Vor der Türe schläft der Baum,Durch den Garten zieht ein Traum.Langsam schwimmt der Mondeskahn,Und im Schlafe kräht der Hahn.Schlaf, mein Wölfchen, schlaf.Schlaf, mein Wulff. In später StundKüß ich deinen roten Mund.Streck dein kleines, dickes Bein,Steht noch nicht auf Weg und Stein.Schlaf, mein Wölfchen, schlaf.Schlaf, mein Wulff. Es kommt die Zeit,Regen rinnt, es stürmt und schneit.Lebst in atemloser Hast,Hättest gerne Schlaf und Rast.Schlaf, mein Wölfchen, schlaf.Vor der Türe schläft der Baum,Durch den Garten zieht ein Traum.Langsam schwimmt der Mondeskahn,Und im Schlafe kräht der Hahn.Schlaf, mein Wölfchen, schlaf.
Im Weizenfeld, in Korn und Mohn,liegt ein Soldat, unaufgefunden,zwei Tage schon, zwei Nächte schon,mit schweren Wunden, unverbunden, durstüberquält und fieberwild,im Todeskampf den Kopf erhoben.Ein letzter Traum, ein letztes Bild,sein brechend Auge schlägt nach oben. Die Sense rauscht im Ährenfeld,er sieht sein Dorf im Arbeitsfrieden.Ade, ade du Heimatwelt -und beugt das Haupt und ist verschieden.
Wie oft sah ich die blassen Hände nähen,Ein Stück für mich – wie liebevoll du sorgtest!Ich sah zum Himmel deine Augen flehen,Ein Wunsch für mich – wie liebevoll du sorgtest!Und an mein Bett kamst du mit leisen Zehen,Ein Schutz für mich – wie sorgenvoll du horchtest!Längst schon dein Grab die Winde überwehen,Ein Gruß für mich – wie liebevoll du sorgtest!
Jasmin und Rosen schicken mit MachtWeihrauchwolken durch die Sommernacht.Plötzlich auf dem Hügel im Gebüsch ein Lärm,Ein einziger Schrei gellt: Hermann ... Herm...Und heraus stürzt vom kahlen Hügel zum TannMit ausgebreiteten Armen ein Mann.Wie still liegt das Land.In der Rechten ein Messer, das perlt noch rot,Damit stach er dort oben sein Mädchen tot.Die Augen groß offen, von Lachen gepackt,Die Brust im zerrissenen Hemde nackt,So läuft er, erreicht er den Wald, den WegUnd verschwindet über den Brückensteg.Wie still liegt das Land.Jasmin und Rosen schicken mit MachtWeihrauchwolken durch die Sommernacht.Der Vollmond glitzert auf Turm und Teich,Zieht ruhig weiter durchs Himmelreich.Der Halm steht auf, wo der Mörder lief,Und das Blut oben schreibt einen Liebesbrief.Wie still liegt das Land.
Es war ein reicher Mann,Er war von altem Adel;Den ganzen LebenswegHielt er sich ohne Tadel.Erzogen ist er gut,Streng wachten seine Lehrer,Und auf dem TugendpfadWard er kein Gassenkehrer.Dem Staate dient er treu,Focht tapfer vor dem Feinde,Dann zog er sich zurückIn seine Gutsgemeinde.Der Orden StufensteigErklomm er con amore;Er wurde Kammerherr,Er saß im Tempelchore.Er nahm sich auch ein Weib,Erzeugt ein Dutzend Kinder,Wie jeder fixe Kerl,Ob Schuster oder Schinder.Fromm bleibt er bis zuletzt,Aus innrer Herzensneigung;Daß er der Kirche Freund,Fand nie bei ihm Verschweigung.Er hat sein Last, sein Teil,Wie jeder Erdenbürger;Auch ihm sind Gram und KreuzDie beiden wackern Würger.So schritt er mühelosAuf glatt gelegten BahnenUnd stieg mit FackelpompHinunter zu den Ahnen.Kennt ihr der Menschen Buch?Schlagt nach im Wortregister:Er blieb im Mittelmaß,Ein gründlicher Philister.
Was ist die Liebe? Ist´s ein heller Stern,Der plötzlich leuchtet, den wir nie geschaut?Ist´s ein Erinnern, das unnennbar fernUns dünkt und nun in unserer Seele taut,Jäh aus der Schale springt und einen KernUns zeigt, so voller Süße, daß uns graut?Ich bin dir gut. Du bist mir gut. Nichts weiter.Dann klimmen wir hinauf die Himmelsleiter.
Viere lang,Zum Empfang,Vorne Jean,Elegant,Fährt meine süße Lady. Schilderhaus,Wache raus.Schloßportal,Und im SaalSteht meine süße Lady. Hofmarschall.Pagenwall.Sehr graziös,MerveillösKnickst meine süße Lady. Königin,Hoher Sinn.Deren Hand,Interessant,Küßt meine süße Lady. Viere lang,Vom Empfang,Vorne Jean,Elegant,Kommt meine süße Lady. Nun wie warsHeut bei Zars?Ach, ich binNoch ganz hin,Haucht meine süße Lady. Nach und nach,Allgemach,Ihren MannWieder dannKennt meine süße Lady.
Maienkätzchen, erster Gruß,ich breche euch,und stecke euchan meinen alten Hut.Maienkätzchen, erster Gruß,einst brach ich euch,und steckte euchder Liebsten an den Hut.
Zwischen Roggenfeld und HeckenFührt ein schmaler Gang;Süßes, seliges Verstecken,Einen Sommer lang.Wenn wir uns von ferne sehen,Zögert sie den Schritt,Rupft ein Hälmchen sich im Gehen,Nimmt ein Blättchen mit.Hat mit Ähren sich das MiederUnschuldig geschmückt,Sich den Hut verlegen niederIn die Stirn gerückt.Finster kommt sie langsam näher,Färbt sich rot wie Mohn;Doch ich bin ein feiner Späher,Kenn die Schelmin schon.Noch ein Blick in Weg und Weite,Ruhig liegt die Welt,Und es hat an ihre SeiteMich der Sturm gesellt.Zwischen Roggenfeld und HeckenFührt ein schmaler Gang;Süßes, seliges Verstecken,Einen Sommer lang.
Nur ein paar Birken, Einsamkeit und Leere,Ein Sumpf, geheimnisvoll, ein Fleckchen Haide,Der Kiebitz gibt mir im April die Ehre,Im Winter Raben, Rauch und Reifgeschmeide,Und niemals Menschen, keine Grande Misère,Nichts, nichts von unserm ewigen Seelenleide.Ich bin allein. Was einzig ich begehre?Grast ihr für euch, und mir laßt meine Weide.