Was fragst du mich, wie es wohl sei gekommen, Daß also hell der Liebesstrahl entglommen, Der meines Daseins schönes Sonnenlicht? Ich weiß es nicht! Was fragst du mich, wie ich es werd´ ertragen, Wenn einst nach diesen himmellichten Tagen Herein die finstre Nacht der Trennung bricht? Ich weiß es nicht!
Im tiefsten InnernEin süß ErinnernUnd einen GrußZum Tagesschluß.Daß Gottes GüteMein Glück behüte,Daß seine Treu Stets mit dir sei;Daß deine SeeleSich mir vermähleAuf ewiglich:Das bete ich.Auf ihn nur zähl´ ich,Uns beid´ empfehl´ ichFromm seiner Macht –Nun, gute Nacht!
Weiße Rose, die so bleichUnd so duftig blüht!Liebe, die so schmerzenreichUnd so selig glüht!Was an ew´ger GeistessaatMir der Herr geschenkt,Meine ganze Seele hatSich darein versenkt! –Pflanzen laß die Rose michIn den Staub vor dir,Nicht zum Schmuck und Stolz für dich,Doch zur Wonne mir.
Ich hoffte einst auf schöne TageUnd lauschte mit erschloß´ner BrustDer mährchenhaften WundersageVon ewig heitrer Liebeslust.In jugendfrohem ÜbermutheGlaubt´ ich von jedem Glück und Gute,Daß es mir zugewiesen sei –Es ist vorbei!Und als der fromme Wahn entschwunden,Da fleht´ ich, stolz auf meine Qual:Bleibt ewig offen, meine Wunden,Als unvergänglich Liebesmahl.Und mußten Freud und Glück verwehen,So soll mein heil´ger Schmerz bestehen,Daß Eines doch unsterblich sei –Es ist vorbei!
Es hat der bangen, schreckerfüllten WeltDie Kirche einst den Lehrsatz aufgestellt,Daß zu der Pein der ew´gen HöllenflammeDer Irrthum schon, nicht bloß die Schuld verdamme.Doch eine lich´tre, bess´re Zeit begann,Des alten Molochglaubens Spuk zerrann;Die Kirche selber mußte anerkennen,Daß Irrthum von der Sünde wohl zu trennen.Das Schicksal nur, das Thränen mir erpreßt,hält noch an jenem grausen Dogma fest,Und straft mich für den Wahn, der mich befangen,Als hätt´ ich Frevel sonder Zahl begangen.Wenn, daß ich schmerzlich mich in Dir geirrt,Mir nicht als Sünde angerechnet wirdDann, wahrlich! habe ich sie nicht verschuldetDie bitt´re Qual, die jetzt mein Herz erduldet!
Und Heil euch, die ihr in dem Glanz und StolzDer Jugend niedersteiget zu den Toten,Eh´ euch noch an des Lebens MarterholzDer Essigschwamm des Zweifels ward geboten,Eh´ euch der Tage Last, der Erde Wust,Die schweren Bürden, Geist und Arm gelähmet,Eh´ jene Weisheit, die den Gott vervehmet,Mit ihrem Frost durchkältet eure Brust.
Nicht wahr, ihr Alle wünscht, wenn einst die StundeGekommen, wo die andern Wünsche enden,In eurer Lieben Mitte zu entsendenDen letzten Hauch vom todesblassen Munde?Verlangt es mich im tiefsten SeelengrundeNach solchen Glückes heilig süßen Spenden,Muß ich mich an den holden Frühling wenden,Den einz´gen Freund, mit welchem ich im Bunde.Und weil kein and´rer Gruß die dunkle GruftMit Liebesschimmer sanft mir wird umfärben,Wenn nicht sein Gruß als Licht und Sang und Duft,Möcht ich mir dieses milde Loos erwerben:Zur Zeit der Blühten und der sonn´gen LuftAn schönen Frühling´s schönstem Tag zu sterben!
Stets öder wird´s auf meinem Pfade,Am Herzen nagt mir dumpfe Pein.O Hoffnung, du Scheherezade!Wieg´ mich mit deinen Märchen ein!Die Nacht, der ich entgegenschreite,Verhülle mir mit ros´gem Flor,Und gib mir tröstend zum GeleiteHoldsel´ger Zukunftsträume Chor.Wird ihnen die Erfüllung nimmerIn diesem schwanken Erdenhaus,So breite deinen milden SchimmerWeit über´s dunkle Grab hinaus.O nahe mir wie Frühlingsrauschen,Vor dem des Eises Rinde springt,Und laß mich deinen Märchen lauschen,Bis froh mein Herz davon erklingt!Die Hoffnung drauf: »Ein Märchen nennstDu selbst, was ich zu künden weiß,Und sagst damit, daß du erkennst,Wie fern und fremd du meinem Kreis.Zu tief ist deiner Stirn das ZeichenRuchlosen Zweifels eingebrannt!Nie wieder wird er von dir weichen,Du bist und bleibst an ihn gebannt.Und so ist mir die Macht benommen,Dir vorzuspiegeln holden Wahn.Mein Zuspruch könnte dir nicht frommen,Denn, ach! Du glaubtest nicht daran!« sollt´ es auch das Fell euch kosten!
Das dir zumeist am Herzen nagt?O prüfe dich! du wirst gestehen,Das Leid nicht ist´s, das dir geschehen,Und nicht die Sorge, die dich plagt.Du könntest sie zur Noth vergessen,Doch nimmermehr das Traumbild dessenWas dein Geschick dir streng versagt.Nur dieses, und nur dieß allein,Steht immerdar vor deinen Augen,Es darf dir Kraft und Muth entsaugen,Zerrütten dir dein innerst Sein;O Thorheit! Thorheit, unermessen!Für Güter, die du nie besessen,Erträgst du des Verlustes Pein!
Die hier im dunkeln Grabesschoße ruht, Nach langen Kampfes Mühsal und Beschwerde, Wie jedes andre arme Kind der Erde War sie ein Doppellaut von Schlimm und Gut. Nichts unterschied sie von der großen Schar, Behaglich atmend in der Lüge Brodem, Als daß die Wahrheit ihrer Seele Odem, Und daß getreu bis in den Tod sie war.