Ihr steckt die Hand wohl in die Wogen,Doch denkt ihr nimmermehr dabei,Wenn ihr sie dann zurückgezogen,Daß nun ein Loch im Wasser sei;Und habt ihr eine Stellung inne,So meint ihr doch im eitlen Sinne,Daß, wenn ihr unverhofft erblasset,Ihr eine Lücke hinterlasset,
Wohl manch Gebet klopft an des Himmels Pforte,Das keinen Einlaß kann am Tor bekommen:Weil allen Erdenwust es mitgenommen,Um zu erscheinen vor dem höchsten Horte.Wohl ist schon oft an einem stillen OrteIn einer Seele wie ein Blitz erglommenEin Lichtgedanke, heil´ger als der FrommenGebete und der Priester heil´ge Worte.Das Beten ist nicht eine ird´sche Bitte,Es holt nicht erst, es trägt in sich den Segen;Das Beten ist nicht eine fromme Sitte:Das Beten ist der Seele freies Regen,Die aufsteigt aus des schwülen Lebens Mitte,Der ew´gen Schönheit sich ans Herz zu legen.
O, frage nicht, ob sie die Glocken läuten,Wenn dein Gemüt wird zum Gebete klar;Frag´ nicht, ob schon der Tempel seine PfortenGeöffnet für der Beter fromme Schar.Hand auf das Herz! jedweder grüne HügelIn Gottes Schöpfung ist ein Betaltar;Wer im Verborg´nen stillet eine Träne,Bringt ein Gebet der ew´gen Gottheit dar;Wer Trost und Hilfe bringt in eine Hütte,Wo Not und Elend sich emporgerungen,Der hat ein Lied inmitten der GemeindeAus seines Herzens Tiefe mitgesungen.Wer eine Labung dargebracht dem Kranken,In dessen Auge Tränenperlen hangen,Wer die Bedrängten rettet aus den Nöten,Der ist zum Tisch des Herren hingegangen.Mit Worten nicht, durch Taten nurLäßt sich das Christentum vertreten,Wer die Gebete zählen kann,kann nicht aus vollem Herzen beten.Drum fraget nicht nach Ort und ZeitUnd ob der Sabbath angegangen:Ein Tempel ist die ganze Welt,So weit am blauen HimmelszeltDie gold´nen Sterne aufgehangen.
Hüt´ dich vor Wünschen, Menschenkind!Die guten flattern fort im WindUnd keiner ist, der taubenfrommZurück mit grünem Ölblatt komm!Die schlimmen hascht der Teufel einUnd stutzt nach seinem Sinn sie fein,Erfüllt sie dir zu Leid und Last,Wenn du sie längst bereuet hast.
Was ist das Glück? –Nach jahrelangem Ringen,Nach schwerem Lauf ein kümmerlich Gelingen,Auf greise Locken ein vergoldend Licht,Ein spätes Ruhen mit gelähmten Schwingen –?Das ist es nicht!Das ist das Glück:Kein Werben, kein Verdienen!Im tiefsten Traum, da ist es dir erschienen,Und morgens, wenn du glühend aufgewacht,Da steht´s an deinem Bett mit GönnermienenUnd lacht, und lacht!
Schlachtentag, der Unheil oder SegenAufs Haupt von Nationen wenden soll,Dir schaun die Augen schlummerlos entgegenUnd alle Herzen qual- und schreckenvoll!O ernste Zeit, wo millionen fragen:"Wie wird für uns der nächste Morgen tagen?"
Flüchtig sind des Lebens Tage.Erdendasein ist ein Traum:Fülle nicht mit Sorg´ und KlageDieser Spanne kleinen Raum!Auf des Lebens klurzer ReiseSei uns Muth das Losungsworth!Nur durch Muth gelangt der WeiseIn den stürmesichern Port.
So oft erklungen durch die ReicheVon einem Volk der Sterbeschrei,Ziehn, sich zu werfen auf die Leiche,Die Völkergeier auch herbei.Ihr Flügelschlag ward oft vernommen,Die Weltgeschichte kennt den Ton –Doch wehe wenn die Geier kommenIn Deinem Namen – Religion!
Was an Liebe du erfahren,Trage tief in deiner Brust,Wo es keiner mag gewahren,Keinem außer dir bewußt.Sieh der Berg, im Felsenherzen,Wie er alles wohl versteckt,Was sein Schacht an edlen ErzenUnd Gesteinen je bedeckt.Sieh die Perlen wie GedankenSchlafen wie im Muschelhaus,Das sie innen ganz durchranken,Niemals treten sie heraus.Und dein eignes Herz, der RieseAn Gefühlen und an Glut,Sieh, wie es im ParadieseDeiner Brust verborgen ruht.Also deine Liebe wahreTief in deines Busens Schrein;Das Geheimnis offenbareDer Geliebten nur allein.Denn nur Liebende beglückenKann die Liebe – andre nicht:So wie Sterne nur entzücken,Die da sehen – Blinde nicht.
Eins ist die Menschheit,Ein Herz,Über Meere hinDen Riesenpulsschlag schleudernd.Ein Geist,In Millionen GeisternRingend zur Kraft,In Millionen NervenfasernFühlendUnrecht und Gerechtigkeit –Ein Mensch ist die Menschheit.