Wenn jetzt der Tod, der große Winzer, käme,Mich abzuschneiden von dem Stock der Zeit –Eh er die Traube mit dem Messer nähme,Sänk´ ihm der Arm: »Noch ist die Stunde weit.Zwar Sturm und Sonnenschein ward dir beschieden,Genossen hast du Qual und Lust der Welt,Empörung kennst du, und du kennst den Frieden,Den reiferen Früchten hast du dich gesellt.Doch tiefer sollst du deine Beeren neigen,Und süß wie Honig will ich deinen Saft,Gedeihe noch im Licht- und Schattenreigen –Erst wenn du köstlich, wirst du heimgerafft.«
Gehst du nach links? Gehst du nach rechts?Fragt mich der Mund des Herrn, des Knechts.Sie zeigen stolz auf ihren HaufenUnd wispern schon von Überlaufen.Ich lasse alle beide stehn,Um meinen eigenen Weg zu gehn.
Heut ging ich müßigDen ganzen Tag,Nun bitter büß´ ichDen Mißertrag.UmhergetriebenIn Markt und Stadt,Und nichts geblieben,Was Tiefe hat.Ein flaches TändelnMit der und der,Ein schwaches PendelnDie Kreuz und Quer.Bei BüchsenschießenUnd BudenschreinEin halb VerdrießenUnd Nichtsgedeihn.Der Schwarm der GrillenSchwirrt stechend um,Mich einzuhüllenMit Summ und Brumm:»Was gingst du müßigDen langen Tag?«Und bitter büß´ ichDen Mißertrag.
Nach Glück und Glanz und GloriaMit Peitschenhieb und HussassaDurch die Täler, über die Hügel! –Mit schläfrigem Zügel,Den Buckel voll Prügel,Im HundetrabDurch öde Niedrung ins Bettelgrab.
Rote Rosen, die glühen, Zeugen glücklicher Zeit, Als von Sorgen und Mühen Das Herz befreit! Über Trauer und Trümmer, Wüsten, häßlichen Graus, Blühenden Lebens Schimmer, Neu breite dich aus! Blüten, lang nicht beschieden, Gruß aus schenkender Hand, Boten der Sehnsucht nach Frieden, Segnet, o segnet das freudlose Land!
Ist das noch derselbe Himmel,Der sich über mir gespannt,Als im flackernden GewimmelWilder Feuer ich gebrannt?Ist das noch dieselbe Erde,Die mein rascher Fuß betrat,Als mit glühender GebärdeIch geschleudert Zukunftssaat?Erd´ und Himmel sind die gleichen,Und die gleichen Sonnen lohn,Doch die Seele rückt ihr ZeichenIn begrenzte Felder schon.Schritt für Schritt wird nun gemessen,Noch im Schwunge geizt die Hand,Rann doch zu viel Korn indessenAuf Morganas Wüstensand ...
Höhnisch Heulen Von herben Winden! Rauhe Schauer Rieseln durch Mark und Bein. Wirbelnde Blätter Von den Linden Schleifen in öden, Schlüpfrigen Schlamm hinein. Wolken weinen da droben; Pessimistische Zähren Spritzt mir der Sturm ins Gesicht – Leben voll Jammer und Schwären! Trotzig dich wehren! Kämpfend verklären! Lockenschüttelnd das Haupt erhoben, Seele voll Licht! Freude gebären! Modre, vermodre Du nur, du nur im Sumpfe nicht!
Gib es nicht den Vielen,Sie verstehen´s selten:Flug zu feinsten ZielenLassen sie nicht gelten.Plump ins Auge springenMuß, wozu sie drängen,An den AußendingenBleibt ihr Wille hängen.Messen alle GabeNach der Gier der Meisten,Wähnen, alles trabeNach gemeinem Leisten.Mögen´s nie erfassen,Daß die HimmelskronenSich erringen lassenNur durch Höllenzonen.Daß ein köstlich Winken,Süß wie Frauenkosen,Mild wie Sternenblinken,Liegt im Absichtslosen.Daß die tiefen NornenHöchstes ihm erlosen,Dem aus schwarzen DornenBlühen weiße Rosen.Daß zum seligen GraleFühren mystische Weisen,Aus der SchmerzensschaleLebensbrot zu speisen.
Im Nebel schlummern Tal und Flur;Durch Sturmgebraus und RegenDie tiefaufdonnernde EisenspurSaus´ ich dem Morgen entgegen.Es graut, und fahler Schein erwachtDort über jenen Höhen,Ins Föhrendickicht verkriecht die Nacht –Nur weiter in Lust und in Wehen!Stoß aus, du eherner Koloß,Die weiße Dampfessäule,Trag mich vorüber an Dorf und Schloß,Vorüber in rasender Eile!Doch wie du stampfst und wie du jagst,Vorschleudernd deine Pranken,Stürmischer, als du stürmen magst,Stürmen meine Gedanken.O Heimat, Heimat, weicher Klang,Tönst tief mir in den Ohren!Ein Kind bin ich in meinem DrangUnd gleiche wohl armen Toren.Doch berg´ ich auch in frommer ScheuMein Haupt im Mutterschoße,Menschheit, dir bin ich zum Tode treu,Heilige, Ewige, Große.
Im Gefängnis(nach Paul Verlaine)Der Himmel ist über dem DachSo blau, so stille.Ein Baum wiegt über dem DachSeines Wipfels Fülle.Die Glocke im Himmelsraum,Sie läutet leise.Ein Vöglein singt auf dem BaumSeine traurige Weise.Mein Gott, welche Ruhe hatHier das schlichte Leben!Friedlich dringt aus der StadtEin raunend Weben.– Sage, was hast denn du,Weinend in Bann und Acht,Mit deiner Jugend du,Ärmster, gemacht?