Blitzt der Taler im Sonnenschein,Blitzt dem Kind in die Augen hinein,Über die Wangen rollen die Tränen.Mutter zieht gar ein ernst Gesicht:Vor dem Taler, Schatz, fürchte dich nicht;Nach dem Taler sollst du dich sehnen. Sieh, mein Herzblatt, auf Gottes WeltFür uns Menschen gibt´s nichts ohne Geld,Hätt´ ich dich, Herzblatt, auch nicht bekommen.Bist noch so unschuldig, noch so klein,Willst doch täglich gefüttert sein,Hast es mir selbst aus der Tasche genommen. Darfst nicht weinen, bist all mein Glück;Gibst mir´s tausendfältig zurück.Sich, die goldene Sonne dort oben,Brennt sie dir gleich deine Guckaugen wund,Nährt und behütet den Erdenrund,Daß alle Kreaturen sie loben. Nach der Sonne in goldiger PrachtHaben die Menschen ihr Geld gemacht;Ohne das Geld muß man elend sterben.Sonne ist Glück und Glück ist Geld;Wem es nicht schon in die Wiege fällt,Der muß es mühevoll sich erwerben. Sieh, mein Herzblatt, den grünen Wald,Drin der Vögel Gezwitscher erschallt;Wie das so lieblich ist anzuschauen!Hast du kein Geld für das morgige Brot,Dir sind all die Vögelein tot,Und der Wald ist ein schrecklich Grauen! Geld ist Schönheit! Mit recht viel GeldNimmst du den Mann, der dir wohlgefällt,Keinen Häßlichen, keinen Alten.Sieh, der Reichen Hände, wie weiß!Wissen nichts von Frost und von Schweiß;Haben keine Schwielen noch Falten. Bei uns Armen ist Eins mal schön,Aber nur im Vorübergehn;Morgen schon ist zerrupft sein Gefieder.Oder die Schönheit wird ihm zu Geld;Kommt es hinauf in die große Welt,Steigt es nicht leicht mehr zu uns hernieder. Kind, hab acht auf wahren Gewinn:Geld ist Freiheit, ist Edelsinn,Menschenwürde und Seelenfrieden.Alles kehrt sich zum goldenen Licht,Warum sollen wir Menschen es nicht?Dir, mein Kind, sei das Glück beschieden.
Wenn dir ein Schaden am Leibe frißt,Jammre nicht, sondern handle;Und wenn du glücklich gewesen bist,Nimm dein Bett und wandle.Ärgert dein Aug dich, so reiß es aus,Sonst ärgert es dich an beiden;Und keift dir ein schlimmes Weib zu Haus,So geh und lasse dich scheiden. Und wird dir das Beten und Fasten zu dumm,Richte, schlichte, verzichte;Und haranguiere das PublikumNicht erst durch Weltschmerzgedichte.
Ich war ein Kind von fünfzehn Jahren,Ein reines unschuldsvolles Kind,Als ich zum erstenmal erfahren,Wie süß der Liebe Freuden sind. Er nahm mich um den Leib und lachteUnd flüsterte: O welch ein Glück!Und dabei bog er sachte, sachteDen Kopf mir auf das Pfühl zurück. Seit jenem Tag lieb´ ich sie alle,Des Lebens schönster Lenz ist mein;Und wenn ich keinem mehr gefalle,Dann will ich gern begraben sein.
Ich soll ihn lassenUnd kann´s nicht fassen;Und du, mein Herz,Du darfst es wagen,Noch fort zu schlagenBei solchem Schmerz?
Ich hab dich lieb, kannst du es denn ermessen,Verstehn das Wort, so traut und süß?Es schließet in sich eine Welt von Wonne,Es birgt in sich ein ganzes Paradies.Ich hab dich lieb, so tönt es mir entgegen,Wenn morgens ich zu neuem Sein erwacht;Und wenn am Abend tausend Sterne funkeln,Ich hab dich lieb, so klingt die Nacht.Du bist mir fern, ich will darob nicht klagen,Dich hegen in des Herzens heil´gem Schrein.Kling fort, mein Lied! Jauchz auf, beglückte Seele!Ich hab dich lieb, und nie wird´s anders sein.
Die Tage verblassen, die Stunden zergehn,Die Waffen rasten und rosten;Ich bin von vorn und von hinten besehnEin armer verlorener Posten. Es kreisen die Dohlen, es kriecht das Gewürm,Die Menschen hassen und lieben;Ich bin wie ein alter RegenschirmIn Gedanken stehengeblieben. Staub deckt meine Falten, es wackelt der Knauf,Es wankt das Skelett unterm Knaufe;Ich wollte, des Schicksals Hand spannte mich aufUnd hielte mich unter die Traufe.
Nirgends vergißt sich so leichtDer Liebe Lust, der Liebe SchmerzWie in den Armen eines andern. Schwarz war dein Auge, mein Freund,Schwarz wie die Nacht, wolkenumhüllt.Blau strahlt das Auge des andern. Keiner wohl küßte wie du,Sanft wie ein Hauch am Maientag.Stürmisch jetzt küßt mich der andre. Treulos und falsch war dein Herz.Doch auch dafür find´ ich Ersatz,Denn schon betrügt mich der andre.
Der Tod kommt bald und sicher,Hält stets sich in der Näh´.Er ist ein fürchterlicherTröster im Erdenweh. Ich hasse ihn nicht aus Liebe,Ich liebe ihn heiß aus Haß.Wenn man unsterblich bliebe,Wie grauenvoll wäre das! Des Fressens und WeitergebensUrewige WiederkehrAls höchsten Ertrag des LebensErtrag´ ich nicht länger mehr.
Nicht einmal ein Gedicht gelingt mir mehr,Geschweige denn ein Mensch. Mein Hirn ist leer,Und meine Eingeweide sind so trocken,Daß meine Dünste keine Kuh mehr locken.´s ist leichter, einen Menschen machen alsEin Klappenhorn; der Mensch braucht jedenfallsWeit wen´ger Zeit, damit er richtig sitze;Jedoch erheischt ein Klapphornvers mehr Grütze.Ein Seitenblick, des Bettes Planke kracht,Das Weib seufzt auf, dann ist ein Mensch gemacht.Um ein Gedicht auch kindlich nur zu stammeln,Muß man oft stundenlang mit Muse rammeln.Was besser ist? – Die Antwort wird mir schwer.Ich mache weder Kind noch Klapphorn mehr.Verzweifelt schlepp ich meines Lebens Bürde -Es fehlte nur noch, daß ich schwanger würde.