In nackter Wüste ruht ein Löwenpaar,Das gelbe Fell vom gelben Sand abhebend.Im Schlafe dehnen sich die trägen Glieder.Erwachend, leckt bedächtig eins das andre,Und streckt und reckt sich, gähnt, und schläft von neuem.Ein zweiter Leuenherr zeigt sich in Fernen.Er nähert sich, er stockt, als die GenossenEr unbekümmert vor sich liegen sieht.Nun peitscht sein Schweif, nach Katzenart, die Erde,Er reißt den Rachen auf wie eine Torfahrt,Und Donner rollt ihm aus dem heißen Schlunde.Er kauert sich, und knurrt, und äugt hinüber.Schwerfällig wird das Ehepärchen munter,Schwerfällig kommt es endlich auf die Beine.Der zweite Nobel holt zum Sprunge aus,Und springt, und springt dem Weibchen an die Seite.Das Weibchen dann trabt mit dem SeladonGemütlich einem Felsendache zu.Das Männchen stutzt, will brüllen, schweigt,Und legt sich wieder nieder: Lat ehr lopen.
Gib den Flamberg nie aus Händen,in Triumph stets und Genuß,denn du brauchst ihn aller Endenbis zum letzten Atemschluß.Frieden wirst du nie erkämpfen.Dennoch! schmück dir Schwert und Schmerzhin und wieder mit Aurikelnund bekränze auch dein Herz!
In der Dämmerung,Um Glock zwei, Glock dreie,Trat ich aus der TürIn die Morgenweihe.Klanglos liegt der Weg,Und die Bäume schweigen,Und das VogelliedSchläft noch in den Zweigen.Hör ich hinter mirSacht ein Fenster schließen.Will mein strömend HerzÜber Ufer fließen?Sieht mein Sehnen nurBlond und blaue Farben?Himmelrot und GrünSamt den andern starben.Ihrer Augen BlauKüßt die Wölkchenherde,Und ihr blondes HaarDeckt die ganze Erde.Was die Nacht mir gab,Wird mich lang durchbeben,Meine Arme weit,Fangen Lust und Leben.Eine Drossel wecktPlötzlich aus den Bäumen,Und der Tag erwachtStill aus Liebesträumen.
Schönes Kind von achtzehn Jahren,Ein Weilchen sind wir zusammengefahrenDurch diese verdammt langweilige Welt;Und schon sind uns die Rosen vergällt?Schon lauern Gähnen und lästiger Trug;Um des Himmels willen, genug, genug,Ein toter Docht kann nicht mehr glimmen,Ein lässiger Arm kein Meer durchschwimmen.So geh deinen Weg du, ich gehe den meinen,Wolln uns nicht grämen, wollen nicht greinen;Und sollten wir später uns treffen einmal,Wirds keinem von uns zu Kummer und Qual.Hast schnell einen Schatz, ich find ein Schätzchen,Du einen Kater, ich ein Kätzchen;Streichelst dann, eia, ein andres Hänschen,Und mir schläft im Arm ein andres Gänschen.Nur immer frisch das Leben genossen,Bald hält uns höhnisch der Sarg umschlossen.Und nun Lebwohl; Dank sei dir gebrachtFür manche sturmherrliche Liebesnacht.Noch einmal komm ich morgen früh,Und dann ist die Sache perdauz und perdü.
Wie oft sah ich die blassen Hände nähen,Ein Stück für mich – wie liebevoll du sorgtest!Ich sah zum Himmel deine Augen flehen,Ein Wunsch für mich – wie liebevoll du sorgtest!Und an mein Bett kamst du mit leisen Zehen,Ein Schutz für mich – wie sorgenvoll du horchtest!Längst schon dein Grab die Winde überwehen,Ein Gruß für mich – wie liebevoll du sorgtest!
Jasmin und Rosen schicken mit MachtWeihrauchwolken durch die Sommernacht.Plötzlich auf dem Hügel im Gebüsch ein Lärm,Ein einziger Schrei gellt: Hermann ... Herm...Und heraus stürzt vom kahlen Hügel zum TannMit ausgebreiteten Armen ein Mann.Wie still liegt das Land.In der Rechten ein Messer, das perlt noch rot,Damit stach er dort oben sein Mädchen tot.Die Augen groß offen, von Lachen gepackt,Die Brust im zerrissenen Hemde nackt,So läuft er, erreicht er den Wald, den WegUnd verschwindet über den Brückensteg.Wie still liegt das Land.Jasmin und Rosen schicken mit MachtWeihrauchwolken durch die Sommernacht.Der Vollmond glitzert auf Turm und Teich,Zieht ruhig weiter durchs Himmelreich.Der Halm steht auf, wo der Mörder lief,Und das Blut oben schreibt einen Liebesbrief.Wie still liegt das Land.
Ich ging den Weg entlang, der einsam lag,Den stets allein ich gehe jeden Tag.Die Heide schweigt, das Feld ist menschenleer;Der Wind nur webt im Knickbusch um mich her.Weit liegt vor mir die Straße ausgedehnt;Es hat mein Herz nur dich, nur dich ersehnt.Und kämest du, ein Wunder wär´s für mich,Ich neigte mich vor dir: ich liebe dich.Und im Begegnen, nur ein einziger Blick,Des ganzen Lebens wär es mein Geschick.Und richtest du dein Auge kalt auf mich,Ich trotze, Mädchen, dir: ich liebe dich.Doch wenn dein schönes Auge grüßt und lacht,Wie eine Sonne mir in schwerer Nacht,Ich zöge rasch dein süßes Herz an michUnd flüstre leise dir: ich liebe dich.
Vor meinem Fenster steht ein Baum,Ich sah ihn manche Jahre grünen.Das Leben steigt, das Leben fällt,Was kümmert das den alten Hünen.Im Herbst, da taumeln nach und nachMüde die Blätter von den Zweigen.Doch schlägt die Drossel, dann erwachtDer Winterwald aus Schlaf und Schweigen.Und wieder Herbst. Es stirbt das Laub,Das noch vor Wochen sommergrüne;Doch nächstes Jahr, im Ostertraum –Was raunt der alte finstre Hüne?
Auf Blut und Leichen, Schutt und Qualm,auf roßzerstampften Sommerhalmdie Sonne schien.Es sank die Nacht. Die Schlacht ist aus,und mancher kehrte nicht nach Hauseinst von Kolin. Ein Junker auch, ein Knabe noch,der heut das erste Pulver roch,er mußte dahin.Wie hoch er auch die Fahne schwang,der Tod in seinen Arm ihn zwang,er mußte dahin. Ihm nahe lag ein frommes Buch,das stets der Junker mit sich trugam Degenknauf.Ein Grenadier von Bevern fandden kleinen erdbeschmutzten Bandund hob ihn auf. Und brachte heim mit schnellem Fußdem Vater diesen letzten Gruß,der klang nicht froh.Dann schrieb hinein die Zitterhand:»Kolin. Mein Sohn verscharrt im Sand,wer weiß wo.« Und der gesungen dieses Lied,und der es liest, im Leben ziehtnoch frisch und froh.Doch einst bin ich und bist auch duverscharrt im Sand, zur ewigen Ruh,wer weiß wo.