Einmal will ich, das versprech ich, ohne Liebgekose leben,Wenn die Blumen hier im Garten nach den Tafeln Mose leben,Hör ich abends auf den Straßen einen Vogel, eine Flöte,Sag ich bei mir selbst: Es möge dieser Virtuose leben!Freund! es ist der Lenz gekommen, unsre Wege sind verschieden:Lebe wie die keusche Lilie, laß mich wie die Rose leben!Weil auf dieser harten Erde mancher Stoß und Schlag zu dulden,Wolle keiner, wie die zarte, weichliche Mimose leben!Laßt mich euren Rat vernehmen, was das Beste sei von zweien:Weise leben, lose reden? Weise reden, lose leben?Wollt ihr mich durchaus verkennen, tut es immerhin, denn immerWerd ich, ob ich lächle drüber, oder mich erbose, leben!
Ein Tor, wer immer stille steht,drum lebewohl, und reisen wir!Ich lobe mir, ich lobe mir, die Liebe,die auf Reisen geht!Drum säume nicht und träume nicht,wer meinen Wink versteht.
Nächtlich am Busento lispeln bei Cosenza dumpfe Lieder;Aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wieder!Und den Fluss hinauf, hinunter ziehn die Schatten tapfrer Goten,Die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Toten.Allzufrüh und fern der Heimat mussten hier sie ihn begraben,Während noch die Jugendlocken seine Schulter blond umgaben.Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette,Um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette.In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde,Senkten tief hinein den Leichnam, mit der Rüstung auf dem Pferde.Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe,Dass die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe.Abgelenkt zum zweiten Male, ward der Fluss herbeigezogen:Mächtig in ihr altes Bette schäumten die Busentowogen.Und es sang ein Chor von Männern: - Schlaf in deinen Heldenehren!Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je dein Grab versehren! -Sangen´s und die Lobgesänge tönten fort im Gotenheere;Wäze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere.
Der Strom, der neben mir verrauschte, wo ist er nun? Der Vogel, dessen Lied ich lauschte, wo ist er nun? Wo ist die Rose, die die Freundin am Herzen trug, Und jener Kuß, der mich berauschte, wo ist er nun? Und jener Mensch, der ich gewesen, und den ich längst Mit einem andern Ich vertauschte, wo ist er nun?
O wonnigliche Reiselust,an dich gedenk ich früh und spat!Der Sommer naht, der Sommer naht,Mai, Juni, Juli und August,da quillt empor,da schwillt empordas Herz in jeder Brust.Ein Tor, wer immer stille steht,drum Lebewohl und reisen wir!Ich lobe mir, ich lobe mirdie Liebe, die auf Reisen geht!Drum säume nicht und träume nicht,wer meinen Wink versteht.
Wie ein Verlorner an verlaßner KüsteSeh ich verzweifelnd um mich her und weine:Wo ist ein Blick, der glänzte wie der deine?Wo ist ein Mund, der wie der deine küßte?Und wenn ich hoffte selbst, und wenn ich wüßte,Daß günstig lächelte mir mehr als eine,Ich blickte kaum nach ihr empor zum ScheineMit Augen, wie die Augen einer Büste.Wenn bis ans Ziel des irdischen BestrebensNie deines Anblicks wieder ich mich freue,Noch der Erwidrung meines Liebeslebens,Sei ohne Sorgen wegen meiner Treue:Mich lockt ein neuer Liebesreiz vergebens,Die ew´ge Schönheit ist das ewig Neue.
Laß tief in dir mich lesen, Verhehl auch dies mir nicht, Was für ein Zauberwesen Aus deiner Stimme spricht? So viele Worte dringen Ans Ohr uns ohne Plan, Und während sie verklingen, Ist alles abgetan. Doch drängt auch nur von ferne Dein Ton zu mir sich her, Behorch ich ihn so gerne, Vergeß ich ihn so schwer! Ich bebe dann, entglimme Von allzurascher Glut: Mein Herz und deine Stimme Verstehn sich gar zu gut!
Bewunderung, die Muse des Gesanges,Gebeut mir stets, daß ich das Höchste preise.Drum rühmt ich Künstler, Fürsten, Fraun und Weise,Dem Zuge folgend eines großen Hanges.Dich nenn ich nun die Seele dieses Dranges,Den sonn´gen Gipfel meiner Lebensreise,Den Mittelpunkt, um den ich lobend kreise,Bestrickt vom Schwindel des Planetenganges.Doch wenn vor Liebe deine Worte beben,O so verleihst du, Freund! mir mehr in diesen,Als meiner Kunst beschieden ist zu geben.Zwar hat auch dir die Welt sich hold erwiesen;Denn schöner stirbt ein solcher, den im LebenEin unvergänglicher Gesang gepriesen.
Ich möchte, wenn ich sterbe, wie die lichtenGestirne schnell und unbewußt erbleichen,Erliegen möcht ich einst des Todes Streichen,Wie Sagen uns vom Pindaros berichten.Ich will ja nicht im Leben oder DichtenDen großen Unerreichlichen erreichen,Ich möcht, o Freund, ihm nur im Tode gleichen;Doch höre nun die schönste der Geschichten!Er saß im Schauspiel, vom Gesang beweget,Und hatte, der ermüdet war, die WangenAuf seines Lieblings schönes Knie geleget:Als nun der Chöre Melodien verklangen,Will wecken ihn, der ihn so sanft geheget,Doch zu den Göttern war er heimgegangen.
Was soll dies kindliche Verzagen,dies eitle Wünschen ohne Halt?Da du der Welt nicht kannst entsagen,erobre sie dir mit Gewalt!Und könntest du dich auch entfernen,es triebe Sehnsucht dich zurück;denn hör´, die Menschen lieben lernen,es ist das einzig wahre Glück.