Sinnend geh ich durch den Garten,still gedeiht er hinterm Haus;Suppenkräuter, hundert Arten,Bauernblumen, bunter Strauß.Petersilie und Tomaten,eine Bohnengalerie,ganz besonders ist geratender beliebte Sellerie.Ja, und hier – ? Ein kleines Wieschen?Da wächst in der Erde leisdas bescheidene Radieschen:außen, rot und innen weiß.Sinnend geh ich durch den Gartenunsrer deutschen Politik;Suppenkohl in allen Artenim Kompost der Republik.Bonzen, Brillen, Gehberockte,Parlamentsroutinendreh …Ja, und hier – ? Die ganz verbockteliebe gute SPD.Hermann Müller, Hilferlieschenblühn so harmlos, doof und leiswie bescheidene Radieschen:außen rot und innen weiß.
Daß man nicht alle haben kann –!Wie gerne möcht ich ErnestinenAls Schemel ihrer Lüste dienen!Und warum macht mir Magdalene,Wenn ich sie frage, eine Szene?Von jener Lotte ganz zu schweigen –Ich tät mich ihr als Halbgott zeigen.Doch bin ich schließlich ein Stück Mann...Daß man nicht alles haben kann –!Gewiß: der Spiegel ist etwas alt.Ich weiß, daß zwischen Spree und ElbeDas Dramolet je stets dasselbe,Doch denk ich alle, alle Male:Entfern ich diesmal nur die Schale –Was wird sich deinen Blicken zeigen?Was ist, wenn diese Lippen schweigen?Nur diesmal greifts mich mit Gewalt...(Gewiß: das Spiel ist etwas alt.)Daß man nicht alles haben kann –!Das läßt sich zeitlich auch nicht machen...Ich weiß, jetzt wirst du wieder lachen!Ich komm doch stets nach den ExzessenZu Dir und kann dich nicht vergessen.So gib mir denn nach langem WandernDie Summe aller jener andern.Sei du die Welt für einen Mann...Weil er nicht alle haben kann.
Lenz! Dich hätten wir beinah vergessen!Frisch und kühnsprießt inmitten dem Randal indessenjunges Grün.Blätter stecken ihre zarten Spitzenhastend aus.wie sie schmuck auf ihren Ästen sitzen!Feucht und kraus!Und sie sehen: Bunte Tumultanten!Militär!Sehen wildgewordene Adjutanten – Welch ein Heer!Und sie sehen: Grad die falschen Leutepackts Gericht.Doch die großen Diebe ... Heute?Heute nicht.Und die jungen Blätter blitzenUnd sie denken sich: Was mag das sein?Könnten sie, sie zögen ihre Spitzenschleunigst wieder ein –!
Da steht nun Gustav der Verstopfte,aus Eisenguß, die Hand am Knauf.Jedwedes brave Herze klopfteund schlug zu jenem Standbild auf.Und da –? Er wackelt auf dem Sockelman gab ihm einen kräftigen Schub.Die Adler, seine Ruhmesgockel,das kommt nun alles hin zu Krupp.Ein kleiner Hund ist der Entenntevermutlich brüderlich gesinnt.Er schnuppert an dem Postamenteund hebt das Bein. Die Träne rinnt.Doch plötzlich sieht sein Aug nach oben.Der Fürst ist weg! Wer weiß da Rat?Sein Hinterbein bleibt zwar erhoben,doch tut er nicht mehr, was er tat.Du kleiner Hund, sei nicht verwundert.Man kanns verstehn. Du bist verdutzt.Denn seit dem Jahre Siebzehnhunderthat Er zum erstenmal genutzt.
Ja, das möchtste:Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße;mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn –aber abends zum Kino hast du´s nicht weit.Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit:Neun Zimmer, – nein, doch lieber zehn!Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn,Radio, Zentralheizung, Vakuum,eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm,eine süße Frau voller Rasse und Verve –(und eine fürs Wochenend, zur Reserve) –,eine Bibliothek und drumherumEinsamkeit und Hummelgesumm.Im Stall: Zwei Ponies, vier Vollbluthengste,acht Autos, Motorrad – alles lenkstenatürlich selber – das wär ja gelacht!Und zwischendurch gehst du auf Hochwildjagd.Ja, und das hab ich ganz vergessen:Prima Küche – erstes Essen –alte Weine aus schönem Pokal –und egalweg bleibst du dünn wie ein Aal.Und Geld. Und an Schmuck eine richtige Portion.Und noch ne Million und noch ne Million.Und Reisen. Und fröhliche Lebensbuntheit.Und famose Kinder. Und ewige Gesundheit.Ja, das möchtste!Aber, wie das so ist hienieden:manchmal scheints so, als sei es beschiedennur pöapö, das irdische Glück.Immer fehlt dir irgendein Stück.Hast du Geld, dann hast du nicht Käten;hast du die Frau, dann fehln die Moneten –hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.Etwas ist immer.Tröste dichJedes Glück hat einen kleinen Stich.Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.Daß einer alles hat:das ist selten.
Er ging durch alte Winkelgäßchen,im schlappen Hut, in faltigem Rock.Ein kleines Bäuchlein wie ein Fäßchen... nicht jung mehr ... graues Stirngelock ...Vergaß er auch sein Regendach,man raunte: »Der versteht sein Fach!«Ein stilles, manchmal tiefes Gewässer:der alte Professor.Und heut? Im lauten Weltgebrausebewegt sich der Privatdozent.Er redet in und außerm Hausevon Politik mit viel Talent.Beziehungen zur Industriesind sehr beliebt, drum hat man sie.Wild fuchtelnd fordert den Krieg bis aufs Messerder neue Professor.Man sagt, weltfremd sei er gewesen.Wie sind sie heute so gewandt!Man sagt: er konnte nichts als lesen.Wie wäscht sich heute Hand und Hand!Der lehrt nicht mehr. Der propagiert.Und wer erzieht den, der studiert?Ich kann mir nicht helfen, er war doch viel besser:der alte, deutsche, zerstreute Professor.
Das Lenzsymptom zeigt sich zuerst beim Hunde,Dann im Kalender und dann in der Luft,Und endlich hüllt auch Fräulein AdelgundeSich in die frischgewaschene Frühlingsluft.Ach ja, der Mensch! Was will er nur vom Lenze?Ist er denn nicht das ganze Jahr in Brunst?Doch seine Triebe kennen keine Grenze –Dies Uhrwerk hat der liebe Gott verhunzt.Der Vorgang ist in jedem Jahr derselbe:Man schwelgt, wo man nur züchtig beten sollt,Und man zerdrückt dem Heiligtum das gelbeGeblümte Kleid – ja, hat das Gott gewollt?Die ganze Fauna treibt es immer wieder:Da ist ein Spitz und eine Pudelmaid –die feine Dame senkt die Augenlider,Der Arbeitsmann hingegen scheint voll Neid.Durch rauh Gebrüll läßt sich das Paar nicht stören,Ein Fußtritt trifft den armen Romeo –Mich deucht, hier sollten zwei sich nicht gehören…Und das geht alle, alle Jahre so.Komm, Mutter, reich mir meine Mandoline,Stell mir den Kaffee auf den Küchentritt. –Schon dröhnt mein Baß: Sabine, bine, bine…Was will man tun? Man macht es schließlich mit.