Ist das noch derselbe Himmel,Der sich über mir gespannt,Als im flackernden GewimmelWilder Feuer ich gebrannt?Ist das noch dieselbe Erde,Die mein rascher Fuß betrat,Als mit glühender GebärdeIch geschleudert Zukunftssaat?Erd´ und Himmel sind die gleichen,Und die gleichen Sonnen lohn,Doch die Seele rückt ihr ZeichenIn begrenzte Felder schon.Schritt für Schritt wird nun gemessen,Noch im Schwunge geizt die Hand,Rann doch zu viel Korn indessenAuf Morganas Wüstensand ...
Ostern Die Ostersonne steigt empor, tritt durch das goldne Morgentorbeim Klang der Osterglocken.Die Erde prangt im Festtagskleid in neu erwachter Herrlichkeit, und alles ist Frohlocken.Der Heiland lebt, er ist nicht tot, er ging hervor beim Morgenrotaus finstern Grabesbanden.Die Engel Gottes tun es kund der ganzen Welt mit frohem Mund:»Der Herr ist auferstanden!«Der Stein, so schwer, so fest und groß, vermochte nicht, im Erdenschoß den Herrn der Welt zu halten, der Osterkönig ist nun frei, die Siegel brach der Held entzwei, trotz höllischer Gewalten.Wir sehen nun mit Glaubenssinn, das leere Grab und nichts darinals himmlische Gesandten.Wir gehen mit den frommen Frau´n, den Lebensfürsten selbst zu schau´n,Der wahrlich auferstanden.Wir eilen ohne Rast und Ruh dem holden Freund der Sünder zu,und sinken ihm zu Füßen, wie jene Jesusjünger dort, so hören wir sein Friedenswort,sein sel´ges Ostergrüßen.Der Herr ist Sieger allezeit, in Kreuz und Todesbitterkeit, der starke Fürst des Lebens.Wer ihm vertraut in aller Not, ihm treu verbleibt bis an den Tod, glaubt wahrlich nicht vergebens.Zwar ist in diesem Jammertal der Weg der Zionspilger schmal, und eng die Himmelspforte. Wir wissen wohl: Durch Kreuz und Leid führt unser Pfad zur Herrlichkeit, nach Gottes heil´gem Worte.Der Osterkönig geht voran und zeigt uns selbst die rechte Bahn, auch durch des Todes Türen.Und ob es eine Weile währt, so wird er uns doch – schön verklärt – zur Himmelsfreude führen.Oh Siegesfürst, du Osterheld, dir bringt die ganze Sünderwelt Anbetung, Preis und Ehre.Dort in des Himmels Osterschein klingt unser Halleluja rein, im Chor der Himmelsheere.
Pfingsten! Ich will ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch (Apostelgeschichte 2, 17)Das schöne Pfingsten zieht hereinIm lieben, gold’nen SonnenscheinMit Blumenduft und Singen!Es jubelt fröhlich nah und fern:„Gelobet sei der Geist des Herrn,Der alles ließ gelingen!“Das schöne Pfingsten zieht herein!O Herz, auch du sollst glücklich seinIn diesen Freudentagen!Auch dir soll durch des Geistes Kraft,Der neues Leben in dir schafft,Ein Gnadenstündlein schlagen!Das schöne Pfingsten zieht herein!Kein Menschenkind steht nun allein,Vereinsamt und verlassen.Der Geist, der Wohnung bei ihm macht,Der seinen Lebensgang bewacht,Will liebend es umfassen.Das schöne Pfingsten zieht herein!Nun sind wir alle, groß und klein,Befreit von Sündenschmerzen!Der Geist des Friedens leuchtet mild,Verklärend uns in Christi Bild,In den erlösten Herzen!Das schöne Pfingsten zieht herein!Ach, stelle deine Zweifel einUnd stärke dein Vertrauen!In jeder Not, in jedem StraußHilft dir der Geist des Glaubens ausZum siegesfrohen Schauen!Das schöne Pfingsten zieht herein!Nun gehe in dein KämmerleinUnd bete still verborgen!Der Geist, der dir zur Seite stehtUnd mit dir zu dem Vater fleht,Macht los dich aller Sorgen!Das schöne Pfingsten zieht herein!O, öffne deinen Herzensschrein,Den Tröster zu empfangen!Er nahet dir zu jeder Zeit,Enthebet dich der TraurigkeitUnd stillet dein Verlangen!Das schöne Pfingsten zieht herein!Nun labe dich am Gnadenwein,Den Gottes Geist dir spendet!Er gibt zu deiner WanderschaftStets frischen Mut und neue Kraft,Bis deine Wallfahrt endet!Das schöne Pfingsten zieht herein!Es schwindet deine Seelenpein,Du sollst nicht unterliegen.Du wirst, vom Geist des Herrn geweiht,Im heilig-ernsten GlaubensstreitRecht kämpfen, herrlich siegen!Das schöne Pfingsten zieht hereinIn Edens diamant’nem Schein,Wo unsre Kronen winken.O, hochgelobter Geist der Macht,Laß uns dereinst in HimmelsprachtBeseligt niedersinken!
Pfingstgebet Heil´ger Geist vom Himmelsthrone,Geist vom Vater und vom Sohne, komm mit deinem Gnadenschein!Senk´ aufs Neue dich herniederUnd erfülle Jesu Glieder,kehr´ in alle Herzen ein! Laß doch wieder Pfingsten werden,breite Jesu Reich auf Erdenherrlich immer weiter aus!Leuchte hell mit deinem Wortein die fernsten Heidenorte,kehre ein in jedes Haus! Zünde an der Liebe Flammen,halte fest vereint zusammenDeine liebe Christenheit!Laß dein Feuer doch bald brennen,daß wir Jesum recht erkennen und den Weg zur Seligkeit! Bald mit mächt´gem Sturmesbrausen,bald mit sanftem Friedenssausen zieh uns allesamt zu dir,daß wir unser ganzes LebenDir allein zum Opfer gebenmit der seligsten Begier! Fülle uns mit deinen Gaben,die zum ew´gen Leben laben:Friede, Freude und Geduld!Lehre uns der Welt absagen,unser Kreuz in Demut tragenund vergib uns unsre Schuld! Will der Feind den teuren Glaubenan dein heil´ges Wort uns rauben,oh so steh´ uns kräftig bei,dass wir ja nicht unterliegen;hilf uns streiten, hilf uns siegen,und mach uns auf ewig frei! Mögen auch die bösen Rottenunser Christentum verspotten,soll uns doch nicht bange sein!Gottes Geist macht bald zunichtealle ihre Spottgedichte,ihre Torheit leidet Pein! 0h du Beistand unsrer Seelen,laß uns deinen Trost nicht fehlen,wenn das Herz ermatten will!Stärke dann mit deiner Treueunsern Pilgerlauf aufs Neue,steht der schwache Fuß schon still! Endlich hilf uns selig sterbenund das Himmelskleinod erben,das den Deinen liegt bereit!0h du Geist der Liebe, führeuns durch Edens gold´ne Türeein zu Jesu Herrlichkeit!
Heute mir und morgen dir! So hört man die Glocken klingen,Wenn wir die Verstorbenen hierAuf den Gottesacker bringen.Aus den Gräbern ruft´s herfür: Heute mir und morgen dir!Heute rot und morgen tot!Unser Leben eilt auf Flügeln, Und wir haben´s täglich not,Dass wir uns an Andern spiegeln. Wie bald ruft des Herrn Gebot:Heute rot und morgen tot!Mensch, es ist der alte Bund,Und der Tod zählt keine Jahre; Bist du heute noch gesund, Denk an keine Totenbahre! Jedem kommt die letzte Stund´, Mensch, das ist der alte Bund!Ach, wer weiß, wie nah mein Tod!Ich will sterben, eh´ ich sterbe,So wird mir die letzte NotWenn sie kommt, doch nicht zu herbe.Rüste mich dazu mein Gott!Ach, wer weiß, wie nah mein Tod!Selig, wer in Christo stirbt! Denn ihm wird der Tod zum Leben; Der das Leben hier erwirbt, Dem nur wird es dort gegeben. Wer nicht lebet, der verdirbt:Selig, wer in Christo stirbt!
Nacht fließt in Tag und Tag in Nacht,Der Bach zum Strom, der Strom zum Meer –Im Tod zerrinnt des Lebens Pracht,Und Tod zeugt Leben, licht und hehr.Und jeder Geist, der brünstig strebt,Dringt wie ein Quell in alle Welt,Was du erlebst, hab ich erlebt,Was mich erhellt, hat dich erhellt.All sind wir eines Baums Getrieb,Ob Ast, ob Zweig, ob Mark, ob Blatt –Gleich hat Natur uns alle lieber,Sie unser aller Ruhestatt.
Solang du jungTreibst du die Zeit,Die lästig säumt,Wild vor dir her,Daß endlich sie bringtWas du erhofft,Was du ersehnt.Doch wenn du alt,Dann treibt sie dich,Wie du sie triebst,Und wickelt ab,Sausend und flugs,Dein Lebensgarn –Bald bist du vorbei!
Verschneiter Morgen!Über Nacht gewoben ein weißer Schleier!O wär´ es ein Linnen zur LeichenfeierDen erwachenden Sorgen.Jäh ging er fort, verschneit ist der Weg,Dort ging er hin, verschneit ist die Brücke.Verschneit ist der einzige WegZum Glücke.
Ich bin ein Fremdling auf ErdenUnd wandere ein und aus,Und kann nicht heimisch werdenIn meinem eigenen Haus.Der Sehnsucht wunde Schwingen,Gezwängt in Gefangenschaft,Schlagen in blutigem Ringen, Flattern in lechzender Kraft!Paläste aus MarmorquadernSind leichtes Wandergezelt;Tief in des Herzens AdernGlüht eine andere Welt.
Von allen Welten, die kreisen im All,Und entstehn und verwehn wie Funkenfall,Ist jene die schönste, die unsichtbar,Und doch so eigen, und brennend klar,Zwischen zwei Menschen allein ersteht,Zwischen zwei Menschen allein vergeht,Von deren Inhalt, von deren Bahnen,Alle anderen Welten nichts ahnen!