Du liebtest mich mit deiner ganzen Glut.Ich liebte dich mit Seele und mit Geist.Das ist vorbei. Du bist mir nur noch gut.Ich steck in Liebe über Hals und Ohr, –Und denk ich, daß du mir verloren seist,So weiß ich, daß ich mich an dich verlor.
Sie lernte Stenographin.Er war Engros-Kommis.Im Speisewagen traf ihnein Blick. Er liebte sie.auf einer Haltestellebrach man die Reise ab,woselbst er im Hotellesie als sein Weib ausgab.Nicht viel, das man sich fragte.Doch küßten sie genug.Und als der Morgen tagte,ging schon der nächste Zug.Nach einer kurzen Stundefand ihre Fahrt den Schluß.Er nahm von ihrem Mundenoch einen heißen Kuß.Er sah sie schnupftuchwinkendnoch stehn zum letztenmal,und in sein Auge blinkendsich eine Träne stahl.Er soll sie noch heute lieben.Sie war so drall und jung.Ihr ist ein Kind gebliebenund die Erinnerung.
Wieder zieh man einen Pfaffenmangelhafter Sittlichkeit.Denn er machte sich zu schaffenmit der jungen Weiblichkeit.Ja, es ist das Los der Frommen,daß im Dienst der Liebe meistsie vom rechten Wege kommen,den ihr Amt sie wandeln heißt.Liebe, sagen sie, sei Tugend –doch sei Lieb auch Unmoral –und liebt einer dann die Jugend,gibt es vor Gericht Skandal.Schwer fürwahr ist zu entwirrendieses Zwiespalts Labyrinth;und wenn schon die Hirten irren,bleibt die Herde vollends blind.Seltsam! Doch lehrt die Erfahrung,daß das Volk es stets erkenntohne Pfaffenoffenbarungwann man Liebe – Liebe nennt.
Kriecht die Hoffnung aus dem Lochemeiner Glücksverlassenheit?Putzt sich eine Glanzepocheaus der Trübnis dieser Zeit?Irgendwo vernahm ich Lautewie von schüchternem Applaus,und ich sah ein Licht, das schautewie verlegene Liebe aus.Blitzt´ es nicht auch in der Fernewie von schimmerndem Metall? – Zweifellos: es drängen Sternedurchs Gewölk sich überall …Andrerseits ist zu erwägen:Hoffnung hat ein großes Maul,und des Dichters armem Brägendeucht ein Huf oft schon ein Gaul.
Angst packt mich an,Denn ich ahne, es nahen Tagevoll großer Klage.Komm du, komm her zu mir! –Wenn die Blätter im Herbst ersterbenund sich die Flüsse trüber färbenund sich die Wolken ineinander schieben –dann komm, du, komm!Schütze mich –stütze mich –faß meine Hand an.Hilf mir lieben!
Meine Straße mir entgegenIst heut eine Frau gegangen,Deren Tragen und BewegenAll mein Sinnen hält gefangen.Was ich liebend je gepriesen,Wenn ich kurzes Glück genossen,Alle Pracht schien mir in diesenSchlanken Körper eingegossen.Sichrer Schritt auf graden Beinen,Hohe Schultern, schmaler Rücken.In den Augen trocknes WeinenUnd verhaltenes Entzücken.Eh´ sie meinem Blick entschwände,Folgt ich lange ihren Spuren,Und dann formten meine HändeIhre herrlichen KonturenAus der Luft, bis ich verlorenHeimging, voll von allem Süßen,Ihren Duft in meinen Poren,Ihren Gang in meinen Füßen.Daß sie doch noch einmal käme!Dann will ich sie knieend fragen,Ob sie mich zum Gatten nähme, –Und sie wird »Sie Esel!« sagen.(Erna)
Ich bin ein Pilger, der sein Ziel nicht kennt;der Feuer sieht und weiß nicht, wo es brennt;vor dem die Welt in fremde Sonnen rennt.Ich bin ein Träumer, den ein Lichtschein narrt;der in dem Sonnenstrahl nach Golde scharrt;der das Erwachen flieht, auf das er harrt.Ich bin ein Stern, der seinen Gott erhellt;der seinen Glanz in dunkle Seelen stellt;der einst in fahle Ewigkeiten fällt.Ich bin ein Wasser, das nie mündend fließt;das tauentströmt in Wolken sich ergießt;das küßt und fortschwemmt – weint und froh genießt.Wo ist, der meines Wesens Namen nennt?Der meine Welt von meiner Sehnsucht trennt?Ich bin ein Pilger, der sein Ziel nicht kennt.
O Mitmensch, willst du sicher sein in deinem Treiben und Getue, so schau in Nachbars Kämmerlein, in Nachbars Bett, in Nachbars Truhe.Und wie er´s hält und wie er´s macht, richt deinen Wandel ein desgleichen, auf daß der Nachbar in der Nacht getrost darf in dein Zimmer schleichen.So wirst du in der Sympathie der Zeitgenossen wohl bestehen, und niemand braucht als Schweinevieh und Lumpen scheel dich anzusehen.Nur das Besondere mißfällt, das Eigne und Originale. Ein kluger Mitmensch aber hält sich allezeit an das Normale.
Ich bin verdammt zu warten in einem Bürgergarten auf das geliebte Weib. Nun sitz ich hier als Beute gewissenloser Leute mit breitem Unterleib. Sie sind so froh beim Biere, bald zwei, bald drei, bald viere — und reden vom Geschäft. Die Gattin spricht vom Hause, die Töchter trinken Brause, und Flock, das Hündchen, kläfft. Die Kellnerinnen schwirren. Die Tischgeschirre klirren. Der Himmel scheint so blau. Wie süß ist´s doch, zu warten in einem Bürgergarten auf die geliebte Frau.
Als ich dich fragte: "Darf ich Sie beschützen?"Da sagtest du: "Mein Herr, Sie sind trivial."Als ich dich fragte: "Kann ich Ihnen nützen?"Da sagtest du: "Vielleicht ein andres Mal."Als ich dich bat: "Ein Kuß, mein Kind, zum Lohne!"Da sagtest du: "Mein Gott, was ist ein Kuß?"Als ich befahl: "Komm mit mir, wo ich wohne!"Da sagtest du: "Na, endlich ein Entschluß!"