Was ist die Liebe? Ist´s ein heller Stern,Der plötzlich leuchtet, den wir nie geschaut?Ist´s ein Erinnern, das unnennbar fernUns dünkt und nun in unserer Seele taut,Jäh aus der Schale springt und einen KernUns zeigt, so voller Süße, daß uns graut?Ich bin dir gut. Du bist mir gut. Nichts weiter.Dann klimmen wir hinauf die Himmelsleiter.
Ach, daß du lebtest!Tausend schwarze Krähen,Die mich umflatterten auf allen Wegen,Entflohen, wenn sich deine Tauben zeigten,Die weißen Tauben deiner Fröhlichkeit.Daß du noch lebtest!Schwer und kalt bedrängtDie Erde deinen Sarg und hält dich fest.Ich geh nicht hin, ich finde dich nicht mehr.Und Wiedersehn?Was soll das Wiedersehn,Wenn wir zusammen Hosianna singenUnd ich dein Lachen nicht mehr hören kann?Dein Lachen, deine Sprache, deinen Trost:Der Tag ist heut so schön. Wo ist Chasseur?Hol aus dem Schranke deinen Lefaucheux,Und geh ins Feld, die Hühner halten noch.Doch bieg nicht in das Buchenwäldchen ab,Und leg dich nicht ins Moos und träume nicht.Paß auf die Hühner und sei nicht zerstreut,Blamier dich nicht vor deinem Hund, ich bitte.Und alle Orgeldreher heut´ verwünsch ich,Die mit verlornem Ton aus fernen DörfernDir Träume senden – dann gibt´s keine Hühner.Und doch, die braune Heide liegt so still,Dich rührt ihr Zauber, laß dich nur bestricken.Wir essen heute Abend Erbsensuppe,Und der Margaux hat schon die Zimmerwärme;Bring also Hunger mit und gute Laune.Dann liest du mir aus deinen Lieblingsdichtern,Und willst du mehr, wir gehen an den FlügelUnd singen Schumann, Robert Franz und Brahms.Die Geldgeschichten lassen wir heut ruhn.Du lieber Himmel, deine GläubigerSind keine Teufel, die dich braten können,Und alles wird sich machen.Hier noch eins:Ich tat dir guten Kognak in die Flasche.Grüß Heide mir und Wald und all die Felder,Die abseits liegen und vergiss die Schulden,Ich seh´ indessen in der Küche nach,Daß uns die Erbsensuppe nicht verbrennt.Daß du noch lebtest!Tausend schwarze Krähen,Die mich umflatterten auf allen Wegen,Entflohen, wenn sich deine Tauben zeigten,Die weißen Tauben deiner Fröhlichkeit.Ach, daß du lebtest!
Im ersten matten Dämmer throntDer blasse, klare Morgenmond.Den Himmel färbt ein kühles Blau,Der Wind knipst Perlen ab vom Tau.Der Friede zittert: UngestümReckt sich der Tag, das Ungetüm,Und schüttelt sich und brüllt und beißtUnd zeigt uns so, was leben heißt.Die Sonne hat den Lauf vollbracht,Und Abendröte, Mitternacht.Im ersten matten Dämmer throntDer blasse, klare Morgenmond.Und langsam frißt und frißt die ZeitUnd frißt sich durch die Ewigkeit.
Ich ging den Weg entlang, der einsam lag,Den stets allein ich gehe jeden Tag.Die Heide schweigt, das Feld ist menschenleer;Der Wind nur webt im Knickbusch um mich her.Weit liegt vor mir die Straße ausgedehnt;Es hat mein Herz nur dich, nur dich ersehnt.Und kämest du, ein Wunder wär´s für mich,Ich neigte mich vor dir: ich liebe dich.Und im Begegnen, nur ein einziger Blick,Des ganzen Lebens wär es mein Geschick.Und richtest du dein Auge kalt auf mich,Ich trotze, Mädchen, dir: ich liebe dich.Doch wenn dein schönes Auge grüßt und lacht,Wie eine Sonne mir in schwerer Nacht,Ich zöge rasch dein süßes Herz an michUnd flüstre leise dir: ich liebe dich.
In alten Briefen saß ich heut vergraben,Als einer plötzlich in die Hand mir fiel,Auf dem die Jahresziffer mich erschreckte,So lange war es her, so lange schon.Die Schrift stand groß und klein und glatt und krausUnd reichlich untermischt mit Tintenflecken:»Mein lieber Fritz, die Bäume sind nun kahl,Wir spielen nicht mehr Räuber und Soldat,Türk hat das rechte Vorderbein gebrochen,Und Tante Hannchen hat noch immer Zahnweh,Papa ist auf die Hühnerjagd gegangen.Ich weiß nichts mehr. Mir geht es gut.Schreib bald und bleibe recht gesund.Dein Freund und Vetter Siegesmund.«»Die Bäume sind nun kahl,« das herbe WortLieß mich die Briefe still zusammenlegen,Gab Hut und Handschuh mir und Rock und StockUnd drängte mich hinaus in meine Haide.
Es treibt vorüber mir im Meer der StadtBald der, bald jener, einer nach dem andern.Ein Blick ins Auge, und vorüber schon.Der Orgelspieler dreht sein Lied.Es tropft vorüber mir im Meer des NichtsBald der, bald jener, einer nach dem andern.Ein Blick auf seinen Sarg, vorüber schon.Der Orgelspieler dreht sein Lied.Es schwimmt ein Leichenzug im Meer der Stadt,Querweg die Menschen, einer nach dem andern.Ein Blick auf meinem Sarg, vorüber schon.Der Orgelspieler dreht sein Lied.
Gib den Flamberg nie aus Händen,in Triumph stets und Genuß,denn du brauchst ihn aller Endenbis zum letzten Atemschluß.Frieden wirst du nie erkämpfen.Dennoch! schmück dir Schwert und Schmerzhin und wieder mit Aurikelnund bekränze auch dein Herz!
Wie oft sah ich die blassen Hände nähen,Ein Stück für mich – wie liebevoll du sorgtest!Ich sah zum Himmel deine Augen flehen,Ein Wunsch für mich – wie liebevoll du sorgtest!Und an mein Bett kamst du mit leisen Zehen,Ein Schutz für mich – wie sorgenvoll du horchtest!Längst schon dein Grab die Winde überwehen,Ein Gruß für mich – wie liebevoll du sorgtest!
Nur ein paar Birken, Einsamkeit und Leere,Ein Sumpf, geheimnisvoll, ein Fleckchen Haide,Der Kiebitz gibt mir im April die Ehre,Im Winter Raben, Rauch und Reifgeschmeide,Und niemals Menschen, keine Grande Misère,Nichts, nichts von unserm ewigen Seelenleide.Ich bin allein. Was einzig ich begehre?Grast ihr für euch, und mir laßt meine Weide.