Du lernst ihn in einer Gesellschaft kennen.Er plaudert. Er ist zu dir nett.Er kann dir alle Tenniscracks nennen.Er sieht gut aus. Ohne Fett.Er tanzt ausgezeichnet. Du siehst ihn dir an....Dann tritt zu euch beiden dein Mann.Und du vergleichst sie in deinem Gemüte.Dein Mann kommt nicht gut dabei weg.Wie er schon dasteht - du liebe Güte!Und hinten am Hals der Speck!Und du denkst bei dir so: -Eigentlich...Der da wäre ein Mann für mich! -Ach, gnädige Frau! Hör auf einen wahrenund guten alten Papa!Hättst du den Neuen: in ein, zwei Jahrenständest du ebenso da!Dann kennst du seine Nuancen beim Kosen;dann kennst du ihn in Unterhosen;dann wird er satt in deinem Besitze;dann kennst du alle seine Witze.Dann siehst du ihn in Freude und Zorn,von oben und unten, von hinten und vorn...Glaub mir: wenn man uns näher kenntgibt sich das mit dem happy end.Wir sind manchmal reizend, auf einer Feier....und den Rest des Tages ganz wie Herr Meyer,Beurteil uns nie nach den besten Stunden.Und hast du einen Kerl gefunden,mit dem man einigermaßen auskommen kann:dann bleib bei dem eigenen Mann!
Sinnend geh ich durch den Garten,still gedeiht er hinterm Haus;Suppenkräuter, hundert Arten,Bauernblumen, bunter Strauß.Petersilie und Tomaten,eine Bohnengalerie,ganz besonders ist geratender beliebte Sellerie.Ja, und hier – ? Ein kleines Wieschen?Da wächst in der Erde leisdas bescheidene Radieschen:außen, rot und innen weiß.Sinnend geh ich durch den Gartenunsrer deutschen Politik;Suppenkohl in allen Artenim Kompost der Republik.Bonzen, Brillen, Gehberockte,Parlamentsroutinendreh …Ja, und hier – ? Die ganz verbockteliebe gute SPD.Hermann Müller, Hilferlieschenblühn so harmlos, doof und leiswie bescheidene Radieschen:außen rot und innen weiß.
An meinem Todestag – ich werd ihn nicht erleben –da soll es mittags Rote Grütze geben,mit einer fetten, weißen Sahneschicht ...Von wegen: Leibgericht. Mein Kind, der Ludolf, bohrt sich kleine Dingeraus seiner Nase – niemand haut ihm auf die Finger.Er strahlt, als einziger, im Trauerhaus.Und ich lieg da und denk: "Ach, polk dich aus!" Dann tragen Männer mich vors Haus hinunter.Nun faßt der Karlchen die Blondine unter,die mir zuletzt noch dies und jenes lieh ...Sie findet: Trauer kleidet sie. Der Zug ruckt an. Und alle Damen,die jemals, wenn was fehlte, zu mir kamen:vollzählig sind sie heut noch einmal da ...Und vorne rollt Papa. Da fährt die erste, die ich damals ohnedie leiseste Erfahrung küßte – die Matronesitzt schlicht im Fond, mit kleinem Trauerhut.Altmodisch war sie – aber sie war gut. Und Lotte! Lottchen mit dem kleinen Jungen!Briefträger jetzt! Wie ist mir der gelungen?Ich sah ihn nie. Doch wo er immer schritt:mein Postscheck ging durch sechzehn Jahre mit. Auf rotem samtnen Kissen, im Spaliere,da tragen feierlich zwei Reichswehroffizieredie Orden durch die ganze Stadtdie mir mein Kaiser einst verliehen hat. Und hinterm Sarg mit seinen Silberputten,da schreiten zwoundzwonzig Nutten –sie schluchzen innig und mit viel System.Ich war zuletzt als Kunde sehr bequem. Das Ganze halt! Jetzt wird es dionysisch!Nun singt ein Chor: Ich lächle metaphysisch.Wie wird die schwarzgestrichne Kiste groß!Ich schweige tief.Und bin mich endlich los.
Lenz! Dich hätten wir beinah vergessen!Frisch und kühnsprießt inmitten dem Randal indessenjunges Grün.Blätter stecken ihre zarten Spitzenhastend aus.wie sie schmuck auf ihren Ästen sitzen!Feucht und kraus!Und sie sehen: Bunte Tumultanten!Militär!Sehen wildgewordene Adjutanten – Welch ein Heer!Und sie sehen: Grad die falschen Leutepackts Gericht.Doch die großen Diebe ... Heute?Heute nicht.Und die jungen Blätter blitzenUnd sie denken sich: Was mag das sein?Könnten sie, sie zögen ihre Spitzenschleunigst wieder ein –!
Ja, das möchtste:Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße;mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn –aber abends zum Kino hast du´s nicht weit.Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit:Neun Zimmer, – nein, doch lieber zehn!Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn,Radio, Zentralheizung, Vakuum,eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm,eine süße Frau voller Rasse und Verve –(und eine fürs Wochenend, zur Reserve) –,eine Bibliothek und drumherumEinsamkeit und Hummelgesumm.Im Stall: Zwei Ponies, vier Vollbluthengste,acht Autos, Motorrad – alles lenkstenatürlich selber – das wär ja gelacht!Und zwischendurch gehst du auf Hochwildjagd.Ja, und das hab ich ganz vergessen:Prima Küche – erstes Essen –alte Weine aus schönem Pokal –und egalweg bleibst du dünn wie ein Aal.Und Geld. Und an Schmuck eine richtige Portion.Und noch ne Million und noch ne Million.Und Reisen. Und fröhliche Lebensbuntheit.Und famose Kinder. Und ewige Gesundheit.Ja, das möchtste!Aber, wie das so ist hienieden:manchmal scheints so, als sei es beschiedennur pöapö, das irdische Glück.Immer fehlt dir irgendein Stück.Hast du Geld, dann hast du nicht Käten;hast du die Frau, dann fehln die Moneten –hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.Etwas ist immer.Tröste dichJedes Glück hat einen kleinen Stich.Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.Daß einer alles hat:das ist selten.
Über den Dächern schwebt Rauchund ein sanftes Gebimmelklingt von den Türmen der Stadt.Meine Sehnsucht fliegt in den Himmel.Wie es durch das Fenster zieht ...!Wozu arbeiten?Wozu tätig sein?Wozu in Versammlungen gehn?Ich habe nur meine beiden Hände.Was steht am Ende –?Das habe ich an Vater gesehen.Wie es durch das Fenster zieht ...!Diese Dachkammer hat der alte Mann.Dafür fünfundfünfzig JahreArbeit, keinen Tag Urlaub,Sorgen und graue Haare.Meine Gedanken hängen am Horizont –Wo ist unser Glück ...?Und da kommen plötzlich alle meine Gedanken zurück.Gleich springe ich auf die Beineund werfe die Arme um den Leib,weil mich friert ...Ich bin nicht mehr allein.Wir sind stark, wenn wir zusammenhalten:die Starken und Schwachen, die Jungen und Alten.Wenn nur der Wille fest bleibt und unsere Partei.Da bin ich dabei.Noch einmal sehe ich über die Stadtund die Dächer ...Schon mancher hat mit trocken Brot und armseligem Essenin so einer zugigen Dachkammer gesessen.Mancher, der nachher ein Reich erobert hat.
Mein Mann? mein dicker Mann, der Dichter?Du lieber Gott, da seid mir still!Ein Don Juan? Ein braver, schlichterBourgeois – wie Gott ihn haben will.Da steht in seinen schmalen Büchern,wieviele Frauen er geküßt;von seidenen Haaren, seidenen Tüchern,Begehren, Kitzel, Brunst, Gelüst ... Liebwerte Schwestern, laßt die Briefe,den anonymen Veilchenstrauß!Es könnt ihn stören, wenn er schliefe.Denn meist ruht sich der Dicke aus.Und faul und fett und so gefräßigist er und immer indigniert.Und dabei gluckert er unmäßigvom Rotwein, den er temperiert. Ich sah euch wilder und erpichtervon Tag zu Tag – ach! laßt das sein!Mein Mann? mein dicker Mann, der Dichter?In Büchern: ja. Im Leben: nein.
Dir gefallen die Beine nicht,dir gefällt die Kleine nicht,dir gefällt die Große nicht,und du magst die Sauce nicht.Dir gefällt der Opel nicht,und du wärst kein Popel nicht,und dir schmeckt der Steinwein nicht,und dir schmeckt der Rheinwein nicht...Lieber Freund, besinn dich drauf:Worauf herauf – ? Bist du denn so reich und schön?Bist du lieblich anzusehn?Bist du elegant und schick?Untenrum nicht reichlich dick?Bist du mit dem Mordskrawallwohl aus einem ersten Stall?Immer schreist du nach Niveau...lebst du denn zu Hause so?Du – mit deinem Lebenslauf:Worauf herauf – ? Stell dich mit dem Doppelkinnmal vor einen Spiegel hin:Wenn die Frauen auch mal sieben:welches Mädchen soll dich lieben?Sage selbst!Wenn die Kellner Augen haben:wofür halten sie dich Knaben?Sage selbt!In dem reichen Kaufmannshaus:Wie siehst du im Smoking aus?Sage selbst!Mach nicht immer solche Faxen.Mensch, es ist ja halb Berlinaufgewachsen, aufgewachsenbei den grünen Jalousien – !
Da steht nun Gustav der Verstopfte,aus Eisenguß, die Hand am Knauf.Jedwedes brave Herze klopfteund schlug zu jenem Standbild auf.Und da –? Er wackelt auf dem Sockelman gab ihm einen kräftigen Schub.Die Adler, seine Ruhmesgockel,das kommt nun alles hin zu Krupp.Ein kleiner Hund ist der Entenntevermutlich brüderlich gesinnt.Er schnuppert an dem Postamenteund hebt das Bein. Die Träne rinnt.Doch plötzlich sieht sein Aug nach oben.Der Fürst ist weg! Wer weiß da Rat?Sein Hinterbein bleibt zwar erhoben,doch tut er nicht mehr, was er tat.Du kleiner Hund, sei nicht verwundert.Man kanns verstehn. Du bist verdutzt.Denn seit dem Jahre Siebzehnhunderthat Er zum erstenmal genutzt.
Du schläfst bei mir. Da plötzlich, in derNacht, du liebe Dame,Bist du mit einem Laut mir jäh erwacht –War das ein Name?Ich horche. Und du sagst es noch einmal –Im Halbschlaf: »Leo...«Bleib bei der Sache, Göttin meiner Wahl!Ich heiße Theo.Noch bin ich bei dir. Wenn die StundeNaht, da wir uns trennen:Vielleicht lernt dich dann ein Regierungs-rat im Teeraum kennen.Und gibst du seinen Armen nachts dich preis,den stolzen Siegern: –Dann flüstre einmal meinen Namen leisUnd denk an Tigern.