Was wir in uns die tiefe Sehnsucht nennen, Was uns mit dunklen Wünschen still erfüllt, Die tiefe Wärme, hohes Licht so mild, Sind Elemente, die wir selten kennen, Die sich im einzelnen geheim zertrennen, Wie Licht in Dir, in mir sich Wärme hüllt, Doch nimmer dringt ein Leben durch das Bild, Wenn Licht und Wärme nicht als Flamme brennen. Die Wärme in dem Herzen war so groß, Daß ich ins kühle Mondenlicht gesehen Nun brennet wild die Flamme mir im Schoß. Und endlich muß ein heilig Bild erstehen Reißt ewig sich so Licht, als Wärme los So einigt sich ja Bilden und Verstehen.
Hörst du, wie die Brunnen rauschen,Hörst du, wie die Grille zirpt?Stille, stille, laß uns lauschen,Selig, wer in Träumen stirbt.Selig, wen die Wolken wiegen,Wem der Mond ein Schlaflied singt,O wie selig kann der fliegen,Dem der Traum den Flügel schwingt,Daß an blauer HimmelsdeckeSterne er wie Blumen pflückt:Schlafe, träume, flieg´, ich weckeBald Dich auf und bin beglückt.
Wie gelehrig ist ein Kind!So wie du es lehrest lesenIn dem Buch, in dem wir sind,So wird einst sein ganzes Wesen.Wie gelehrig ist ein Kind!Willst du segnen, lehr´ ein Kind!Aus dem Körnlein werden Ähren,Wie dein Körnlein war gesinnt,Wird das Brot die Welt einst nähren.Willst du segnen, lehr´ ein Kind!
Die Klage, sie wecketDen Toten nicht auf,Die Liebe nur decketDen Vorhang dir auf.Man liebt und was immerDas Leben belebt,Mit fassenden SinnenDie Augen erhebt.Das zarte Umfassen,Es löst sich so bald,Die Augen erblassenEs stirbt die Gestalt.Die Liebe, sie schicketDie Klage ihr nachDie Liebe, sie blicketDen Toten bald wach.Die Klage, sie wecketDie Toten nicht auf,Die Liebe nur decketDas Leben dir auf.
Es war einmal die Liebe,Die himmelsklare Liebe,Wohl in gerechtem Zorn,Und sprach zum blinden Triebe:Verzeih! heut kriegst du HiebeGanz recht mit einem Dorn.Da zagt der Trieb betroffen,Doch kaum hat ihn getroffenDer Liebe Dornenstreich,Sind alle Knospen offen,Der Dorn ganz ohn VerhoffenSchlug aus voll Rosen gleich.Es war einmal die Liebe,Die himmelsklare Liebe,Sie war vom Trieb betrübt,Und sprach zum blinden Triebe:An dir, du Friedensdiebe,Wird Rache heut geübt.Doch, als sie sich will rächen,Entstürzt in TränenbächenDas Mitleid ihrer Brust,Sie kann den Stab nicht brechen,Die Lieb wird aller SchwächenDes Triebes sich bewußt.Es war einmal die Liebe,Die himmelsklare Liebe,Sie war vom Trieb gekränkt,Und sprach zum blinden Triebe:Wenn dir kein Trost auch bliebe,Heut wird dir´s nicht geschenkt,Und, um ihm zu gedenken,Will sie ein Füllhorn senkenVoll von Gerechtigkeit,Und hat mit FahnenschwenkenDen Richtplatz mit GeschenkenDer Gnade überstreut.Ei sag einmal du Liebe,Du himmelsklare Liebe,Wer hat dich das gelehrt,Daß man dem blinden TriebeFür strenge DornenhiebeNur Rosen mild beschert,Und daß man für die RuteDem blinden ÜbermuteNur süßen Honig gibt.Das lehrte dich der Gute,Der dich mit seinem BluteIn deiner Schuld geliebt.Da sang einmal der Liebe,Der himmelsklaren Liebe,Der Trieb dies Liebeslied,Dass Lieb dem blinden TriebeDas Licht ins Herz einübe,Das ihr im Auge blüht.Da sah der Trieb verkläret,Was Liebe ihm gewähret,Und beide sprachen fromm:Du hast mich Trost gelehret,Du hast mir Licht bescheret,Trieb sei der Lieb willkomm!Da faßt einmal die Liebe,Die himmelsklare LiebeSich einen frischen MutUnd ward dem blinden Triebe,Daß er nicht irrend bliebe,Ein Blindenführer gut.Da lernt der Trieb das Lieben,Da ward die Lieb getrieben,Bis sehend er, sie blind,Und beide sind´s geblieben,Und ich hab es geschrieben,Lies du und bleib ein Kind!
Wie der Regen tropft,An die Scheiben klopft,Jeder Strauch ist naß bezopft.Wie der Regen springt!In den Blättern singtEine Silberuhr.Durch das Gras hinläuft,Wie eine Schneckenspur,Ein Streifen weiß beträuft.Das stürmische Wasser schießtIn die Regentonne,Daß die überfließt,Und in breitem SchwallAuf den Weg bekiestStürzt Fall um Fall.Und der Regenriese,Der Blauhimmelhasser,Silbertropfenprasser,Niesend faßt er in der Bäume Mähnen,Lustvoll schnaubend in dem herrlich vielen Wasser.Und er lacht mit fröhlich weißen ZähnenUnd mit kugelrunden, nassen Freudentränen.
Als Herr Künzel neulich bat,Schuldig ihm kein Blatt zu bleiben,O da fand ich freilich Rat,Braucht´ mir nicht die Stirn zu reiben:Für ein Blatt von FreiligrathKonnt´ ich ihm gleich sechse schreiben;Gern um einen Pfeil ich batNach so reiner Sonnenscheiben;Tanzt´ auch auf dem Seil ich grad,Wollt´ ich balancierend bleiben,Schrieb auch keine Zeil´ ich grad,Ließ doch meinen Kiel ich treiben,Kläng´ es auch langweilig fad,Wollt´ ich doch sechs Blätter schreiben,Für ein Blatt von Freiligrath.Aber dabei soll´s auch bleiben,Denn, weil ich zu eilig tat,Mich sechsfach einzuverleiben,Sah ich, daß Herr FreiligrathSein Gedrucktes ab kann schreiben;Ein gedrucktes Blatt ist seines,Dies von meinen Sechsen eines,Weiter kriegt Herr Künzel keines.
Ach Gott, wie weh tut Scheiden!Hat mir mein Herz verwundt.Ach, Scheiden, ach, ach!Wer hat doch das Scheiden erdacht.Das hat mein jung HerzeleinSo frühzeitig traurig gemacht.Morgen muß ich fort von hierUnd muß Abschied nehmen.
Schweig, Herz, kein Schrei!Denn alles geht vorbei!Doch, daß ich auferstandund wie ein Irrstern ewig sie umrunde,ein Geist, den sie gebannt,das hat Bestand. Ja, alles geht vorbei.Nur dieses Wunderband,aus meines Herzens tiefstem Grundezu ihrem Geist gespannt,das hat Bestand. Ja, alles geht vorbei.Doch sie, die mich erkannt,den Harrenden, wildfremd an Ort und Stunde,ging nicht vorbei, sie stand,reicht mir die Hand. Ja, alles geht vorbei.Doch diese liebe Hand,die ich in tiefer, freudenheller Stundean meinem Herzen fand,die hat Bestand.
Singet, leise, leise, leise,Singt ein flüsternd Wiegenlied,Von dem Monde lernt die Weise,Der so still am Himmel zieht.Singt ein Lied so süß gelinde,Wie die Quellen auf den Kieseln,Wie die Bienen um die LindeSummen, murmeln, flüstern, rieseln.