Oh stille Amarylle,Du blühst, wenn Herbst schon leer.Von Frucht- und BlütenfülleBliebst du mir und nichts mehr.Ich trug dich in mein Zimmer,Balkon war schon zu kalt.Leucht Sommers letzten SchimmerDu mir. Das Jahr ist alt.Und alt ist auch mein Herz schon,Und weiß ist schon mein Haar.Sei du mein letzter Herbstlohn –Stumm, traurig. Und was mir warAn Herzblühn und Geistfruchtzeit,Ist abgewelkt, wurmtaub.Auf Schmerz und Mühn und Sucht streutEnttäuschung totes Laub.Ach wenn auf meinem Grab nurDie stille Flamme ständ!Oh Amaryll, ich hab nurDas Licht, das jenseits brennt.
Wenn du verlassen bist –Das was dich grausen macht;Deine VerlassenheitWird zum Gespenst.Daß so nichts neben dir geht:Geht auf unhörbarm FußImmer und ungetrenntNeben dir her.Wo du auch gehst, ist nichts –Daß deine Hand so greift:Geht ganz undeutbar leisNeben dir her.Oh, du erbebst und lebstDoppelt und zahllos die Angst:Nichts, nichts, und immer nichts gehtNeben dir her.Wie du auch horchst, dein OhrHört keinen Laut,Der aber lispelt so grell:– Hier bin ich nicht. –Hier ist nichts, hier, und hier,Ohne GefährtMußt du den langen WegGehn, gehn und gehn.Mußt du verlassen gehn.Tausend GespensterFliehn vor dem Wehn, das leichtNeben dir streicht.Deine VerlassenheitStreicht als ein weites KleidMit seinem äußersten SaumÜber den Mond.Deine Verlassenheit[Tages- und Nachgespenst]Geht durch die Sterne nochNeben dir her.
Mancherlei sammelt gar Mancher,Und weiß des Sammelns kein Ende,Und ob dem Mancherlei, ach!Sammelt er selber sich nicht.Hast du alles gesammelt,Was wird dein Sammeln nützen,Wenn du die Welt auch gewännst,So du dich selber zerstreust? –Die zerstreut waren,In eine Herde zu sammeln,Kam vom Himmel herabSelber des Ewigen Sohn;Sprach auch deutlich genug:Wer nicht mit mir sammelt, zerstreut!Und doch bleibet zerstreutSorglos die thörichte Welt! –
Warum sind der TränenUnterm Mond so viel?Und so manches Sehnen,Das nicht laut sein will?Nicht doch, liebe Brüder!Ist das unser Mut?Schlagt den Kummer nieder;Es wird alles gut!Aufgeschaut mit Freuden,Himmelauf zum Hernn!Seiner Kinder LeidenSieht er gar nicht gern.Er will gern erfreuen,Und erfreut so sehr;Seine Hände streuenSegen´s g´nug umher.Nur dies schwach GemüteTrägt nicht jedes Glück,Stößt die reine GüteSelbst von sich zurück.Wie´s nun ist auf Erden,Also sollt´s nicht sein.Laßt uns besser werden.Gleich wird´s besser sein.
Sprich nur, sprich!ich höre die Rede rinnen,ich höre dich.Durch das Ohr nach innengleitet die Welle;Frieden trägt sie und Helletönend mit sich.Ich höre die Worte rinnen –ich will mich auf keins besinnen:ich höre dich.
Wirke, bilde! Ob im Leben,Ob im Zauberland des Scheins,Zwing´ des Stoffes Widerstreben,Sei mit deinem Schaffen eins.Freu´ dich, wenn es Frucht getragen!Aber köstlicher noch bleibtJener Tropfen Unbehagen,Der zu neuem Werke treibt.
Ich wollt, daß ich daheime wärUnd aller Weite Trost entbehr.Ich mein daheim im Himmelreich,Da ich Gott schaue ewig gleich.Wohlauf, mein Seel, und richt dich dar,Da wartet dein der Engel Schar.Wenn alle Welt ist dir zu klein,Du kommest denn eh wieder heim.Daheim ist Leben ohne TodUnd ganze Freude ohne Not.Da ist Gesundheit ohne WehUnd währet heut und immermeh.Da sind doch tausend Jahr wie heutUnd ist auch kein Verdrießlichkeit.Wohlauf, mein Herz und all mein Mut,Und such das Gut ob allem Gut!Was das nicht ist, das schätz gar kleinUnd sehn dich allzeit wieder heim.Du hast doch hier kein Bleiben mehr,Obs morgen oder heute war.Da es denn anders nicht mag sein,So flieh der Weite falschen Schein.Bereu dein Sund, beßre dich gleich,Als wollt es morgen gen Himmelreich.Gott segne dich, Sonn, Gott segne dich, Mond,Ich will zu Gott, der im Himmel wohnt.
Bei mir kann kein Buch veralten.Kaum hab ich eins, so muß ich´s schon verleihn.Und da fällt´s oft den Leuten ein,Daß es viel leichter sei, die Bücher zu behalten,Als das, was sie enthalten.
Charlotten hat ihrem Arzt gesagt,Daß zwar das Liebeswerk am Abend mehr behagt,Allein gesünder sei´s, des Morgens sein zu pflegen.Nun will sie also, wohlbedacht,Es zweimal täglich tun - früh, der Gesundheit wegen,Und abends, weil´s Vergnügen macht.
Ein Feuer sonder Feu´r, ein lebendiger Tod,Ein Zorn, doch ohne Gall´, ein´ angenehme Not,Ein Klagen außer Angst, ein überwundner Sieg,Ein unbeherzter Mut, ein freudevoller Krieg,Ein federleichtes Joch, ein nimmerkrankes Leid,Ein zweifelhafter Trost und süße Bitterkeit,Ein unvergiftet Gift und kluge Narretei,Ja kürzlich: Lieben ist nur bloße Phantasei.