Wie mit ungehemmtem Schritt Wechseln Tag und Leben, Nimmt der Wechsel dich auch mit, Wandelt sich dein Streben. Holde Züge, Melodie´n Zaubrisch einst ergreifend, Läßt du kühl vorüber ziehn, Kaum die Seele streifend. Was dein Wesen einst berückt, Was dein Herz bereute, Blüthen sind´s, im Lenz gepflückt, Die der Wind zerstreute. Wenn zu lächeln dir gelang Dem, was du verloren, Weißt du, welchem Wandelgang Dich die Zeit erkoren?
Leeres Reden, Kommen, Gehen,Schales Lächeln, Lachen auch,Alles mußtest du verstehen,Heuchelnd nach des Tages Brauch! Unergründet muß es bleiben,Glatt und trügrisch wie die Welt,Wenn dein Wesen ihrem TreibenWiderwillig ward gesellt.Dein erst, wenn der Tag zerstoben,Ist, was dir die Seel´ umfaßt,Dein des Glücks, der Schmerzen Toben,Dein geliebter Sorgen Last.
Aus reinster Tiefe muß es stammenUnd wie des Himmels Blau so treu,Was eure Seelen fügt zusammen,Dann bleibt´s euch ewig frisch und neu.Aus erster Lieb´ und erster WonneSproßt jede Blüt´ am Lebensbaum;wie ging die Zeit, wie ging die SonneDahin? – Ihr wißt es selber kaum.
Weißt du noch, wie ich am FelsenBei den Veilchen dich belauschte,Weißt du noch den Fliederstrauch,Wo der Strom vorüberrauschte?Weißt du noch den Bergespfad,Wo ich um den Strauß dich bat,Weißt du noch?Ach, es war ein süßes Bild,Als du da errötend standest,Und zur Erde all´ die BlumenFielen, die zum Strauß du wandest, Deine kleine, liebe HandSpielte mit dem blauen Band,Weißt du noch?Und es sahen Fels und StromDein Erröten und dein Beben,Sahen auch den ersten Kuß,Halb genommen, halb gegeben!Und des Himmels goldner StrahlÜberflog Gebirg und Thal,Weißt du noch?
Sei einsam, treibt dich dein GemüthDich selber zu bezwingen!Sei einsam, wenn dein Herz erglühtEin Höchstes zu vollbringen!Doch einsam fliehn aus der argen WeltWeil du dich dünkst gerechter,Nur deinem lieben Selbst gesellt,Das macht dich alle Tage schlechter.
Was mich still und traurig macht,Darf ich Keinem sagen,Einsam denk´ ich´s Tag und Nacht,Einsam muß ich´s tragen.Was mir sonst am Herzen lagIst dahin genommen,Seit von drüben Tag für TagSchreck und Groll mir kommen.Ach, wie schlimm die Welt gewußtSeinen Sinn zu thören!Ihn zu treiben, mir mit LustGlück und Ruh zu stören!Soll sich Alles, was einst gut,Uns so schnell verleiden?Freie Red´ und UebermuthWill nicht jeden kleiden.Was mir ganz und gar mißfällt,Dient ihm nur zum Spiele.Dürft´ ich sagen unverstelltWas mir mehr gefiele!Einsam denk´ ich´s Tag und Nacht,Darf es Keinem sagen.Was mich still und traurig macht,Einsam muß ich´s tragen!
Wie du´s ihnen einmal recht gemacht,so wollen sie´s immer haben,Und ob du zehnmal Bessres erdacht,Sie hadern mit deinen Gaben.Was schiert sie, daß dich das Leben geführt,Und anders dein Müssen und Sollen!Du sollst nur können, was sie berührt,Und kannst nichts, was sie nicht wollen.Daß du sie führest so wie du mußt,Nie werden sie dir´s erlauben!Das alte Lied und der alte Wust,Man predigt Blinden und Tauben!
Die Liebe ist ein Blüthesegen,Der heilig in der Seele ruht,Ein Röslein nicht, das von den WegenMan pflückt für seinen Wanderhut.Wenn ihr der Seelen Mai gehütet,Beklagt ihr nicht der Träume Flucht,Die Knospe, der ihr einst erglühtet,Prangt als lebend´ge Lebensfrucht.
Du zürnst dem Wort, das, kühl betont,Wie Undank dich getroffen,Und fühlst mit Bitterkeit belohntDein Geben und dein Hoffen.Befrag´ dich selbst, und halt´ in RuhDes Vorwurfs Pfeil im Köcher,Ob bittre Tropfen nicht auch duGemischt in fremden Becher!