Nicht ein Lüftchen Regt sich leise, Sanft entschlummert Ruht der Hain; Durch der Blätter Dunkle Hülle Stiehlt sich lichter Sonnenschein. Ruhe, ruhe, Meine Seele, Deine Stürme Gingen wild, Hast getobt und Hast gezittert, Wie die Brandung, Wenn sie schwillt! Diese Zeiten Sind gewaltig, Bringen Herz und Hirn in Not – Ruhe, ruhe, Meine Seele,Und vergiß, Was dich bedroht.
Ein Vöglein flattert vor mir herMit silbergrauen Schwingen.Hör´ ich es singen,Bleibt mir das Herz nicht länger schwer.Das ist der Vogel vom Lande»Über dem Leid«,Trägt purpurne Tupfen am RandeVom Silberkleid.Hat in viel dunkle WellenSeine Flügelchen getaucht ...Meinem wunderfeinen GesellenBleibt Licht auf Flug und Flaum gehaucht.
Wie des Sees SilberspiegelLeis bei halbbedecktem HimmelJene mattverhüllte SonneSchattenblinkend wiederscheint ...Zittert meine Seele sacht –Schwebend zwischen Licht und Dunkel –Und die Blendung ist gebrochenUnd die Finsternis versöhnt.
Wie sangen die Vögel der Jugend so süßIn Goldregen und Syringen!Der Traum schlug um mich sein Zaubervlies ...So hör´ ich sie nie mehr singen.Was ist meinen armen Ohren geschehnSeit jenen taufrischen Tagen,Daß die Nachtigallen nicht mehr so schönUnd matter die Drosseln schlagen?Ich glaube, der große graue Mann,Das Leben ist gekommenUnd hat mit grausamem Griff daranDas Blümchen weggenommen.Mir wird zumute ganz wunderbarWie einem Kind auf der Wiese:Ist denn das alte Märchen wahrVom verlorenen Paradiese ...?– »Dein Herz ist traurig, dein Geist ist müd,Dir grau die Stunde zu färben –O Liebster, die Blume der Jugend blühtTaufrisch aus Moder und Scherben.Die Vögel singen so süß wie einst,Mußt nur ein Stündelein warten –Dann kommt es dir, daß du vor Freude weinstIm wiedergefundenen Garten.«
Im Nebel schlummern Tal und Flur;Durch Sturmgebraus und RegenDie tiefaufdonnernde EisenspurSaus´ ich dem Morgen entgegen.Es graut, und fahler Schein erwachtDort über jenen Höhen,Ins Föhrendickicht verkriecht die Nacht –Nur weiter in Lust und in Wehen!Stoß aus, du eherner Koloß,Die weiße Dampfessäule,Trag mich vorüber an Dorf und Schloß,Vorüber in rasender Eile!Doch wie du stampfst und wie du jagst,Vorschleudernd deine Pranken,Stürmischer, als du stürmen magst,Stürmen meine Gedanken.O Heimat, Heimat, weicher Klang,Tönst tief mir in den Ohren!Ein Kind bin ich in meinem DrangUnd gleiche wohl armen Toren.Doch berg´ ich auch in frommer ScheuMein Haupt im Mutterschoße,Menschheit, dir bin ich zum Tode treu,Heilige, Ewige, Große.
Höhnisch Heulen Von herben Winden! Rauhe Schauer Rieseln durch Mark und Bein. Wirbelnde Blätter Von den Linden Schleifen in öden, Schlüpfrigen Schlamm hinein. Wolken weinen da droben; Pessimistische Zähren Spritzt mir der Sturm ins Gesicht – Leben voll Jammer und Schwären! Trotzig dich wehren! Kämpfend verklären! Lockenschüttelnd das Haupt erhoben, Seele voll Licht! Freude gebären! Modre, vermodre Du nur, du nur im Sumpfe nicht!
Lebenswogen, Kaum verzogen, Was ich ringend je ertrug: Neue wollen Mich umrollen, ´s ist noch lange nicht genug. Schicksalsschmiede, Drin zum Liede Stark der Hammer auf mich schlug: Frische Hitze, Funkenblitze! ´s ist noch lange nicht genug.
Pfingsten, ich suche dich,Du Fest der Freude,Wo neues LebenDurch Not und TodAlten und JungenMit FeuerzungenWeltoffenbar wird.Pfingsten, dich suchen wir,Du Fest des Sieges,Wo WahrheitsschwingenOb Lug und TrugDie Luft erfüllen,Falschheit enthüllen,Völkerdurchbrausend.Pfingsten, ich suche dich,Du Fest der Geistkraft,Wo sturmgeläutertVon Neid und StreitSich MenschenmächteFürs Edel-RechteStrömend vermählen.Pfingsten, dich suchen wir,Fest der Gemeinschaft,Wo gleich durch WundenZu Rat und TatSich frei verbundenHöchste Geringsten:Komm, o Pfingsten!