Die Liebe hat gelogen,Die Sorge lastet schwer –Betrogen, ach, betrogenHat alles mich umher!Es rinnen helle TropfenDie Wange stets herab:Laß ab, laß ab zu klopfen,Laß ab, mein Herz, laß ab!
Was soll dies kindliche Verzagen,dies eitle Wünschen ohne Halt?Da du der Welt nicht kannst entsagen,erobre sie dir mit Gewalt!Und könntest du dich auch entfernen,es triebe Sehnsucht dich zurück;denn hör´, die Menschen lieben lernen,es ist das einzig wahre Glück.
Ein Tor, wer immer stille steht,drum lebewohl, und reisen wir!Ich lobe mir, ich lobe mir, die Liebe,die auf Reisen geht!Drum säume nicht und träume nicht,wer meinen Wink versteht.
Nächtlich am Busento lispeln bei Cosenza dumpfe Lieder;Aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wieder!Und den Fluss hinauf, hinunter ziehn die Schatten tapfrer Goten,Die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Toten.Allzufrüh und fern der Heimat mussten hier sie ihn begraben,Während noch die Jugendlocken seine Schulter blond umgaben.Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette,Um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette.In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde,Senkten tief hinein den Leichnam, mit der Rüstung auf dem Pferde.Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe,Dass die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe.Abgelenkt zum zweiten Male, ward der Fluss herbeigezogen:Mächtig in ihr altes Bette schäumten die Busentowogen.Und es sang ein Chor von Männern: - Schlaf in deinen Heldenehren!Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je dein Grab versehren! -Sangen´s und die Lobgesänge tönten fort im Gotenheere;Wäze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere.
Wie rafft ich mich auf in der Nacht, in der Nacht, Und fühlte mich fürder gezogen, Die Gassen verließ ich, vom Wächter bewacht, Durchwandelte sacht In der Nacht, in der Nacht, Das Tor mit dem gotischen Bogen. Der Mühlbach rauschte durch felsigen Schacht, Ich lehnte mich über die Brücke, Tief unter mir nahm ich der Wogen in Acht, Die wallten so sacht In der Nacht, in der Nacht, Doch wallte nicht Eine zurücke. Es drehte sich oben, unzählig entfacht, Melodischer Wandel der Sterne, Mit ihnen der Mond in beruhigter Pracht, Sie funkelten sacht In der Nacht, in der Nacht, Durch täuschend entlegene Ferne. Ich blickte hinauf in der Nacht, in der Nacht, Ich blickte hinunter aufs neue: O wehe, wie hast du die Tage verbracht! Nun stille und sacht In der Nacht, in der Nacht, Im pochenden Herzen die Reue!
Könnt´ ich spielen eine Laute,Wüßt´ ich, wem ich mich vertraute:Vor dein Fenster würd´ ich treten,Könnt´ ich blasen auf der Flaute;Worte scheinen mir so nüchtern,Daß mir oft vor ihnen graute!Worte hört man nicht von ferneWie die süßen Flötenlaute;Dennoch soll die Welt erfahren,Was ich Holdes an dir schaute:Schwarzes Auge! Goldne Locken!Üpp´ge Glieder, schöngebaute!Nach dem Vließe deiner LockenFährt mein Herz als Argonaute.
Wie ein Verlorner an verlaßner KüsteSeh ich verzweifelnd um mich her und weine:Wo ist ein Blick, der glänzte wie der deine?Wo ist ein Mund, der wie der deine küßte?Und wenn ich hoffte selbst, und wenn ich wüßte,Daß günstig lächelte mir mehr als eine,Ich blickte kaum nach ihr empor zum ScheineMit Augen, wie die Augen einer Büste.Wenn bis ans Ziel des irdischen BestrebensNie deines Anblicks wieder ich mich freue,Noch der Erwidrung meines Liebeslebens,Sei ohne Sorgen wegen meiner Treue:Mich lockt ein neuer Liebesreiz vergebens,Die ew´ge Schönheit ist das ewig Neue.
Dies Land der Mühe, dieses Land des herben Entsagens werd ich ohne Seufzer missen, Wo man bedrängt von tausend Hindernissen Sich müde quält und dennoch muß verderben. Zwar mancher Vorteil läßt sich hier erwerben, Staatswürden, Wohlstand, eine Last von Wissen, Und unsere Deutschen waren stets beflissen, Sich abzuplagen und geplagt zu sterben. Ein Solcher darf zu keiner Zeit ermatten, Er fördre sich, er schmeichle jeder Mode Und sei dabei, wo Glück und Macht sich gatten. Mir, der ich bloß ein wandernder Rhapsode, Genügt ein Freund, ein Becher Wein im Schatten, Und ein berühmter Name nach dem Tode.
Einmal will ich, das versprech ich, ohne Liebgekose leben,Wenn die Blumen hier im Garten nach den Tafeln Mose leben,Hör ich abends auf den Straßen einen Vogel, eine Flöte,Sag ich bei mir selbst: Es möge dieser Virtuose leben!Freund! es ist der Lenz gekommen, unsre Wege sind verschieden:Lebe wie die keusche Lilie, laß mich wie die Rose leben!Weil auf dieser harten Erde mancher Stoß und Schlag zu dulden,Wolle keiner, wie die zarte, weichliche Mimose leben!Laßt mich euren Rat vernehmen, was das Beste sei von zweien:Weise leben, lose reden? Weise reden, lose leben?Wollt ihr mich durchaus verkennen, tut es immerhin, denn immerWerd ich, ob ich lächle drüber, oder mich erbose, leben!
Farbenstäubchen auf der Schwinge Sommerlicher Schmetterlinge Flüchtig sind sie, sind vergänglich Wie die Gaben, die ich bringe, Wie die Kränze, die ich flechte, Wie die Lieder, die ich singe: Schnell vorüber schweben alle, Ihre Dauer ist geringe, Wie ein Schaum auf schwanker Welle, Wie ein Hauch auf blanker Klinge. Nicht Unsterblichkeit verlang ich, Sterben ist das Los der Dinge: Meine Töne sind zerbrechlich Wie das Glas, an das ich klinge.