Dieweil uns die Natur zwei Augen wollte gönnen,Da man mit einem doch genugsam sehen können,So fragt´ Amyntas mich,Warum dies sei geschehen.Du sollst mit einem Aug´, antwortet´ ich, auf dich,Auf Andre mit dem andern sehen.
Wir gehn mit Lust und vollen Freuden Nach Rom, Madrid und nach Paris, Nach London, Amsterdam und Leyden; Wir gehn als Jason nach dem Vlies; Wir gehn nach Wien als Abgesandte, Wir gehn in´s Feld als Oberste, Auf´s Rathhaus als des Raths Verwandte, Als Flaggenführer in die See; Wir gehn, verschwendend unsre Stunden, Mit Brüdern in ein Saufgelag, Mit Schwestern in ihr Schlafgemach Und in´s Gehege mit den Hunden; Wir gehn, um niemals still zu stehn, Und kitzeln uns mit stetem Wandern; Wir gehn von einem Ort zum andern, Und woll´n doch in uns selbst nicht gehn.
Ein rechter Geck ist mehr, als mancher Schulfuchs, wert,Und man lernt mehr von ihm, als auf der hohen Schule;Der hustet Wort´ und schwitzt vor Weisheit in dem Stuhle,Weil jener, wenn er tanzt, singt, lachet, spricht und schwört,Verkehrt, was ansteht, zeigt. Die Weisheit dort bestehtIn vielen Worten, hier in einem krausen Zug:Dort lernt man sich zum Narr´n, hier lachet man sich klug.
Ein Handwerksmann zog wandernd übers Feld;Da fiel ein Hund ihn an. Er hatte nachts gefroren.Ein Steinwurf galt des Hundes Ohren.Umsonst, der Stein lag fest. - "Ha, die verkehrte Welt!Wer mag hier hausen, wer sich raufen?Die Steine legt man an, die Hunde läßt man laufen!"
Mensch, du schauest das Licht,Du betrittst das Leben, ein Lehrling;Wunder gehen dir auf,Höheres ahnt dein Herz.Freudig liebe das Leben,Und hoffend scheue den Tod nicht,Der mit der Binde der NachtWeihet zum höheren Licht.
Ich sagte jüngst, mein Herz von Schmerzen ganz erfüllt:Ich bin, erbarm´ es Gott, des Hiobs Ebenbild.Doch denk´ ich, Hiob darf sich mehr als ich betrüben.Mir ist mein halbes Gut, ihm keines übrigblieben.Ja, aller Kinder Tod beweint der kranke Mann,Da ich doch einen Sohn gesund noch küssen kann.Und unser Unglück ist nur darin zu vergleichen,Daß er sein Weib behielt und meines mußt´ erbleichen.
Aufrichtig und doch höflich seinStimmt selten miteinander ein;Doch muß man dir dies Lob zulegen,Du kannst dich wohl in beide schicken:Bist höflich, wenn ich bin zugegen,Aufrichtig hinter meinem Rücken.
Einst kam ein schönes Kind zur Beicht Von Sünden schwer, von Jahren leicht;Sie fiel sogleich auf ihre Knie,Entdeckte, was sie drückt, mit angenehmen Klagen,Und gab bescheidentlich Bericht auf alle Fragen.Als ihre Ehrwürd´ aber sieNach ihrem Namen fragt; so sagte sie geschwinde:Es ist mein Name keine Sünde.
Manch ungehobelt Holz wird zum Merkur gemacht,Weil mancher theure Mann, aus aller Höfling´ Acht,Sich sonst bei keinem Maß, als seinem Schatten mißt.Viel hebt das Glück empor, viel´ hält es auch zurück;Doch wer die Welt recht kennt, der findet, daß das GlückMehr Schulden ausstehn hat, als es selbst schuldig ist.
Ein Bauer nam den Hutt nicht ab,Als man dem Volck den Segen gab;Wie nun der Bischoff dieses schaute,Und mit der Kirchenbuss´ ihm draute,So sagt´ er: Ist der Segen gutt,So geht er woll durch meinen Hutt.