An dem Ende seiner Tage Steht der Kater Hiddigeigei, Und er denkt mit leiser Klage, Wie sein Dasein bald vorbei sei. Möchte gerne aus dem Schatze Reicher Weisheit Lehren geben, Dran in Zukunft manche Katze Haltpunkt fänd´ im schwanken Leben.Ach, der Lebenspfad ist holpernd, – Liegen dort so manche Steine, Dran wir Alte, schmählich stolpernd, Oftmals uns verrenkt die Beine.Ach, das Leben birgt viel Hader Und schlägt viel unnütze Wunden, Mancher tapfre schwarze Kater Hat umsonst den Tod gefunden.Doch wozu der alte Kummer, Und ich hör´ die Jungen lachen, Und sie treiben´s noch viel dummer, Schaden erst wird klug sie machen.Fruchtlos stets ist die Geschichte; Mögen sehn sie, wie sie´s treiben! – Hiddigeigeis Lehrgedichte Werden ungesungen bleiben.
Mein Zorn ist groß und fürchterlich,Ja, fürchterlich und groß,Denn dieser dumme ErdplanetBlamiert sich grenzenlos.Ich wollt´, ich wär´ ein HaifischIm tiefen, tiefen Meer!Dann fräß´ ich alles, was da schwimmt,Vergnüglich ringsumehr.Oder ein Aasgeier möcht´ ich seinMit scharfer, scharfer Krall´:ich fräß das ganze Vogelgeschlecht,Kolibri wie Nachtigall.Ich wollt´, ich wär´ eine Klapperschlang In der dummen freien Natur:Vergiftet wär´ in kurzer ZeitDie ganze Kreatur!Ich wollt, ich lief mit WutgebrüllHerum als Mordhyäne,ich nähm´ die ganze Menschheit wildAls Frühstück zwischen die Zähne.Am End´ fräß ich mit kaltem BlutMich selber noch dazu,Denn eher kommt meine große WutDoch nimmermehr zur Ruh.
Ein´ festen Sitz hab´ ich veracht´t,Fuhr unstät durch´s Revier,Da fand ich sonder VorbedachtEin lobesam Quartier.Doch wie ich in der Ruhe SchoßSänftlich zu sitzen wäh´n,Da bricht ein Donnerwetter los!Muß wieder wandern geh´n.All´ Jahr wächst eine and´re Pflanz Im Garten, als vorher!Das Leben wär´ ein Narrentanz!Wenn´s nicht so ernsthaft wär´!
O die Menschen tun uns unrecht, Und den Dank such´ ich vergebens, Sie verkennen ganz die feinern Saiten unsers Katzenlebens. Und wenn einer schwer und schwankend Niederfällt in seiner Kammer, Und ihn morgens Kopfweh quälet, Nennt er´s einen Katzenjammer.Katzenjammer, o Injurie! Wir miauen zart im Stillen, Nur die Menschen hör´ ich oftmals Graunhaft durch die Straßen brüllen.Ja, sie tun uns bitter unrecht, Und was weiß ihr rohes Herze Von dem wahren, tiefen, schweren, Ungeheuren Katzenschmerze?
Die Blicke scharf wie der junge Aar, Das Herz von Hoffnung umflogen, So bin ich dereinst mit reisiger Schar In den Kampf der Geister gezogen. Die Fahne hoch, gradaus den Speer – Da wichen der Feinde Reihen; O Reiterspaß, dem fliehenden Heer Die breiten Rücken zu bläuen!Doch kamen auch wir an jenes End´, Zu wissen, daß nichts wir wissen! Da hab´ ich langsam mein Roß gewend´t Und mich des Schweigens beflissen.Zu stolz zum Glauben – bin ich gemach In die Felskluft niedergestiegen; Die Welt da draußen ist oberflach, Der Kern muß tiefer liegen.Nun freut mich mein alt Gewaffen nicht mehr, Verspinnwebt liegt´s in der Ecken; Doch soll drum kein hochweiser Herr Als wehrlosen Mann mich necken:Noch reicht ein Blick, das Eulenpack Und die Fledermaus zu verjagen, Noch reicht ein alter Eselskinnback, Den Philisterschwarm zu erschlagen!
Unkraut:Wie kommt´s, daß du so traurig bist,Und gar nicht einmal lachst?Ich seh dir´s an den Augen an,Daß du geweinet hast.Gärtner:Und wer ein´n steinigen Acker hat,Dazu ´nen stumpfen Pflug,Und dessen Schatz zum Schelmen wird,Hat der nicht Kreutz genug?Unkraut:Doch wer mit Katzen ackern will,Der spann die Mäus voraus,So geht es alles wie ein Wind,So fängt die Katz die Maus.Hab all mein Tag kein Gut gethan,Hab´s auch noch nicht im Sinn;Die ganze Freundschaft weiß es ja,Daß ich ein Unkraut bin.
Vom Himmel fuhr ein Sonnenstrahl,Zu blau war ihm die Höhe,Er fuhr herab ins grüne Tal,Daß er was andres sehe.Schöner, grüner,Veilchenblauer Sonnenstrahl.Im grünen Tal ein Wirtshaus standUnd auf dem Tisch ein Käse;Der Sonnenstrahl fuhr durch die WandUnd fuhr in diesen Käse.Schöner, grüner usw.Am Tisch ein alter Hausknecht saß,Hungrig war´s ihm zu Sinnen.Derselbige den Käse fraßMit samt dem Strahle drinnen.Schöner, grüner usw.O Sonnenstrahl, du bist blamiertIn dieses Hausknechts Magen,Sieh zu, daß er dich ´rausbugsiert,Du kannst das nit vertragen.Schöner, grüner usw.Der Sonnenstrahl im SchweizerkäsBegann ein stark Rumoren,Bis in des Hausknechts Magen esGar fürchterlich gegoren.Schöner, grüner usw.Und als aus dieser GärereiBlähungen sich entspannen,Da ward der Sonnenstrahl auch freiUnd fuhr als –! von dannen.Schöner, grüner usw.
Einsam wandle deine Bahnen,Stilles Herz, und unverzagt!Viel erkennen, vieles ahnenWirst du, was dir keiner sagt.Wo in stürmischem GedrängeKleines Volk um Kleines schreit,Da erlauschest du Gesänge,Siehst die Welt du groß und weit.Andern laß den Staub der Straße,Deinen Geist halt frisch und blank,Spiegel sei er wie die Meerflut,Drin die Sonne niedersank.Einsam aus des Tages LärmenAdler in die Höhen schweift,Storch und Kranich fliegt in Schwärmen,Doch ihr Flug die Erde streift.Einsam wandle deine BahnenStilles Herz, und unverzagt!Viel erkennen, vieles ahnenWirst du, was dir keiner sagt.
Ich weiß nicht, was da noch werden soll? Schon dämmert´s im feuchten Grunde, Die Fledermaus macht ahnungsvoll Um den alten Stadtwall die Runde, Am Scherbenberg wird´s öd und still, Ich glaub´, die alte Wirtin will Bereits die Schenke verschließen. Ein Käuzlein hör´ ich drüben schrei´n, Wo die Grabzypressen trauern, Campagnanebel ziehen herein, Verhüllt stehen Tor und Mauern; Es wogt und wallt wie ein Geisterheer Um Cestius´ Pyramide her Was mögen die Toten wollen?Jetzt zuckt und flammt um den Berg ein Licht, Die grauen Wolken verfliegen; Es kommt mit neidisch gelbem Gesicht Der Vollmond aufgestiegen, Er scheint so grell, er scheint so fahl, Er scheint mir mitten in Weinpokal, Das kann nichts Gutes bedeuten.Und wer von der Liebsten scheiden gemüßt, Dem wird sie nur um so lieber, Und wer zu lang in der Nachtluft sitzt, Bekommt in Rom das Fieber. Schon löscht die Wirtin die Lampe aus – Felice notte! ich geh´ nach Haus, Die Zeche bezahl´ ich morgen.