An deiner Brust ist meine Stelle,In deinen Armen mein Asyl!Mich warf des Sturm´s empörte WelleAn dieses bang ersehnte Ziel.Die Gaben, die das Leben zieren,Jedwedes Gut, das köstlich heißt,Was ich besaß, mußt´ ich verlieren,Daß du fortan mir Alles sei´st.Jetzt, da ich Alles hingegeben,Wird mir´s durch dich zurückgeschenkt,Wenn unter wonnevollem BebenDein Mund auf meine Stirn´ sich senkt.
Es hat der bangen, schreckerfüllten WeltDie Kirche einst den Lehrsatz aufgestellt,Daß zu der Pein der ew´gen HöllenflammeDer Irrthum schon, nicht bloß die Schuld verdamme.Doch eine lich´tre, bess´re Zeit begann,Des alten Molochglaubens Spuk zerrann;Die Kirche selber mußte anerkennen,Daß Irrthum von der Sünde wohl zu trennen.Das Schicksal nur, das Thränen mir erpreßt,hält noch an jenem grausen Dogma fest,Und straft mich für den Wahn, der mich befangen,Als hätt´ ich Frevel sonder Zahl begangen.Wenn, daß ich schmerzlich mich in Dir geirrt,Mir nicht als Sünde angerechnet wirdDann, wahrlich! habe ich sie nicht verschuldetDie bitt´re Qual, die jetzt mein Herz erduldet!
Was fragst du mich, wie es wohl sei gekommen, Daß also hell der Liebesstrahl entglommen, Der meines Daseins schönes Sonnenlicht? Ich weiß es nicht! Was fragst du mich, wie ich es werd´ ertragen, Wenn einst nach diesen himmellichten Tagen Herein die finstre Nacht der Trennung bricht? Ich weiß es nicht!
Willst du erschau´n, wie viel ein Herz kann tragen,O blick´ in mein´s!So reich an Wunden, vom Geschick geschlagen,War wohl noch kein´s.Doch mitten in den wütendsten OrkanenErhob ich mich,Und schritt dahin auf meinen fernen Bahnen –Wie stark war ich!Wie ward mir doch nun so mit einemmaleDie Kraft geraubt?Es trotzte mutig dem GewitterstrahleMein stolzes Haupt,Doch als du zu mir sprachst mit leisem Grüßen:"Ich liebe dich!"Da sank ich still und weinend dir zu Füßen –Wie schwach bin ich!
Weiße Rose, die so bleichUnd so duftig blüht!Liebe, die so schmerzenreichUnd so selig glüht!Was an ew´ger GeistessaatMir der Herr geschenkt,Meine ganze Seele hatSich darein versenkt! –Pflanzen laß die Rose michIn den Staub vor dir,Nicht zum Schmuck und Stolz für dich,Doch zur Wonne mir.
Das Meer hat die Spuren des Sommers gelöschtbald wird auch die Sonne vereisenin der Januarnebelwandsetz deine Gedanken dort in den Kahnvon Fischern an den Strand geschobenzum Winterschlafhäng deine Gedankenin das kahle Astwerk der Bäumeunter den Orgeltönen der rauhen Seeerst auf dem Rückweghol sie dir wiedersammel sie einGeläutert
Für jene mag man Haß empfinden,In deren Freveln noch die Spur,Ein leiser Schimmer noch zu findenDer ewig menschlichen Natur.Allein der Schlangen falsch Gezücht,Das, wenn es giftig uns verwundet,Nur seine Eigenart bekundet,Zertritt man, doch man haßt es nicht!
Wenn ein Kranker schlummernd liegt,Mild von Traumesarm gewiegt,Schweigen Alle im Gemache,Daß der Arme nicht erwache.Leis´ ihr Hauch und stumm der Mund,Kaum berührt ihr Fuß den Grund –Und der Kranke schlummert weiter,Ruhbeseligt, traumesheiter.Innig fleh´ ich jetzt zu dir:Halte du es so mit mir,Mit dem tieferschöpften Herzen,Das entschlummert ist voll Schmerzen.Halb verblutet schläft es fort;Weck´ es nicht mit deinem Wort!Trage schonendes ErbarmenMit dem kranken, müden, armen!Willst du´s wecken, sei´s zum Glück;Kannst du dies nicht, tritt zurück!Gieße Gift nicht in die NeigeMeines Lebens! Schweige! Schweige!
An einem Frühlingsmorgen Mir hat die Nacht nicht Schlummer,Erquickung nicht gebracht!Allein mit meinem KummerHab´ ich sie still durchwacht. Gottlob! nun seh´ ich blinkenDes Morgens dämmernd Grau,Und alle Blumen trinkenDen milden Segensthau. Es wenden meine BlickeSich hoffend himmelwärts -Mit deinem Thau erquicke,O Herr! auch dieses Herz.