Ein kleines Abenteuer schienst du mir.Du kamst, ich nahm dich und empfing von dir,Was jemals schleudernd eine Frau verschenkte,Die all ihr Sein in ihre Liebe senkte.Und ich genoß, ein alternder Galan,Geschmeichelt-zärtlich deinen jungen Wahn,Nahm dir die wilden Küsse gern vom MundeUnd lebte zeitvergessen in der Stunde…Der Rausch war kurz. Ein Abend kam herauf.Ich deckte dir mein breites Lager aufUnd staunte, daß zum Tee das Wasser kochte,Eh´ deine Hand wie sonst ans Türkreuz pochte.Und als ich dann des Nachts alleine schlief,War mir´s, als ob mich deine Stimme rief,Und eine Sehnsucht ging durch meine Träume,Wie Frühlingswinde durch entlaubte Bäume.Am andern Tag kauft´ ich zum Mittag ein:Dein Lieblingsessen und Tokayerwein.Ich stand am Fenster, rief dich, brummte Flüche,Und schickt´ die Speisen wieder in die Küche.Ein Brief kam an – dein Duft und deine Hand.Ich wußt´, noch eh´ ich las, was drinnen stand.Auf meinen ›unsern!‹ Diwan sank ich niederUnd schob dein Tuch beiseite und dein Mieder…Nachher im Spiegel schien ich krank und alt.Im Aschennapf lag die Zigarre – kalt.Ich pfiff und gab dem Stummel neues Feuer. –Es war ja nur ein kleines Abenteuer.
Fürcht´ nicht die Stunde, da du stirbst.Die Welt, o glaub´s nur, kann dich missen.Kein Stern, um dessen Licht du wirbst,Wird mit dir in den Tod gerissen. Solang du lebst, wirst du gebraucht.Soll dich das Leben nicht vergessen,Sorg, dass die Tat nicht untertaucht,An der du deine Kraft gemessen. Leb, dass du stündlich sterben kannst,In Pflicht und Freude stark und ehrlich.Nicht dich – das Werk, das du begannst,Mach für die Menschheit unentbehrlich!
Ich wollt das Lied des Herzens nicht verschweigen.Ich wollt es jubelnd zu den Menschen schmettern,die bleich am Baume der Erkenntnis klettern,das Glück vermutend in den kahlen Zweigen.Ich wollt sie rufen zu den breiten Küsten,an die des Meeres Wellen silbern schlagen.Ich wollt sie lehren leichte Schultern tragenund freien Sinn in übermüt´gen Brüsten.Ich stoß ins Horn. Noch einmal. – Doch ich staune:die Menschen lachen, die ich wecken wollte,als ob ein Mißton in die Lüfte rollte. –Es muß ein Sandkorn sein in der Posaune.
Der Tag, der keine Sonne sah, verbleicht;Der Weg versinkt in abendschwerem Regen.Der müde Fuß, den weicher Schlamm umschleicht,Steigt Schritt vor Schritt der Dunkelheit entgegen.Zu beiden Seiten kriechen niedre Hecken,Den Fuß belauernd, hin am Wegesrand.Gekappter Bäume kahle Äste reckenSich hoch wie Finger einer Totenhand. –Und schwärzer wird die Nacht – und endlos dehntDie Straße sich – und schmutziger Regen tropft. –Nie hat die Seele sich so heiß gesehnt; –Nie hat das Herz so lebenswild geklopft.
Tore der Freiheit auf! – Feinde von gestern,nehmt unsre Hände hin, Brüder und Schwestern!Arbeiter, Bauersmann, Bürger, Soldat –eigenes Schicksal will eigenen Rat.Glückliche Ernte will zeitige Saat. Nieder die Grenzen, die uns geschieden!Völkerfreiheit wirke das Bandewiger Freundschaft von Land zu Land –wirke der Völker ewigen Frieden.
O Mitmensch, willst du sicher sein in deinem Treiben und Getue, so schau in Nachbars Kämmerlein, in Nachbars Bett, in Nachbars Truhe.Und wie er´s hält und wie er´s macht, richt deinen Wandel ein desgleichen, auf daß der Nachbar in der Nacht getrost darf in dein Zimmer schleichen.So wirst du in der Sympathie der Zeitgenossen wohl bestehen, und niemand braucht als Schweinevieh und Lumpen scheel dich anzusehen.Nur das Besondere mißfällt, das Eigne und Originale. Ein kluger Mitmensch aber hält sich allezeit an das Normale.
Wieder zieh man einen Pfaffenmangelhafter Sittlichkeit.Denn er machte sich zu schaffenmit der jungen Weiblichkeit.Ja, es ist das Los der Frommen,daß im Dienst der Liebe meistsie vom rechten Wege kommen,den ihr Amt sie wandeln heißt.Liebe, sagen sie, sei Tugend –doch sei Lieb auch Unmoral –und liebt einer dann die Jugend,gibt es vor Gericht Skandal.Schwer fürwahr ist zu entwirrendieses Zwiespalts Labyrinth;und wenn schon die Hirten irren,bleibt die Herde vollends blind.Seltsam! Doch lehrt die Erfahrung,daß das Volk es stets erkenntohne Pfaffenoffenbarungwann man Liebe – Liebe nennt.
Wem kann ich klagen,Der mit mir fühlt?Wem kann ich sagen,Was in mir wühlt?Jedem frißt sein eigenesLeid in den Säften.Manche verschweigen es.Einige zeigen es.Aber die Menge vergißt´s in Geschäften.Nur wer uns liebt,Wird mit uns teilen.Liebe vergibt,Liebe kann heilen.Ich schaue zurück:Einst durfte ich lieben.Doch all mein GlückIst Stück für StückAm Wege geblieben.