Höhnisch Heulen Von herben Winden! Rauhe Schauer Rieseln durch Mark und Bein. Wirbelnde Blätter Von den Linden Schleifen in öden, Schlüpfrigen Schlamm hinein. Wolken weinen da droben; Pessimistische Zähren Spritzt mir der Sturm ins Gesicht – Leben voll Jammer und Schwären! Trotzig dich wehren! Kämpfend verklären! Lockenschüttelnd das Haupt erhoben, Seele voll Licht! Freude gebären! Modre, vermodre Du nur, du nur im Sumpfe nicht!
Wie sangen die Vögel der Jugend so süßIn Goldregen und Syringen!Der Traum schlug um mich sein Zaubervlies ...So hör´ ich sie nie mehr singen.Was ist meinen armen Ohren geschehnSeit jenen taufrischen Tagen,Daß die Nachtigallen nicht mehr so schönUnd matter die Drosseln schlagen?Ich glaube, der große graue Mann,Das Leben ist gekommenUnd hat mit grausamem Griff daranDas Blümchen weggenommen.Mir wird zumute ganz wunderbarWie einem Kind auf der Wiese:Ist denn das alte Märchen wahrVom verlorenen Paradiese ...?– »Dein Herz ist traurig, dein Geist ist müd,Dir grau die Stunde zu färben –O Liebster, die Blume der Jugend blühtTaufrisch aus Moder und Scherben.Die Vögel singen so süß wie einst,Mußt nur ein Stündelein warten –Dann kommt es dir, daß du vor Freude weinstIm wiedergefundenen Garten.«
Weihnacht, wunderbares Land,Wo die grünen Tannen,Sternenflimmernd rings entbrannt,Jeden Pilger bannen!Glücklich kindlicher GesangSchwebt um heilige Hügel,Schwebt der Heimat Welt entlang,Sehnsucht seine Flügel.Friedestarken Geistes MachtSehnt sich, zu verbünden,Über aller NiedertrachtMuß ein Licht sich zünden.Lebens immergrüner BaumTrägt der Liebe Krone –Und ein milder SternentraumKüßt die starrste Zone.
Wenn jetzt der Tod, der große Winzer, käme,Mich abzuschneiden von dem Stock der Zeit –Eh er die Traube mit dem Messer nähme,Sänk´ ihm der Arm: »Noch ist die Stunde weit.Zwar Sturm und Sonnenschein ward dir beschieden,Genossen hast du Qual und Lust der Welt,Empörung kennst du, und du kennst den Frieden,Den reiferen Früchten hast du dich gesellt.Doch tiefer sollst du deine Beeren neigen,Und süß wie Honig will ich deinen Saft,Gedeihe noch im Licht- und Schattenreigen –Erst wenn du köstlich, wirst du heimgerafft.«
Im Nebel schlummern Tal und Flur;Durch Sturmgebraus und RegenDie tiefaufdonnernde EisenspurSaus´ ich dem Morgen entgegen.Es graut, und fahler Schein erwachtDort über jenen Höhen,Ins Föhrendickicht verkriecht die Nacht –Nur weiter in Lust und in Wehen!Stoß aus, du eherner Koloß,Die weiße Dampfessäule,Trag mich vorüber an Dorf und Schloß,Vorüber in rasender Eile!Doch wie du stampfst und wie du jagst,Vorschleudernd deine Pranken,Stürmischer, als du stürmen magst,Stürmen meine Gedanken.O Heimat, Heimat, weicher Klang,Tönst tief mir in den Ohren!Ein Kind bin ich in meinem DrangUnd gleiche wohl armen Toren.Doch berg´ ich auch in frommer ScheuMein Haupt im Mutterschoße,Menschheit, dir bin ich zum Tode treu,Heilige, Ewige, Große.
Heut ging ich müßigDen ganzen Tag,Nun bitter büß´ ichDen Mißertrag.UmhergetriebenIn Markt und Stadt,Und nichts geblieben,Was Tiefe hat.Ein flaches TändelnMit der und der,Ein schwaches PendelnDie Kreuz und Quer.Bei BüchsenschießenUnd BudenschreinEin halb VerdrießenUnd Nichtsgedeihn.Der Schwarm der GrillenSchwirrt stechend um,Mich einzuhüllenMit Summ und Brumm:»Was gingst du müßigDen langen Tag?«Und bitter büß´ ichDen Mißertrag.
Pfingsten! Ich will ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch (Apostelgeschichte 2, 17)Das schöne Pfingsten zieht hereinIm lieben, gold’nen SonnenscheinMit Blumenduft und Singen!Es jubelt fröhlich nah und fern:„Gelobet sei der Geist des Herrn,Der alles ließ gelingen!“Das schöne Pfingsten zieht herein!O Herz, auch du sollst glücklich seinIn diesen Freudentagen!Auch dir soll durch des Geistes Kraft,Der neues Leben in dir schafft,Ein Gnadenstündlein schlagen!Das schöne Pfingsten zieht herein!Kein Menschenkind steht nun allein,Vereinsamt und verlassen.Der Geist, der Wohnung bei ihm macht,Der seinen Lebensgang bewacht,Will liebend es umfassen.Das schöne Pfingsten zieht herein!Nun sind wir alle, groß und klein,Befreit von Sündenschmerzen!Der Geist des Friedens leuchtet mild,Verklärend uns in Christi Bild,In den erlösten Herzen!Das schöne Pfingsten zieht herein!Ach, stelle deine Zweifel einUnd stärke dein Vertrauen!In jeder Not, in jedem StraußHilft dir der Geist des Glaubens ausZum siegesfrohen Schauen!Das schöne Pfingsten zieht herein!Nun gehe in dein KämmerleinUnd bete still verborgen!Der Geist, der dir zur Seite stehtUnd mit dir zu dem Vater fleht,Macht los dich aller Sorgen!Das schöne Pfingsten zieht herein!O, öffne deinen Herzensschrein,Den Tröster zu empfangen!Er nahet dir zu jeder Zeit,Enthebet dich der TraurigkeitUnd stillet dein Verlangen!Das schöne Pfingsten zieht herein!Nun labe dich am Gnadenwein,Den Gottes Geist dir spendet!Er gibt zu deiner WanderschaftStets frischen Mut und neue Kraft,Bis deine Wallfahrt endet!Das schöne Pfingsten zieht herein!Es schwindet deine Seelenpein,Du sollst nicht unterliegen.Du wirst, vom Geist des Herrn geweiht,Im heilig-ernsten GlaubensstreitRecht kämpfen, herrlich siegen!Das schöne Pfingsten zieht hereinIn Edens diamant’nem Schein,Wo unsre Kronen winken.O, hochgelobter Geist der Macht,Laß uns dereinst in HimmelsprachtBeseligt niedersinken!
Heute mir und morgen dir! So hört man die Glocken klingen,Wenn wir die Verstorbenen hierAuf den Gottesacker bringen.Aus den Gräbern ruft´s herfür: Heute mir und morgen dir!Heute rot und morgen tot!Unser Leben eilt auf Flügeln, Und wir haben´s täglich not,Dass wir uns an Andern spiegeln. Wie bald ruft des Herrn Gebot:Heute rot und morgen tot!Mensch, es ist der alte Bund,Und der Tod zählt keine Jahre; Bist du heute noch gesund, Denk an keine Totenbahre! Jedem kommt die letzte Stund´, Mensch, das ist der alte Bund!Ach, wer weiß, wie nah mein Tod!Ich will sterben, eh´ ich sterbe,So wird mir die letzte NotWenn sie kommt, doch nicht zu herbe.Rüste mich dazu mein Gott!Ach, wer weiß, wie nah mein Tod!Selig, wer in Christo stirbt! Denn ihm wird der Tod zum Leben; Der das Leben hier erwirbt, Dem nur wird es dort gegeben. Wer nicht lebet, der verdirbt:Selig, wer in Christo stirbt!
Pfingstgebet Heil´ger Geist vom Himmelsthrone,Geist vom Vater und vom Sohne, komm mit deinem Gnadenschein!Senk´ aufs Neue dich herniederUnd erfülle Jesu Glieder,kehr´ in alle Herzen ein! Laß doch wieder Pfingsten werden,breite Jesu Reich auf Erdenherrlich immer weiter aus!Leuchte hell mit deinem Wortein die fernsten Heidenorte,kehre ein in jedes Haus! Zünde an der Liebe Flammen,halte fest vereint zusammenDeine liebe Christenheit!Laß dein Feuer doch bald brennen,daß wir Jesum recht erkennen und den Weg zur Seligkeit! Bald mit mächt´gem Sturmesbrausen,bald mit sanftem Friedenssausen zieh uns allesamt zu dir,daß wir unser ganzes LebenDir allein zum Opfer gebenmit der seligsten Begier! Fülle uns mit deinen Gaben,die zum ew´gen Leben laben:Friede, Freude und Geduld!Lehre uns der Welt absagen,unser Kreuz in Demut tragenund vergib uns unsre Schuld! Will der Feind den teuren Glaubenan dein heil´ges Wort uns rauben,oh so steh´ uns kräftig bei,dass wir ja nicht unterliegen;hilf uns streiten, hilf uns siegen,und mach uns auf ewig frei! Mögen auch die bösen Rottenunser Christentum verspotten,soll uns doch nicht bange sein!Gottes Geist macht bald zunichtealle ihre Spottgedichte,ihre Torheit leidet Pein! 0h du Beistand unsrer Seelen,laß uns deinen Trost nicht fehlen,wenn das Herz ermatten will!Stärke dann mit deiner Treueunsern Pilgerlauf aufs Neue,steht der schwache Fuß schon still! Endlich hilf uns selig sterbenund das Himmelskleinod erben,das den Deinen liegt bereit!0h du Geist der Liebe, führeuns durch Edens gold´ne Türeein zu Jesu Herrlichkeit!
Es sprach mein Herz,Es sang mein Herz:Sei stark und fröhlich auf der Welt!Was dir mißglückt,Was dich bedrückt,Wirf hinter dich aufs Totenfeld!An Mute kleinKann jeder sein,Was ist denn da Besondres dran?Das Leben istVoll Kampf und List –Weh dem, der´s nicht vertragen kann!Ein armer Wicht,Wer gleich verzichtUnd senkt sein Fähnlein in den Staub!Du denk und dichtIns MorgenlichtUnd weißt du nicht wie´s geht, so glaub!Schwarzsehern traun,Heißt Särge baun,Sollst dorthin schaun, wo winkt ein Held.Es sprach mein Herz,Es sang mein Herz:Sei stark und fröhlich trotz der Welt!