Nach Sevilla, nach Sevilla,Wo die hohen PrachtgebäudeIn den breiten Straßen stehen,Aus den Fenstern reiche Leute,Schön geputze Frauen sehn,Dahin sehnt mein Herz sich nicht!Nach Sevilla, nach Sevilla,Wo die letzten Häuser stehen,Sich die Nachbarn freundlich grüßen,Mädchen aus dem Fenster sehn,Ihre Blumen zu begießen,Ach, da sehnt mein Herz sich hin!In Sevilla, in Sevilla,Weiß ich wohl ein reines Stübchen,Helle Küche, stille Kammer,In dem Hause wohnt mein Liebchen,Und am Pförtchen glänzt ein Hammer,Poch ich, macht die Jungfrau auf!Guten Abend, guten Abend -Lieber Vater, setzt euch nieder,Ei, wo seid ihr denn gewesen?Und dann singt sie schöne Lieder,Kann so hübsch in Büchern lesen,Ach! und ist mein einzig Kind.
Es war einmal die Liebe,Die himmelsklare Liebe,Wohl in gerechtem Zorn,Und sprach zum blinden Triebe:Verzeih! heut kriegst du HiebeGanz recht mit einem Dorn.Da zagt der Trieb betroffen,Doch kaum hat ihn getroffenDer Liebe Dornenstreich,Sind alle Knospen offen,Der Dorn ganz ohn VerhoffenSchlug aus voll Rosen gleich.Es war einmal die Liebe,Die himmelsklare Liebe,Sie war vom Trieb betrübt,Und sprach zum blinden Triebe:An dir, du Friedensdiebe,Wird Rache heut geübt.Doch, als sie sich will rächen,Entstürzt in TränenbächenDas Mitleid ihrer Brust,Sie kann den Stab nicht brechen,Die Lieb wird aller SchwächenDes Triebes sich bewußt.Es war einmal die Liebe,Die himmelsklare Liebe,Sie war vom Trieb gekränkt,Und sprach zum blinden Triebe:Wenn dir kein Trost auch bliebe,Heut wird dir´s nicht geschenkt,Und, um ihm zu gedenken,Will sie ein Füllhorn senkenVoll von Gerechtigkeit,Und hat mit FahnenschwenkenDen Richtplatz mit GeschenkenDer Gnade überstreut.Ei sag einmal du Liebe,Du himmelsklare Liebe,Wer hat dich das gelehrt,Daß man dem blinden TriebeFür strenge DornenhiebeNur Rosen mild beschert,Und daß man für die RuteDem blinden ÜbermuteNur süßen Honig gibt.Das lehrte dich der Gute,Der dich mit seinem BluteIn deiner Schuld geliebt.Da sang einmal der Liebe,Der himmelsklaren Liebe,Der Trieb dies Liebeslied,Dass Lieb dem blinden TriebeDas Licht ins Herz einübe,Das ihr im Auge blüht.Da sah der Trieb verkläret,Was Liebe ihm gewähret,Und beide sprachen fromm:Du hast mich Trost gelehret,Du hast mir Licht bescheret,Trieb sei der Lieb willkomm!Da faßt einmal die Liebe,Die himmelsklare LiebeSich einen frischen MutUnd ward dem blinden Triebe,Daß er nicht irrend bliebe,Ein Blindenführer gut.Da lernt der Trieb das Lieben,Da ward die Lieb getrieben,Bis sehend er, sie blind,Und beide sind´s geblieben,Und ich hab es geschrieben,Lies du und bleib ein Kind!
O lasse Geliebter mich einsam leben!Dem Tode bin ich früh geweiht,Ich kann dir nicht Friede nicht Freude geben,Doch beten für dich in Einsamkeit.Ich will dir Geliebte dein Zellchen bauenMein Herz ist einsam und dir geweiht.Und durch meine Augen kannst du wohl schauenDen Himmel so nah, die Welt so weit.Die Arme, ich will sie dicht um dich schlingen,Wie Liebeszweige, an Früchten schwer,Die Lippe, sie soll dir wie Echo klingen,Wie Vöglein springen mein Lied umher.Dein Händchen, o leg´s an mein Herz, es schlägetIm Busen mir ein lebend´ger QuellUnd wie sich in Liebe Liebe beweget,Springt er dir entgegen so freudig hell.Du kannst nicht lieben, nicht glauben, so zieheSo ziehe nur hin in deinen Tod,Die Sonne schien in dein Bettchen zu frühe,Verschlafe nur nicht dein Abendrot.Noch alle Tag´ ist´s nicht Abend geworden,Mir bringet die Zeit noch Rosen einst,Ich ziehe nach Süden, leb´ wohl in Norden,Du lachst mir noch, wie du nun weinst.Und hinter dem Berge der Freund verschwindet,Die Sonne geht durchs Himmelstor,Sein Bündelchen traurig das Mädchen bindet,Steigt mit dem Mond am Berg empor.Es stehen die Wälder so stille, stille,Des Berges Ströme sausen wild,O stärke den Mut mir, stark ist der Wille,So betet sie am Heil´genbild.Da läutet im Winde ein Silberglöckchen,Sie tritt in die Zelle von Rosenholz,Und nimmt das braunseidene Klausnerröckchen,Legt an die Demut, legt ab den Stolz.Und wie sie die bunten Kleider hinleget,Schlägt ihr das Herz im Busen laut,Die Flöte der Wanduhr so sanft sich reget,Und singt das Nachtlied der Himmelsbraut.»Gut Nacht, o mein Liebchen, auf seidnem Moose,Ach wie so sehnend die Nachtigall singt,Am Fensterchen glühet die treue Rose,Die Rose, die einst die Zeit mir bringt.Ich mußte die Hütte, den Garten geben,Zu bauen dein Zellchen so schön und fein,Und muß nun wie du in der Wildnis leben,Mit meiner Sehnsucht so einsam sein.O Liebchen schlaf wohl, von deinem Schoße,Fällt klingend der perlene Rosenkranz,Es schläft nicht der Treue auf seidnem Moose,Ihm flicht wohl die Liebe den Dornenkranz.«So singt ihr die Flöte, doch verstehenKann Liebchen nicht des Liedes Leid,Der Liebe Bitten, der Liebe Flehen,Scheint ihr das Lied der Einsamkeit.So lebt sie lange, ungeschmücketDie Tage hin, die Nächte hin,Und schon die Rose sich niederbücketSieht nicht mehr nach der Klausnerin,Die Stürme sausen in wilden Nächten,Wohl lauter als die Flöte sang,Im Walde die Hirsche brünstig fechtenDie Welt wie wild, die Zeit wie lang.Und sitzet sie traurig an der Türe,So eilen auf verschlungner BahnDie Rehe paarweis, die scheuen TiereUnd stehen still und sehn sie an.»O Zeit o wolle die Rosen brechen,Wie einsam ist Liebchen, wie allein,In Sehnsucht will ihr das Herz zerbrechen,«So schreibt sie oft auf Täfelein.Und heftet sie dann an die GeweiheDer Hirsche, die sie zahm gemacht,Und mustert sie ängstlich nach der Reihe,Ob keiner Antwort ihr gebracht.Weint Liebestränen, schlingt durch die LockenSo weltlich den perlernen Rosenkranz,Und schürzt das Röckchen, schmückt ihre SockenMit Waldes Blumen, möcht´ gern zum Tanz.Und regen die Büsche im Mond sich helle,Und flötet die Nachtigall süß und mildSo kann sie nicht schlafen, steht an der Zelle,Und glaubet, sie sähe des Lieben Bild.Umarmt die Bäume mit Liebesgeberde,Und reicht den blühenden Zweigen die Hand,Und kühlt sich den Busen an kühler Erde,Und zeichnet sein Bildnis in reinen Sand.Oft hebt sie die Füßchen, sie tanzt so gerneUnd beißt sich die Lippen, sie küßt so gern,Am Himmel da stehen so ruhig die Sterne,O weh mir wie einsam, die Liebe ist fern.So eilet der Frühling, der Sommer gehet,Es senken die Büsche das grüne Dach,Und sie wird nicht ernten, die nicht gesäet,Nicht ruhig schlafen, die Reue ist wach.»Du hast nicht geglaubt, nicht geliebt, so blühe,Verblühe nur hin in deinen TodDie Sonne schien in dein Bettchen zu frühe,Verschlafe nur nicht dein Abendrot.«So wiederholt sie im Traum seine WorteEs pochet im Herzen, ja poche nur,Sie gehet im Traume wohl an die Pforte,O wehe es pochte im Herzen nur!Sie weinet getäuschet, und bleibet stehen,Da tönen Worte zu ihr hin,O laßt ohn´ Obdach mich nicht gehenGott lohnt euch, fromme Klausnerin.Sie öffnet die Türe, in lauter FreudeKann sie nicht reden, ihr Auge bricht,In Liebestränen, und Freud und Leide,Denn ach es ist der Geliebte nicht.Und wie sie so weinet, steht still der AlteDas Haupt gesenket, blickt sie nicht an,O Jungfrau verzeih´, daß ich krank dich halte,Du bist wohl der Welt noch zugetan.So redet er zürnend, und vor ihm nieder,Kniet weinend die arme Klausnerin,Und fleht, gieb mir den Geliebten wieder,O führ´ mich wieder ins Leben hin.Der Alte spricht ruhig in jener Klause,Die gestern mein Dach gewesen ist,Ist Andacht und Friede wohl mehr zu HauseDa wohnet wohl ein beßrer Christ.Da wohnet ein Jüngling, fromm und stille,Und tuet Gutes, ist ohne Tand,Er wählte durch der Geliebten WilleSich also schwer betrübten Stand.Die Klausnerin jammert und ringet die Hände,Und will nicht bleiben, will zu ihm hin,O sage mir Greis, wohin ich mich wende,In welchem Tale finde ich ihn.Es weinet der Alte, so tief gerühretHat ihn der ird´schen Liebe Streit,Es schmückt sich die Holde, als Braut gezieretSteht sie im braunen seidnen Kleid.Und hastig zieht sie ihn von der Schwelle,Will mit ihm nach dem Tale gehn,Die Nacht ist so ruhig, der Mond so helle,Der Greis bleibt bei den Rosen stehn.Und bricht die Rosen, und knieet niederEin Jüngling vor der geliebten Braut,Sie kann ihn umarmen, und wieder, wieder,Sie weint so stille und lacht so laut.Schlaf´ wohl, o mein Liebchen auf seidnem Moose,Die Zeit bringt Rosen, o süße Zeit!Das Einsiedlerröckchen ist leicht und ist lose,Der Himmel so nahe die Welt so weit.Auf, auf o mein Liebchen, ich will uns bringen,Zur Freude hin, geschwind wie der Wind,Und auf die gesattelten Hirsche sich schwingen.Der Jüngling und sein getreues Kind.Es fliehen die Berge, es fliehen die Haine,Die Städte stehen, und sehen nach,Dann setzt er sie nieder und küßt sie am Rheine,O Liebchen, wer flöhe den beiden nicht nach.
Die Klage, sie wecketDen Toten nicht auf,Die Liebe nur decketDen Vorhang dir auf.Man liebt und was immerDas Leben belebt,Mit fassenden SinnenDie Augen erhebt.Das zarte Umfassen,Es löst sich so bald,Die Augen erblassenEs stirbt die Gestalt.Die Liebe, sie schicketDie Klage ihr nachDie Liebe, sie blicketDen Toten bald wach.Die Klage, sie wecketDie Toten nicht auf,Die Liebe nur decketDas Leben dir auf.
Wohl über die Heide geht ein Weg,Wo sich die Liebchen scheiden,Ein Hüttchen steht am Scheideweg,Gebaut von Trauerweiden.Und an der Hütt´ ein Bächlein rinnt,Lieb Äuglein heißt die Quelle,Da steht ein Blümchen treu und sinntUnd kann nicht von der Stelle.Und wer das Blümchen liebend bricht,Dem muß das Herz auch brechen,Das Blümchen spricht: "Vergiß mein nicht!"Ich muß es nach ihm sprechen."Vergiß mein nicht," du treues Herz,Bleib´ treu mir in der Ferne,Ohn´ dich ist alle Freude Schmerz,Ohn´ dich sind dunkel die Sterne.Der Himmel ist so trüb und still,Die Sonne kann nicht scheinen,Ach, wenn ich von dir singen will,So kann ich nicht vor Weinen.O lieber Gott, sprich ihr ins Herz,Sprecht ihr von mir, ihr Sterne,Und blickt mein Liebchen himmelwärts,So sei sie mir nicht ferne.
Ich möchte gern was schreiben,Das ewig könnte bleiben;Denn alles andere TreibenWill nur die Zeit vertreiben.Ich möchte gern was lieben,Das ewig ist geblieben;Denn in den andern TriebenWird nur die Lieb vertrieben.Ich möchte gern mein LebenZu Ewigem erheben;Denn alles andere StrebenIst in den Tod gegeben.Drum schreib ich einen Namen,Drum lieb ich einen NamenUnd leb in einem Namen,Der Jesus heißt – sprich Amen.
Als Herr Künzel neulich bat,Schuldig ihm kein Blatt zu bleiben,O da fand ich freilich Rat,Braucht´ mir nicht die Stirn zu reiben:Für ein Blatt von FreiligrathKonnt´ ich ihm gleich sechse schreiben;Gern um einen Pfeil ich batNach so reiner Sonnenscheiben;Tanzt´ auch auf dem Seil ich grad,Wollt´ ich balancierend bleiben,Schrieb auch keine Zeil´ ich grad,Ließ doch meinen Kiel ich treiben,Kläng´ es auch langweilig fad,Wollt´ ich doch sechs Blätter schreiben,Für ein Blatt von Freiligrath.Aber dabei soll´s auch bleiben,Denn, weil ich zu eilig tat,Mich sechsfach einzuverleiben,Sah ich, daß Herr FreiligrathSein Gedrucktes ab kann schreiben;Ein gedrucktes Blatt ist seines,Dies von meinen Sechsen eines,Weiter kriegt Herr Künzel keines.
Was wir in uns die tiefe Sehnsucht nennen, Was uns mit dunklen Wünschen still erfüllt, Die tiefe Wärme, hohes Licht so mild, Sind Elemente, die wir selten kennen, Die sich im einzelnen geheim zertrennen, Wie Licht in Dir, in mir sich Wärme hüllt, Doch nimmer dringt ein Leben durch das Bild, Wenn Licht und Wärme nicht als Flamme brennen. Die Wärme in dem Herzen war so groß, Daß ich ins kühle Mondenlicht gesehen Nun brennet wild die Flamme mir im Schoß. Und endlich muß ein heilig Bild erstehen Reißt ewig sich so Licht, als Wärme los So einigt sich ja Bilden und Verstehen.
Wie der Regen tropft,An die Scheiben klopft,Jeder Strauch ist naß bezopft.Wie der Regen springt!In den Blättern singtEine Silberuhr.Durch das Gras hinläuft,Wie eine Schneckenspur,Ein Streifen weiß beträuft.Das stürmische Wasser schießtIn die Regentonne,Daß die überfließt,Und in breitem SchwallAuf den Weg bekiestStürzt Fall um Fall.Und der Regenriese,Der Blauhimmelhasser,Silbertropfenprasser,Niesend faßt er in der Bäume Mähnen,Lustvoll schnaubend in dem herrlich vielen Wasser.Und er lacht mit fröhlich weißen ZähnenUnd mit kugelrunden, nassen Freudentränen.