Bürschlein, Bürschlein, laß die Liebe! Liebe ist ein schlimmes Feuer, Frißt den, so es angeblasen, Und du bist kein Kohlenbrenner! Komm nach Haus zum grünen Neckar, Komm zu mir zum großen Fasse, ´s birgt noch Stoffs genug, du magst drin Löschen deiner Liebe Glut!
Arm wird matter, Stirn wird bleicher, Balde reißt des Lebens Faden, Grabt ein Grab mir auf dem Speicher, Auf der Walstatt meiner Taten! Fester Kämpe, trug die ganze Wucht ich hitzigen Gefechtes: Senkt mich ein mit Schild und Lanze Als den Letzten des Geschlechtes.Als den letzten, – o die Enkel, Nimmer gleichen sie den Vätern, Kennen nicht des Geists Geplänkel, Ehrbar sind sie, steif und ledern.Ledern sind sie und langweilig, Kurz und dünn ist ihr Gedächtnis; Nur sehr wen´ge halten heilig Ihrer Ahnherrn fromm Vermächtnis.Aber einst, in fernen Tagen, Wenn ich längst hinabgesargt bin, Zieht ein nächtlich Katerklagen Zürnend über euren Markt hin.Zürnend klingt euch in die Ohren Hiddigeigeis Geisterwarnung: »Rettet euch, unsel´ge Toren, Vor der Nüchternheit Umgarnung!«
Im Hafen erschaust du kein Segel,Keines Menschen Fußtritt am Strand,Viel tausend reinliche VögelHüten das einsame Land…Gott segn´ euch, ihr trefflichen VögelAn ferner Guano-Küst´,Trotz meinem Landsmann, dem Hegel,Schafft ihr den gediegensten Mist.
In den Stürmen der Versuchung Hab´ ich lang schon Ruh´ gefunden, Doch dem Tugenhaftsten selber Kommen unbewachte Stunden! Heißer als in heißer Jugend Überschleicht der alte Traum mich, Und beflügelt schwingt des Katers Sehnen über Zeit und Raum sich.O Neapel, Land der Wonne, Unversiegter Nektarbecher! Nach Sorrent möcht´ ich mich schwingen, Nach Sorrent, aufs Dach der Dächer.Der Vesuvius grüßt, es grüßt vom Dunkeln Meer das weiße Segel, Im Olivenwald ertönt ein Süß Konzert der Frühlingsvögel.Zu der Loggia schleicht Carmela, Sie, die schönste aller Katzen, Und sie streichelt mir den Schnauzbart, Und sie drückt mir leis die Tatzen,Und sie schaut mich an süß schmachtend – Aber horch, es tönt ein Knurren. Ist´s vom Golf der Wellen Rauschen? Ist es des Vesuvius Murren?´s ist nicht des Vesuvius Murren, Der hält jetzo Feierstunde, – In dem Hof, Verderben sinnend, Bellt der schlechtste aller Hunde.Bellt der schlechtste aller Hunde, Bellt Krakehlo, der Verräter, Und mein Katertraum zerrinnet Luftig in den blauen Äther.
Laß die breitgetretnen Plätze, Steig nach unten, klimm nach oben; Reiche Nibelungen-Schätze Liegen rings noch ungehoben. Und du schaust vom Grat der Berge Fernes Meer und Ufer dämmern, Hörst tief unten der Gezwerge Erzgewaltig dumpfes Hämmern.Mannagleich wird dich erquicken Süße, starke Geistesnahrung, Hell vor den gestählten Blicken Glänzt die alte Offenbarung:Wie der gröbste und der feinste Faden sich zu einem Netz schlingt, Wie durchs Größte und das Kleinste Stets das gleiche Weltgesetz dringt.Aber einmal, – schwer Geständnis, – Einmal mußt du doch dich beugen, Und am Ende der Erkenntnis Steht ein ahnungsvolles Schweigen.
Die Sommernacht hat mir´s angetan, Das ist ein schweigsames Reiten, Leuchtkäfer durchschwirren den dunkeln Grund Wie Träume, die einst zu guter Stund´ Das sehnende Herz mir erfreuten. Die Sommernacht hat mir´s angetan, Das ist ein schweigsames Reiten, Die Sterne funkeln so fern und groß, Sie spiegeln so hell sich im Meeresschoß, Wie die Lieb´ in der Tiefe der Zeiten.Die Sommernacht hat mir´s angetan, Das ist ein schweigsames Reiten, Die Nachtigall schlägt aus dem Myrtengesträuch, Sie schlägt so schmelzend, sie schlägt so weich, Als säng´ sie verklungene Leiden.Die Sommernacht hat mir´s angetan, Das ist ein schweigsames Reiten, Das Meer geht wild, das Meer geht hoch; Was braucht´s der verlorenen Tränen noch, Die dem stillen Reiter entgleiten?
Der Ichthyosaurus Es rauscht in den Schachtelhalmen, Verdächtig leuchtet das Meer, Da schwimmt mit Thränen im Auge Ein Ichthyosaurus daher. Ihn jammert der Zeiten Verderbniß, Denn ein sehr bedenklicher Ton War neuerlich eingerissen In der Liasformation. »Der Plesiosaurus, der Alte, Er jubelt in Saus und Braus, Der Pterodactylus selber Flog neulich betrunken nach Haus. »Der Iguanodon der Lümmel Wird frecher zu jeglicher Frist, Schon hat er am hellen Tage Die Ichthyosaura geküßt. »Mir ahnt eine Weltkatastrophe, So kann es ja länger nicht geh´n; Was soll aus dem Lias noch werden, Wenn solche Dinge gescheh´n?« So klagte der Ichthyosaurus, Da ward es ihm kreidig zu Muth, Sein letzter Seufzer verhallte Im Qualmen und Zischen der Flut. Es starb zu derselbigen Stunde Die ganze Saurierei, Sie kamen zu tief in die Kreide, Da war es natürlich vorbei. Und der uns hat gesungen Dies petrefaktische Lied, Der fand´s als fossiles Albumblatt Auf einem Koprolith.
Unkraut:Wie kommt´s, daß du so traurig bist,Und gar nicht einmal lachst?Ich seh dir´s an den Augen an,Daß du geweinet hast.Gärtner:Und wer ein´n steinigen Acker hat,Dazu ´nen stumpfen Pflug,Und dessen Schatz zum Schelmen wird,Hat der nicht Kreutz genug?Unkraut:Doch wer mit Katzen ackern will,Der spann die Mäus voraus,So geht es alles wie ein Wind,So fängt die Katz die Maus.Hab all mein Tag kein Gut gethan,Hab´s auch noch nicht im Sinn;Die ganze Freundschaft weiß es ja,Daß ich ein Unkraut bin.