Wohl über die Heide geht ein Weg,Wo sich die Liebchen scheiden,Ein Hüttchen steht am Scheideweg,Gebaut von Trauerweiden.Und an der Hütt´ ein Bächlein rinnt,Lieb Äuglein heißt die Quelle,Da steht ein Blümchen treu und sinntUnd kann nicht von der Stelle.Und wer das Blümchen liebend bricht,Dem muß das Herz auch brechen,Das Blümchen spricht: "Vergiß mein nicht!"Ich muß es nach ihm sprechen."Vergiß mein nicht," du treues Herz,Bleib´ treu mir in der Ferne,Ohn´ dich ist alle Freude Schmerz,Ohn´ dich sind dunkel die Sterne.Der Himmel ist so trüb und still,Die Sonne kann nicht scheinen,Ach, wenn ich von dir singen will,So kann ich nicht vor Weinen.O lieber Gott, sprich ihr ins Herz,Sprecht ihr von mir, ihr Sterne,Und blickt mein Liebchen himmelwärts,So sei sie mir nicht ferne.
Unbeglückt muß ich durchs Leben gehen,Meine Rechte sind nicht anerkannt;Aus der Liebe schönem Reich verbannt,Muß ich dennoch stets ihr Schönstes sehen!Nicht die schwache Zunge darf´s gestehen,Nicht der Blick verstohlen zugesandt,Was sich eigen hat das Herz ernannt,Nicht im Seufzer darf´s der Brust entwehen!Tröstung such´ ich bei der fremden Nacht,Wenn der leere lange Tag vergangen,Ihr vertrau´ ich mein geheim Verlangen;Ist in Tränen meine Nacht durchwacht,Und der lange leere Tag kommt wieder,Still ins Herz steigt meine Liebe nieder.
Frühling soll mit süßen Blickenmich entzückenund berücken,Sommer mich mit Frucht und Myrthenreich bewirten,froh umgürten.Herbst, du sollst mich Haushalt ehren,zu entbehren,zu begehren,und du Winter lehr mich sterben,mich verderben,Frühling erben.
An dem Feuer saß das Kind, Amor, Amor, Und war blind; Mit dem kleinen Flügel fächelt In die Flamme er und lächelt, Fächle, lächle, schlaues Kind! Ach, der Flügel brennt dem Kind, Amor, Amor Läuft geschwind! "O, wie mich die Glut durchpeinet!"Flügelschlagend laut er weinet, In der Hirtin Schoß entrinnt Hülfeschreind das schlaue Kind. Und die Hirtin hilft dem Kind Amor, Amor, Bös und blind. Hirtin, sieh, dein Herz entbrennet, Hast den Schelm du nicht gekennet? Sieh, die Flamme wächst geschwind, Hüt´ dich vor dem schlauen Kind!
O lasse Geliebter mich einsam leben!Dem Tode bin ich früh geweiht,Ich kann dir nicht Friede nicht Freude geben,Doch beten für dich in Einsamkeit.Ich will dir Geliebte dein Zellchen bauenMein Herz ist einsam und dir geweiht.Und durch meine Augen kannst du wohl schauenDen Himmel so nah, die Welt so weit.Die Arme, ich will sie dicht um dich schlingen,Wie Liebeszweige, an Früchten schwer,Die Lippe, sie soll dir wie Echo klingen,Wie Vöglein springen mein Lied umher.Dein Händchen, o leg´s an mein Herz, es schlägetIm Busen mir ein lebend´ger QuellUnd wie sich in Liebe Liebe beweget,Springt er dir entgegen so freudig hell.Du kannst nicht lieben, nicht glauben, so zieheSo ziehe nur hin in deinen Tod,Die Sonne schien in dein Bettchen zu frühe,Verschlafe nur nicht dein Abendrot.Noch alle Tag´ ist´s nicht Abend geworden,Mir bringet die Zeit noch Rosen einst,Ich ziehe nach Süden, leb´ wohl in Norden,Du lachst mir noch, wie du nun weinst.Und hinter dem Berge der Freund verschwindet,Die Sonne geht durchs Himmelstor,Sein Bündelchen traurig das Mädchen bindet,Steigt mit dem Mond am Berg empor.Es stehen die Wälder so stille, stille,Des Berges Ströme sausen wild,O stärke den Mut mir, stark ist der Wille,So betet sie am Heil´genbild.Da läutet im Winde ein Silberglöckchen,Sie tritt in die Zelle von Rosenholz,Und nimmt das braunseidene Klausnerröckchen,Legt an die Demut, legt ab den Stolz.Und wie sie die bunten Kleider hinleget,Schlägt ihr das Herz im Busen laut,Die Flöte der Wanduhr so sanft sich reget,Und singt das Nachtlied der Himmelsbraut.»Gut Nacht, o mein Liebchen, auf seidnem Moose,Ach wie so sehnend die Nachtigall singt,Am Fensterchen glühet die treue Rose,Die Rose, die einst die Zeit mir bringt.Ich mußte die Hütte, den Garten geben,Zu bauen dein Zellchen so schön und fein,Und muß nun wie du in der Wildnis leben,Mit meiner Sehnsucht so einsam sein.O Liebchen schlaf wohl, von deinem Schoße,Fällt klingend der perlene Rosenkranz,Es schläft nicht der Treue auf seidnem Moose,Ihm flicht wohl die Liebe den Dornenkranz.«So singt ihr die Flöte, doch verstehenKann Liebchen nicht des Liedes Leid,Der Liebe Bitten, der Liebe Flehen,Scheint ihr das Lied der Einsamkeit.So lebt sie lange, ungeschmücketDie Tage hin, die Nächte hin,Und schon die Rose sich niederbücketSieht nicht mehr nach der Klausnerin,Die Stürme sausen in wilden Nächten,Wohl lauter als die Flöte sang,Im Walde die Hirsche brünstig fechtenDie Welt wie wild, die Zeit wie lang.Und sitzet sie traurig an der Türe,So eilen auf verschlungner BahnDie Rehe paarweis, die scheuen TiereUnd stehen still und sehn sie an.»O Zeit o wolle die Rosen brechen,Wie einsam ist Liebchen, wie allein,In Sehnsucht will ihr das Herz zerbrechen,«So schreibt sie oft auf Täfelein.Und heftet sie dann an die GeweiheDer Hirsche, die sie zahm gemacht,Und mustert sie ängstlich nach der Reihe,Ob keiner Antwort ihr gebracht.Weint Liebestränen, schlingt durch die LockenSo weltlich den perlernen Rosenkranz,Und schürzt das Röckchen, schmückt ihre SockenMit Waldes Blumen, möcht´ gern zum Tanz.Und regen die Büsche im Mond sich helle,Und flötet die Nachtigall süß und mildSo kann sie nicht schlafen, steht an der Zelle,Und glaubet, sie sähe des Lieben Bild.Umarmt die Bäume mit Liebesgeberde,Und reicht den blühenden Zweigen die Hand,Und kühlt sich den Busen an kühler Erde,Und zeichnet sein Bildnis in reinen Sand.Oft hebt sie die Füßchen, sie tanzt so gerneUnd beißt sich die Lippen, sie küßt so gern,Am Himmel da stehen so ruhig die Sterne,O weh mir wie einsam, die Liebe ist fern.So eilet der Frühling, der Sommer gehet,Es senken die Büsche das grüne Dach,Und sie wird nicht ernten, die nicht gesäet,Nicht ruhig schlafen, die Reue ist wach.»Du hast nicht geglaubt, nicht geliebt, so blühe,Verblühe nur hin in deinen TodDie Sonne schien in dein Bettchen zu frühe,Verschlafe nur nicht dein Abendrot.«So wiederholt sie im Traum seine WorteEs pochet im Herzen, ja poche nur,Sie gehet im Traume wohl an die Pforte,O wehe es pochte im Herzen nur!Sie weinet getäuschet, und bleibet stehen,Da tönen Worte zu ihr hin,O laßt ohn´ Obdach mich nicht gehenGott lohnt euch, fromme Klausnerin.Sie öffnet die Türe, in lauter FreudeKann sie nicht reden, ihr Auge bricht,In Liebestränen, und Freud und Leide,Denn ach es ist der Geliebte nicht.Und wie sie so weinet, steht still der AlteDas Haupt gesenket, blickt sie nicht an,O Jungfrau verzeih´, daß ich krank dich halte,Du bist wohl der Welt noch zugetan.So redet er zürnend, und vor ihm nieder,Kniet weinend die arme Klausnerin,Und fleht, gieb mir den Geliebten wieder,O führ´ mich wieder ins Leben hin.Der Alte spricht ruhig in jener Klause,Die gestern mein Dach gewesen ist,Ist Andacht und Friede wohl mehr zu HauseDa wohnet wohl ein beßrer Christ.Da wohnet ein Jüngling, fromm und stille,Und tuet Gutes, ist ohne Tand,Er wählte durch der Geliebten WilleSich also schwer betrübten Stand.Die Klausnerin jammert und ringet die Hände,Und will nicht bleiben, will zu ihm hin,O sage mir Greis, wohin ich mich wende,In welchem Tale finde ich ihn.Es weinet der Alte, so tief gerühretHat ihn der ird´schen Liebe Streit,Es schmückt sich die Holde, als Braut gezieretSteht sie im braunen seidnen Kleid.Und hastig zieht sie ihn von der Schwelle,Will mit ihm nach dem Tale gehn,Die Nacht ist so ruhig, der Mond so helle,Der Greis bleibt bei den Rosen stehn.Und bricht die Rosen, und knieet niederEin Jüngling vor der geliebten Braut,Sie kann ihn umarmen, und wieder, wieder,Sie weint so stille und lacht so laut.Schlaf´ wohl, o mein Liebchen auf seidnem Moose,Die Zeit bringt Rosen, o süße Zeit!Das Einsiedlerröckchen ist leicht und ist lose,Der Himmel so nahe die Welt so weit.Auf, auf o mein Liebchen, ich will uns bringen,Zur Freude hin, geschwind wie der Wind,Und auf die gesattelten Hirsche sich schwingen.Der Jüngling und sein getreues Kind.Es fliehen die Berge, es fliehen die Haine,Die Städte stehen, und sehen nach,Dann setzt er sie nieder und küßt sie am Rheine,O Liebchen, wer flöhe den beiden nicht nach.
Die Erde war gestorbenIch lebte ganz allein,Die Sonne war verdorben,Zwei Augen gaben Schein.Da bot sie mir zu trinkenUnd blickte mich nicht an,Sie ließ die Augen sinken,Es war um mich getan.Reg´ Frühling nur die SchwingenSehn´ nur, du Erde, dich,Ich kann nichts anders singen,Als, Jesus schau auf mich.
Schweig, Herz, kein Schrei!Denn alles geht vorbei!Doch, daß ich auferstandund wie ein Irrstern ewig sie umrunde,ein Geist, den sie gebannt,das hat Bestand. Ja, alles geht vorbei.Nur dieses Wunderband,aus meines Herzens tiefstem Grundezu ihrem Geist gespannt,das hat Bestand. Ja, alles geht vorbei.Doch sie, die mich erkannt,den Harrenden, wildfremd an Ort und Stunde,ging nicht vorbei, sie stand,reicht mir die Hand. Ja, alles geht vorbei.Doch diese liebe Hand,die ich in tiefer, freudenheller Stundean meinem Herzen fand,die hat Bestand.
Als Herr Künzel neulich bat,Schuldig ihm kein Blatt zu bleiben,O da fand ich freilich Rat,Braucht´ mir nicht die Stirn zu reiben:Für ein Blatt von FreiligrathKonnt´ ich ihm gleich sechse schreiben;Gern um einen Pfeil ich batNach so reiner Sonnenscheiben;Tanzt´ auch auf dem Seil ich grad,Wollt´ ich balancierend bleiben,Schrieb auch keine Zeil´ ich grad,Ließ doch meinen Kiel ich treiben,Kläng´ es auch langweilig fad,Wollt´ ich doch sechs Blätter schreiben,Für ein Blatt von Freiligrath.Aber dabei soll´s auch bleiben,Denn, weil ich zu eilig tat,Mich sechsfach einzuverleiben,Sah ich, daß Herr FreiligrathSein Gedrucktes ab kann schreiben;Ein gedrucktes Blatt ist seines,Dies von meinen Sechsen eines,Weiter kriegt Herr Künzel keines.
Hörst du, wie die Brunnen rauschen,Hörst du, wie die Grille zirpt?Stille, stille, laß uns lauschen,Selig, wer in Träumen stirbt.Selig, wen die Wolken wiegen,Wem der Mond ein Schlaflied singt,O wie selig kann der fliegen,Dem der Traum den Flügel schwingt,Daß an blauer HimmelsdeckeSterne er wie Blumen pflückt:Schlafe, träume, flieg´, ich weckeBald Dich auf und bin beglückt.
Welch Geheimnis ist ein Kind!Gott ist auch ein Kind gewesen.Weil wir Kinder Gottes sind,kam ein Kind, uns zu erlösen.Welch Geheimnis ist ein Kind!Wer dies einmal je empfunden,ist den Kindern überalldurch das Jesuskind verbunden.