Doch nun will ich dienen der Menschenhand,In der Thäler sanftes, grünes GewandWill ich den silbernen Gürtel weben,Will die frommen, hellen,Plaudernden WellenRuhig schlängelnd durch Gärten gießen,Will schwatzend an Blumen vorüberfließen;Der Hirsch, das RehSollen aus meinen Fluten trinkenUnd in holdem Weh,Wenn die Sterne blinken,Mag eine Jungfrau, die einsam wachtIn lauer Sommernacht,Meinem RauschenLauschen.
Und seit des Nichts unsäglicher Gedanke,Ein wilder Blitz, mir in die Seele schlug,Ist Schein geworden all mein Thun und Wesen,Ist all mein Leben eitel Lug und Trug. Am Richtplatz sah man: wenn das Haupt gefallen,Auffährt der Rumpf und bebt zwei Schritte fort,Das Auge zuckt und will die Welt noch sehen,Die Lippen stammeln noch ein leises Wort.
Mag das Lied, das alte, graue,Immerhin den Vortritt haben!Wer verliebt in´s Himmelblaue,Mag sich anderswo erlaben. Ja noch dunklere Gestalten, –Sind auch Lichtungen dazwischen,Wo die heitern Farben walten, –Werden in den Zug sich mischen. Trübe hat der Most gegoren,Frische Milch ward schnell zu Molke,Auf des Morgens goldnen ThorenLag die schwere, schwarze Wolke. Ob der Most noch Wein geworden,Ob noch rein die Milch geflossen,Ob durch düstre WolkenhordenSiegend noch das Licht geschossen: Dieses künftighin VergangneKann in seinen FinsternissenDer umhangne, traumbefangneDichter jetzt und einst nicht wissen. Sprich ihn drum nicht gar zu schuldig,Der du ja um viel gescheidter,Lieber Leser, sei geduldigUnd lies eben weiter, weiter!
Sag´, alter Narr, was rennst du wiederSo kreuz und quer, bergauf und nieder?Was suchst du denn? Laß sein, laß sein!Die Weite bringt es dir nicht ein,Im Breiten wirst du´s nicht erringen!Da mußt du in die Tiefe dringen.Der Weg ist kurz, die Arbeit schlicht:Fünf Schuh tief, weiter braucht es nicht.
»Ist´s nicht genug geruht? Ist´s nicht genug geruht?Auf! Auf! Auf, frisches Reiterblut!Denkt euch, der Feind sei da!Auf, auf! Ja! ja!«So thut es, so klingt es,So schmettert´s, so singt es,So stößt es und fährt durch den NebelduftHinaus in die Morgenluft.Trompetenruf, Trompetenstoß!O, gieng´ es los, o, gieng´ es los!Auf den Feind hineinIn gedrängten Reih´n!Marsch! Marsch! und eingehauen!Dürfte ich das noch schauen!Nicht schauen allein!Mitten unter den Braven sein,Mitthun, zu Rosse sitzen,Wenn die Thiere wiehern, die Klingen blitzen,Und erjagen helfen im SchlachtenbrandEin Vaterland, ein Vaterland,Ein Deutschland, das wir nicht haben,Mit dem Säbel holen und graben,Wenn ein heiliger Krieg uns endlich eintGegen den alten frechen Feind,Den Räuber, der seiner BeuteSich rühmet noch heute!Und dann, ja dann,Ganz Mann,Dann im flammenden Kampfgewühl,In des Lebens schwellendem HochgefühlTodeswundAusschütten die Seele auf blut´gen Grund,Sterben als braver SoldatIn einer That,Ja, das wär´ etwas,Das steht nicht so blaß!Sterben als braver Reiter,Das wär´ gescheidter.
Ich scheide, sprach der Knabe,Doch sei dir, liebe Maid,Herzinnige Treu geschworenIn alle Ewigkeit. Nun er in fernen LandenUm blut´gen Lorbeer wirbt,Dem ungetreuen ManneDie Lieb´ im Herzen stirbt. Doch immer, immer nagetIn seiner Brust der Wurm,Er hört die süße StimmeDurch Schlachtengraus und Sturm. Er sieht das klare Auge,Er schlafet oder wacht,Aufleuchtend, aufgeblättertIn grabesschwarzer Nacht. Was frommt nur alle Reue?Ruft er in wildem Zorn,Es ist ja doch im HerzenVersiegt der Liebe Born, Das ausgebrannte Feuer,Kein Wille bringt´s zurück,So muß ich denn zertretenAll ihres Lebens Glück! Ermorden und zertreten ?Du unglückselig Weib!Doch eh´ die Seel´ ich morde,Mord´ ich den zarten Leib. Er lenkt, wie sonst, die TritteNach seines Liebchens Haus,Sie streckt, wie sonst, die ArmeNach dem Geliebten aus. Liebst du mich denn noch immerIm tiefsten Herzensgrund?So ruft sie. Stumm und stilleKüßt er den süßen Mund. Die Linke hat umschlungenEinst seines Lebens Lust,Die Rechte zuckt am Messer,Durchbohrt die treue Brust. Kind, es geschieht aus Liebe,Der bleiche Mörder spricht.Ich glaub´ es, spricht sie leise,Das treue Auge bricht.
Man hat schon oft gesagt,Du seiest des Todes Bild,O Knabe, still und mild,Süßer Schlaf! Ich aber versteh´ es:Weil die wilden Gedanken,Die umgetriebenen, todeskranken,Nicht mehr sind. Morden kann ich sie nicht,Aber sie nicken und schlummern einIn deinem DämmerscheinGanz sachte. Bringst du denn nicht auch bald,Wenn ich ruf´ und stehe zu dir,Deinen bleichen Bruder mirAn der Hand? Bringst du ihn immer nicht?Er hat, was das Herz vermißt,Hat, was das Beste ist,Kein Erwachen.
Laßt mich trinken, laßt mich trinken,Laßt von diesem FeuerweinImmer neue Fluten sinkenMir in´ s durst´ge Herz hinein! Jedes Ende sei vergessen!Wie´s im Innern drängt und schafft!Sagt, wer will mir jetzo messenGrenz´ und Schranke meiner Kraft! Stellt mir schwere, weite, blankeBecher ohne Ende her,Füllet sie mit diesem Tranke,Und ich trink´ euch alle leer! Bringt mir Mädchen, schöne, wilde,Noch so spröd und noch so stolz,Schickt die schreckliche Brunhilde,Alle trifft der Liebesbolz! Stellet mir die schwersten Fragen!Wo das ew´ge Räthsel ruht?Feuerhell und aufgeschlagenSchwimmt es hier im rothen Blut! Gebt mir Staaten zu regieren!Kinderspiel soll mir es sein!Gebt mir Heere anzuführen,Und die ganze Welt ist mein! Burgen möcht´ ich jauchzend stürmen,Ihre Fahnen zittern schon,Felsen, Felsen möcht´ ich thürmenUnd erobern Gottes Thron!
Die Lober meide!Sie führen ein Stückchen KreideUnd schreiben damit aufs Kerbholz an,Was sie dir Süßes angetan.Gib acht, gib acht!Kaum gedacht,Bricht ihre wahre Natur heraus,In welcher die Scham nicht eben zu Haus;Aus dem Pfötchen schlüpfet die Kralle,Und noch im besten FalleSind sie für so viel LobRecht grob.