Was mich still und traurig macht,Darf ich Keinem sagen,Einsam denk´ ich´s Tag und Nacht,Einsam muß ich´s tragen.Was mir sonst am Herzen lagIst dahin genommen,Seit von drüben Tag für TagSchreck und Groll mir kommen.Ach, wie schlimm die Welt gewußtSeinen Sinn zu thören!Ihn zu treiben, mir mit LustGlück und Ruh zu stören!Soll sich Alles, was einst gut,Uns so schnell verleiden?Freie Red´ und UebermuthWill nicht jeden kleiden.Was mir ganz und gar mißfällt,Dient ihm nur zum Spiele.Dürft´ ich sagen unverstelltWas mir mehr gefiele!Einsam denk´ ich´s Tag und Nacht,Darf es Keinem sagen.Was mich still und traurig macht,Einsam muß ich´s tragen!
Weißt du noch, wie ich am FelsenBei den Veilchen dich belauschte,Weißt du noch den Fliederstrauch,Wo der Strom vorüberrauschte?Weißt du noch den Bergespfad,Wo ich um den Strauß dich bat,Weißt du noch?Ach, es war ein süßes Bild,Als du da errötend standest,Und zur Erde all´ die BlumenFielen, die zum Strauß du wandest, Deine kleine, liebe HandSpielte mit dem blauen Band,Weißt du noch?Und es sahen Fels und StromDein Erröten und dein Beben,Sahen auch den ersten Kuß,Halb genommen, halb gegeben!Und des Himmels goldner StrahlÜberflog Gebirg und Thal,Weißt du noch?
O Schlaf! warum mit vollen HändenNahst du dich holder Jugend nur?Du folgst mit goldenem VerschwendenDes eigenwill´gen Glückes Spur.Wem du geneigt, verkennt den Segen,Wer dich ersehnt, gewinnt dich nicht,Nur der Verlust ist das Gewicht,Des Lebens Schätze recht zu wägen.
Laß der Menschen DankbarkeitImmerhin dir sein entbehrlich,Mit dem Wort sind sie bereit,Doch die That ist gar beschwerlich.Nur wo Gab´ und DankeszollStets sich in einander ranken,Sprossen, gleicher Blüthen voll,Nur die Liebe weiß zu danken.
Wie so eng sind wir gebunden, Wenn der Geist in´s Freie strebt, Und im Bann besorgter Stunden Nebel unsern Blick umwebt! Und wie frei, wenn überwunden Was uns bannte, neu belebt Wir das kleinste Glück gefunden, Das unendlich uns erhebt!
Was dich bewegt in wechselvollen Stunden,Gefühl, Gedanke, Zweifel oder Frage,Bewahr´ es dir, in reine Form gebunden, Von Tag zu Tage!Dann siehst du, mocht´ auch Irrthum dich gefährden,Mocht´ edler Wille halten ihm die Wage,Wie du geworden, was dir bleibt zu werden, Von Tag zu Tage.
Wie mit ungehemmtem Schritt Wechseln Tag und Leben, Nimmt der Wechsel dich auch mit, Wandelt sich dein Streben. Holde Züge, Melodie´n Zaubrisch einst ergreifend, Läßt du kühl vorüber ziehn, Kaum die Seele streifend. Was dein Wesen einst berückt, Was dein Herz bereute, Blüthen sind´s, im Lenz gepflückt, Die der Wind zerstreute. Wenn zu lächeln dir gelang Dem, was du verloren, Weißt du, welchem Wandelgang Dich die Zeit erkoren?
Du zürnst dem Wort, das, kühl betont,Wie Undank dich getroffen,Und fühlst mit Bitterkeit belohntDein Geben und dein Hoffen.Befrag´ dich selbst, und halt´ in RuhDes Vorwurfs Pfeil im Köcher,Ob bittre Tropfen nicht auch duGemischt in fremden Becher!
Lehrgeld zahlen mußt´ ich oft,Ach, für mancherlei Erfahrung!Und umsonst hab ich gehofftAuf Gewitztheit und Ersparung.Zu vermeiden lernt´ ich zwarManchen Schritt mit schwerer Buße,Doch vermeidend fühlt´ ich garMich auf neuer Lehrzeit Fuße.Arbeit vollauf! Und somit,Denn was hülf´ es mir zu prahlen,Werd´ ich wohl beim letzten SchrittErst das letzte Lehrgeld zahlen.