Welch Geheimnis ist ein Kind!Gott ist auch ein Kind gewesen.Weil wir Kinder Gottes sind,kam ein Kind, uns zu erlösen.Welch Geheimnis ist ein Kind!Wer dies einmal je empfunden,ist den Kindern überalldurch das Jesuskind verbunden.
Nach Sevilla, nach Sevilla,Wo die hohen PrachtgebäudeIn den breiten Straßen stehen,Aus den Fenstern reiche Leute,Schön geputze Frauen sehn,Dahin sehnt mein Herz sich nicht!Nach Sevilla, nach Sevilla,Wo die letzten Häuser stehen,Sich die Nachbarn freundlich grüßen,Mädchen aus dem Fenster sehn,Ihre Blumen zu begießen,Ach, da sehnt mein Herz sich hin!In Sevilla, in Sevilla,Weiß ich wohl ein reines Stübchen,Helle Küche, stille Kammer,In dem Hause wohnt mein Liebchen,Und am Pförtchen glänzt ein Hammer,Poch ich, macht die Jungfrau auf!Guten Abend, guten Abend -Lieber Vater, setzt euch nieder,Ei, wo seid ihr denn gewesen?Und dann singt sie schöne Lieder,Kann so hübsch in Büchern lesen,Ach! und ist mein einzig Kind.
Dein Lied erklang, ich habe es gehöret,Wie durch die Rosen es zum Monde zog;Den Schmetterling, der bunt im Frühling flog,Hast du zur frommen Biene dir bekehret,Zur Rose ist mein Drang,Seit mir dein Lied erklang!Dein Lied erklang, die Nacht hat´s hingetragen,Ach, meiner Ruhe süßes Schwanenlied!Dem Mond, der lauschend von dem Himmel sieht,Den Sternen und Rosen muß ich´s klagen,Wohin sie sich nun schwang,Der dieses Lied erklang!Dein Lied erklang, es war kein Ton vergebens,Der ganze Frühling, der von Liebe haucht,hat, als du sangest, nieder sich getauchtIm sehnsuchtsvollen Strome meines Lebens,Im Sonnenuntergang,Als mir dein Lied erklang!
Ich eile hin, und ewig flieht dem BlickeDes Lebens Spiegel fort in wilder Flut,Die Sehnsucht in die Ferne nimmer ruht,Und weinend schaut Erinnerung zurückeDa blickt aus einer Blume neu Geschicke.Zwei blaue Kelche voll von LiebesglutErwecken in dem Flüchtling neuen Mut;Daß er das Leben wieder jung erblicke.Es hat der Sinn die Aussicht wiederfunden,Er sieht im klaren Strome abgespiegelt,Des Wechsel-Lebens zwiefach-lieblich Bild,Die Fläche ruht und schwillt in tiefen Stunden,Wenn Leidenschaft die Trunkenheit entzügelt,Und Liebe sich dem Strome nackt enthüllt.
Die Klage, sie wecketDen Toten nicht auf,Die Liebe nur decketDen Vorhang dir auf.Man liebt und was immerDas Leben belebt,Mit fassenden SinnenDie Augen erhebt.Das zarte Umfassen,Es löst sich so bald,Die Augen erblassenEs stirbt die Gestalt.Die Liebe, sie schicketDie Klage ihr nachDie Liebe, sie blicketDen Toten bald wach.Die Klage, sie wecketDie Toten nicht auf,Die Liebe nur decketDas Leben dir auf.
Als Herr Künzel neulich bat,Schuldig ihm kein Blatt zu bleiben,O da fand ich freilich Rat,Braucht´ mir nicht die Stirn zu reiben:Für ein Blatt von FreiligrathKonnt´ ich ihm gleich sechse schreiben;Gern um einen Pfeil ich batNach so reiner Sonnenscheiben;Tanzt´ auch auf dem Seil ich grad,Wollt´ ich balancierend bleiben,Schrieb auch keine Zeil´ ich grad,Ließ doch meinen Kiel ich treiben,Kläng´ es auch langweilig fad,Wollt´ ich doch sechs Blätter schreiben,Für ein Blatt von Freiligrath.Aber dabei soll´s auch bleiben,Denn, weil ich zu eilig tat,Mich sechsfach einzuverleiben,Sah ich, daß Herr FreiligrathSein Gedrucktes ab kann schreiben;Ein gedrucktes Blatt ist seines,Dies von meinen Sechsen eines,Weiter kriegt Herr Künzel keines.
Es war einmal die Liebe,Die himmelsklare Liebe,Wohl in gerechtem Zorn,Und sprach zum blinden Triebe:Verzeih! heut kriegst du HiebeGanz recht mit einem Dorn.Da zagt der Trieb betroffen,Doch kaum hat ihn getroffenDer Liebe Dornenstreich,Sind alle Knospen offen,Der Dorn ganz ohn VerhoffenSchlug aus voll Rosen gleich.Es war einmal die Liebe,Die himmelsklare Liebe,Sie war vom Trieb betrübt,Und sprach zum blinden Triebe:An dir, du Friedensdiebe,Wird Rache heut geübt.Doch, als sie sich will rächen,Entstürzt in TränenbächenDas Mitleid ihrer Brust,Sie kann den Stab nicht brechen,Die Lieb wird aller SchwächenDes Triebes sich bewußt.Es war einmal die Liebe,Die himmelsklare Liebe,Sie war vom Trieb gekränkt,Und sprach zum blinden Triebe:Wenn dir kein Trost auch bliebe,Heut wird dir´s nicht geschenkt,Und, um ihm zu gedenken,Will sie ein Füllhorn senkenVoll von Gerechtigkeit,Und hat mit FahnenschwenkenDen Richtplatz mit GeschenkenDer Gnade überstreut.Ei sag einmal du Liebe,Du himmelsklare Liebe,Wer hat dich das gelehrt,Daß man dem blinden TriebeFür strenge DornenhiebeNur Rosen mild beschert,Und daß man für die RuteDem blinden ÜbermuteNur süßen Honig gibt.Das lehrte dich der Gute,Der dich mit seinem BluteIn deiner Schuld geliebt.Da sang einmal der Liebe,Der himmelsklaren Liebe,Der Trieb dies Liebeslied,Dass Lieb dem blinden TriebeDas Licht ins Herz einübe,Das ihr im Auge blüht.Da sah der Trieb verkläret,Was Liebe ihm gewähret,Und beide sprachen fromm:Du hast mich Trost gelehret,Du hast mir Licht bescheret,Trieb sei der Lieb willkomm!Da faßt einmal die Liebe,Die himmelsklare LiebeSich einen frischen MutUnd ward dem blinden Triebe,Daß er nicht irrend bliebe,Ein Blindenführer gut.Da lernt der Trieb das Lieben,Da ward die Lieb getrieben,Bis sehend er, sie blind,Und beide sind´s geblieben,Und ich hab es geschrieben,Lies du und bleib ein Kind!
Ich weiß wohl, was dich bannt in mir,Die Lebensglut in meiner Brust,Die süße zauberhafte Zier,Der bangen tiefgeheimen Lust,Die aus mir strahlet, ruft zu dir,Schließ mich in einen Felsen ein,Ruft doch arm Lind durch Mark und Bein:Komm, lebe, liebe, stirb an mir,Leg´ diesen Felsen auf deine Brust,Du mußt, du mußt.
Einen kenne ich,Wir lieben ihn nicht,Einen nenne ich,Der die Schwerter zerbricht!Weh! sein Haupt steht in der Mitternacht,Sein Fuß in der Erde Staub,Vor ihm wehet das LaubZur dunklen Erde hernieder;Ohn ErbarmenIn den ArmenTrägt er die kindische,Taumelnde Welt!Tod – so heißt er!Und die GeisterBeben vor ihm, dem schrecklichen Held!
Ach, wie flüchtig ist die Zeit!Was wir gestern kaum begonnen,Heute liegt es schon so weitGrau und nebelhaft zerronnen –Ach, so flüchtig ist die Zeit.Ach, wie flüchtig ist die Zeit!Doch kein Schritt ging noch verloren,Denn ein Vater steht bereit,Wartend vor den ew´gen Toren –Bei ihm endet Flucht und Zeit!