der Mensch sich denkt, als nah und erreichbar gezeigt ward.Da war jedem die Zunge gelöst; es sprachen die Greise,Männer und Jünglinge laut voll hohen Sinns und Gefühles.Aber ich werde der letzte nicht sein, den es bitter gereute,Frauenrat befolget zu haben.
Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:Die Luft einzuziehn, sich ihrer entladen;Jenes bedrängt, dieses erfrischt;So wunderbar ist das Leben gemischt,Du danke Gott, wenn er dich preßt,Und dank’ ihm, wenn er dich wieder entläßt!
Willkommen und Abschied Es schlug mein Herz geschwind zu Pferde!Es war getan fast eh gedacht;Der Abend wiegte schon die Erde,Und an den Bergen hing die Nacht;Schon stand im Nebelkleid die Eiche;Ein aufgetürmter Riese, da,Wo Finsternis aus dem GesträucheMit hundert schwarzen Augen sah. Der Mond von einem WolkenhügelSah kläglich aus dem Duft hervor,Die Winde schwangen leise Flügel,Umsausten schauerlich mein Ohr;Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,Doch frisch und fröhlich war mein Mut:In meinen Adern welches Feuer!In meinem Herzen welche Glut! Dich sah ich, und die milde FreudeFloß von dem süßen Blick auf mich;Ganz war mein Herz an deiner SeiteUnd jeder Atemzug für dich.Ein rosafarbenes FrühlingswetterUmgab das liebliche Gesicht,Und Zärtlichkeit für mich ihr Götter!Ich hofft es, ich verdient es nicht! Doch ach, schon mit der MorgensonneVerengt der Abschied mir das HerzIn deinen Küssen welche Wonne!In deinem Auge welcher Schmerz!Ich ging, du standst und sahst zur ErdenUnd sahst mir nach mit nassem Blick:Und doch, welch Glück geliebt zu werden!Und lieben, Götter welch ein Glück!
War unersättlich nach viel tausend Küssen,Und mußt mit einem Kuß am Ende scheiden.Nach herber Trennung tiefempfundnem LeidenWar mir das Ufer, dem ich mich entrissen,Mit Wohnungen, mit Bergen, Hügeln, Flüssen,Solang ich´s deutlich sah, ein Schatz der Freuden;Zuletzt im Blauen blieb ein AugenweidenAn fernentwichnen lichten Finsternissen.Und endlich, als das Meer den Blick umgrenzte,Fiel mir zurück ins Herz mein heiß Verlangen;Ich suchte mein Verlornes gar verdrossen.Da war es gleich, als ob der Himmel glänzte;Mir schien, als wäre nichts mir, nichts entgangen,Als hätt ich alles, was ich je genossen.
Vier Tieren auch verheißen war,Ins Paradies zu kommen;Dort leben sie das ew´ge JahrMit Heiligen und Frommen.Den Vortritt hier ein Esel hat,Er kommt mit muntren Schritten;Denn Jesus zur ProphetenstadtAuf ihm ist eingeritten.Halb schüchtern kommt ein Wolf sodann,Dem Mahomet befohlen:Laß dieses Schaf dem armen Mann!Dem Reichen magst du´s holen.Nun, immer wedelnd, munter, brav,Mit seinem Herrn, dem braven,Das Hündlein, das den SiebenschlafSo treulich mitgeschlafen.Abuherriras Katze hierKnurrt um den Herrn und schmeichelt;Denn immer ist´s ein heilig Tier,Das der Prophet gestreichelt.
Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,die Sonne stand zum Gruße der Planeten,bist also fort und immer fort gediehennach dem Gesetz, wonach du angetreten.So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen,so sagten schon Sybillen, so Propheten.Und keine Macht und keine Zeit zerstückeltgeprägte Form, die lebend sich entwickelt.
Tadelt man, daß wir uns lieben,Dürfen wir uns nicht betrüben:Tadel ist von keiner Kraft.Andern Dingen mag das gelten;Kein Mißbilligen, kein ScheltenMacht die Liebe tadelhaft.
Bleibe, bleibe bei mir,Holder Fremdling, süße Liebe,Holde, süße Liebe,Und verlasse die Seele nicht!Ach, wie anders, wie schönLebt der Himmel, lebt die Erde,Ach, wie fühl ich, wie fühl ichDieses Leben zum ersten Mal!
Ich bin der Geist, der stets verneint!Und das mit Recht, denn alles, was entsteht,Ist wert, daß es zugrunde geht; Drum besser wär´s, daß nichts entstünde.So ist denn alles, was ihr Sünde,Zerstörung, kurz, das Böse nenntMein eigentliches Element.
Die Zukunft decketSchmerzen und GlückeSchrittweis dem Blicke,Doch ungeschrecketDringen wir vorwärts.Und schwer und ferneHängt eine HülleMit Ehrfurcht. – StilleRuhn oben die SterneUnd unten die Gräber.Doch rufen von drübenDie Stimmen der Geister,Die Stimmen der Meister:Versäumt nicht zu üben,Die Kräfte des Guten!Hier flechten sich KronenIn ewiger Stille,Die sollen mit FülleDie Tätigen lohnen!Wir heißen euch hoffen!«