Ein größ´res Unglück als der TodDer liebsten Menschen ist die Not:Sie läßt nicht sterben und nicht leben,Sie streift des Lebens Blüte ab,Streift, was uns Lieblichstes gegeben,Vom Herzen und Gemüte ab.
Arbeit, edle Himmelsgabe,Zu der Menschen Heil erkoren!Nie bleibt ohne Trost und Labe,Wer sich deinem Dienst geschworen.Dir entspringt der Weisen Labe,Und dich meiden nur die Toren;Ungestützt von deinem Stabe,Ach, wie oft wär´ ich verloren!
O Geist der Dichtung, göttliche Gabe, duDeckst mit Blumen den Abgrund des Lebens zu!Du beust Weihe der Freude und Balsam dem Schmerz,Ziehst goldene Fäden vom Himmel ins Herz,Auf daß schon hienieden ein Abglanz der KlarheitUns werde vom Urborn des Lichts und der Wahrheit.
Füllt mir das Trinkhorn!Reicht es herum!Trinken macht weise,Fasten macht dumm!Was ist das Athmen?Ein Trinken von Luft –Was ist das Riechen?Ein Trinken von Duft!Was ist ein Kuß alsEin doppelter Trank?Trinken macht selig,Fasten macht krank!Was ist das Sehen?Ein Trinken des Scheins –Klingt´s auch verschieden,Bleibt es doch Eins!Füllt mir das Trinkhorn!Reicht es herum!Trinken macht weise,Fasten macht dumm!
Wo sich Kraft will offenbaren,Wird sie Widerstand erfahren,Schlechtes sucht mit Gutem Streit –Ist sie klein, wird sie erliegen,Ist sie groß, so wird sie siegenÜber Tücke, Haß und Neid.Aus derselben AckerkrumeWächst das Unkraut wie die Blume –Und das Unkraut macht sich breit.Doch es raubt nichts von dem Ruhme,Duft und Glanz der schönen Blume.
Die Zeit, die Deiner Schönheit Fäden spann,Darauf entzückt sich alle Augen richten,Wird einstmals Dir erscheinen als Tyrann,Die holde Schöpfung unhold selbst vernichten.Dem Sommer folgt der frost´ge Winter bald,Umhüllt mit Schnee die Schönheit und entblättertDie duft´ge Blume wie den grünen Wald,Die Säfte stocken, alles steht verwettert.Dann, bliebe nicht des Sommers Duft zurückGefangen in krystall´ner Mauern Innern,Hin wäre seiner Schönheit Lust und Glück,Wir hätten nichts, uns ihrer zu erinnern.So aber lebt ihr süßes Wesen fortIm Winter, wenn die Hülle auch verdorrt.
Wenig große Lieder bleiben,mag ihr Ruhm auch stolzer sein,doch die kleinen Sprüche schreibensich ins Herz des Volkes ein;schlagen Wurzel, treiben Blüte,tragen Frucht und wirken fort.Wunder wirkt oft im Gemüteein geweihtes Dichterwort.
Das Leben ist ein Darlehn, keine Gabe –Du weißt nicht, wieviel Schritt du gehst zum Gabe,Drum nütze klug die Zeit: auf jeden SchrittNimm das Bewußtsein deiner Pflichten mit.Gewöhne dich – da stets der Tod dir dräut –Dankbar zu nehmen, was das Leben beut;Die Wünsche nicht nach Äußerm zu gestalten,Sondern den Kern im Innern zu entfalten;Nicht fremder Meinung unterthan zu sein,Die Dinge nicht zu schätzen nach dem Schein;Nicht zu verlangen, daß sie sollen gehn,Wie wir es wünschen, sondern sie verstehn,Daß wir uns bei Erfüllung unsrer Pflichten,Da sie´s nach uns nicht thun, nach ihnen richten.
Aus der Feuerquell des Weines,aus dem Zaubergrund des Bechers,sprudelt Gift und – süße Labung,sprudelt Schönheit – und Gemeines:nach dem eig´nen Wert des Zechers,nach des Trinkenden Begabung.
Ein treu Gedenken, lieb Erinnern,Das ist die herrlichste der Gaben,Die wir von Gott empfangen haben – Das ist der goldne Zauberring,Der auferstehen macht im Innern,Was uns nach außen unterging.