Er wohnt am Rand der reichen Leute,verkehrt mit Adel und heißt Schmidt.Den Schlips von morgen trägt er heuteund fährt in fremden Autos mit. Er lebt in einem ihm fremden Stile – Fauler Kopp! Fauler Snob! Aber davon gibts viele.Er selbst hat nur ein kleines Zimmer,als Untermieter bei Frau Schay.Doch geht er aus, dann tut er immer,als wär er aufgewachsen bei. Von der Socke bis zum gescheitelten Haar: es ist alles nicht wahr - es ist alles nicht wahr!Er ist so gerne eingeladen:er reckt an Kaufmann und Bankier.Er weiß, am Lido muß man baden,er grüßt im Ritz den Herrn Portier. Er nassauert elegant und beflissen vor fremden Kulissen.Was er auch hat, das hat er gratis.Er läuft mit der Society.Er kennt die feinsten Cocktail-Parties.Nur seine Lage kennt er nie. Bald kunstgewerblicher Friseur, bald Redakteur ... so sehn wir ihn gestern, morgen und heute: ein Affe. Ein Affe der reichen Leute.
Du schläfst bei mir. Da plötzlich, in derNacht, du liebe Dame,Bist du mit einem Laut mir jäh erwacht –War das ein Name?Ich horche. Und du sagst es noch einmal –Im Halbschlaf: »Leo...«Bleib bei der Sache, Göttin meiner Wahl!Ich heiße Theo.Noch bin ich bei dir. Wenn die StundeNaht, da wir uns trennen:Vielleicht lernt dich dann ein Regierungs-rat im Teeraum kennen.Und gibst du seinen Armen nachts dich preis,den stolzen Siegern: –Dann flüstre einmal meinen Namen leisUnd denk an Tigern.
Dir gefallen die Beine nicht,dir gefällt die Kleine nicht,dir gefällt die Große nicht,und du magst die Sauce nicht.Dir gefällt der Opel nicht,und du wärst kein Popel nicht,und dir schmeckt der Steinwein nicht,und dir schmeckt der Rheinwein nicht...Lieber Freund, besinn dich drauf:Worauf herauf – ? Bist du denn so reich und schön?Bist du lieblich anzusehn?Bist du elegant und schick?Untenrum nicht reichlich dick?Bist du mit dem Mordskrawallwohl aus einem ersten Stall?Immer schreist du nach Niveau...lebst du denn zu Hause so?Du – mit deinem Lebenslauf:Worauf herauf – ? Stell dich mit dem Doppelkinnmal vor einen Spiegel hin:Wenn die Frauen auch mal sieben:welches Mädchen soll dich lieben?Sage selbst!Wenn die Kellner Augen haben:wofür halten sie dich Knaben?Sage selbt!In dem reichen Kaufmannshaus:Wie siehst du im Smoking aus?Sage selbst!Mach nicht immer solche Faxen.Mensch, es ist ja halb Berlinaufgewachsen, aufgewachsenbei den grünen Jalousien – !
Ja, das möchtste:Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße;mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn –aber abends zum Kino hast du´s nicht weit.Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit:Neun Zimmer, – nein, doch lieber zehn!Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn,Radio, Zentralheizung, Vakuum,eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm,eine süße Frau voller Rasse und Verve –(und eine fürs Wochenend, zur Reserve) –,eine Bibliothek und drumherumEinsamkeit und Hummelgesumm.Im Stall: Zwei Ponies, vier Vollbluthengste,acht Autos, Motorrad – alles lenkstenatürlich selber – das wär ja gelacht!Und zwischendurch gehst du auf Hochwildjagd.Ja, und das hab ich ganz vergessen:Prima Küche – erstes Essen –alte Weine aus schönem Pokal –und egalweg bleibst du dünn wie ein Aal.Und Geld. Und an Schmuck eine richtige Portion.Und noch ne Million und noch ne Million.Und Reisen. Und fröhliche Lebensbuntheit.Und famose Kinder. Und ewige Gesundheit.Ja, das möchtste!Aber, wie das so ist hienieden:manchmal scheints so, als sei es beschiedennur pöapö, das irdische Glück.Immer fehlt dir irgendein Stück.Hast du Geld, dann hast du nicht Käten;hast du die Frau, dann fehln die Moneten –hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.Etwas ist immer.Tröste dichJedes Glück hat einen kleinen Stich.Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.Daß einer alles hat:das ist selten.
Gott Amor zieht die Pfeile aus dem Köcher,er schießt. Ich bleib betroffen stehn.Und du machst so verliebte Nasenlöcher...Da muß ich wohl zum Angriff übergehen.– Gestatten Sie … ! – Du kokettierst verständig.Dein Auge prüft den dicken Knaben stumm.Der ganze Kino wird in dir lebendig,du wackelst vorn und wackelst hinten rum.In deinem Blick sind alle Bumskapellender Sonnenabende, wo was geschieht.Ich hör dich Butterbrot zum Aal bestellen –Gott segne deinen lieben Appetit!Ich führ dich durch Theater und Lokale,Durch Paradiese in der Liebe Land;du gibst im Auto mir mit einem Maledie manikürte, kleine, dicke Hand.Aus weiten Hosen seh ich dich entblättern,halb keusche Jungfrau noch und halb Madame.Ich laß dich sachte auf die Walstatt klettern…Du liebst gediegen, fest und preußisch-stramm.Und hinterher bereden wir im Dunkelndie kleinen Kümmernisse vom Büro.Durch Jalousien die Bogenlampen funkeln....Du mußt nach Haus. Das ist nun einmal so.Ich weiß. Ich weiß. Schon will ich weiterschieben – .Ich weiß, wie die Berliner Venus labt.Und doch: noch einmal laß mich liebendich wie gehabt.
Hast du dein ganzes Lebengeschuftet wie ein Vieh;und geht´s dir im Alter daneben,entläßt dich die Industrie -dann heißt es noch lange nicht: Verrecke!Der Staat gibt dir sachlich und grobein eisernes Bett, eine Deckeund einen alten blechernen Topp.
Der Name ists, der Menschen zieret,weil er das Erdenpack sortieret –bist du auch dämlich, schief und krumm:Du bist ein Individuum.Hier sieht man nun den Dichter walten.Er schafft nicht nur die Dichtgestalten,nein, er benamset auch sein Kind –und nennt es Borkman oder Gynt.Wie aber, wenn er in den Dramengediegne bürgerliche Namenbenutzt und jener Bürger klagt,damits der Richter untersagt?»Du wirst dich von dem Namen trennen!Mußt du ihn grade Barnhelm nennen?«Der Richter schüttelt das Barrett:»Der Name macht den Kohl nicht fett!«Und kurz: Wir werden was ertragen!Schon sieht man Doktor Tassow klagen,mit ihm in trautestem Vereinden Grünkramhändler Wallenstein.Dem Dichter fällt in seine Leierauch der Ap´theker Florian Geyer –Dem Dichter grausts mit einem Mal:Er numeriert sein Personal.Wie nennt man nun die Rechtsgelehrten,die uns mit diesem Spruch beehrten?wie nennt man also dies Gericht?Hier weiß ich keinen Namen nicht.
Was sie nur wollen –!Da schimpfen sie auf die Ollen,und die sind stickeund überlassen die ganze Musikeden Jungen,Und die machen ein Geschrei!Und es sind alle dabei.Da sieht man ältere Knaben,die schon ihre fünfzig auf dem Buckel haben,in kurzen Hosen umeinanderlaufen;wenn sie schnell gehen, kriegen sie das Schnaufen –aber bloß nicht hinten bleiben!Modern! modern müssen sie schreiben!Nur nicht sein Leben zu Ende leben –jung! jung mußt du dich geben!Bei uns haben sie sonen Bart, der von alleine steht –oder sie kommen gar nicht aus der Pubertät.Was sie nur haben –!Hindert denn einer die jungen Knaben?Hört doch bloß mal: Die junge Generation!Na, da macht doch schon!Es hält euch ja keiner. Als ob uns das nicht frommt,wenn ein neues Talent geloffen kommt.Neunzehn Jahre! Was ist dann das schon?Das ist keine Qualifikation.Ludendorff war auch mal neunzehn Jahr.Jung sein ist gar nichts. Es fragt sich, wers war.Es gibt alte Esel und junge Talente –Geburtsscheine sind keine Argumente.Und wenns nicht klappt: es liegt nicht am Paß.Dann liegts an euch. Könnt ihr was –?Noch nie hat man sich so um Jugend gerissen.Direktoren, Verleger warten servil . . .jeder lauert auf einen fetten Bissen –Speelt man god. Und schreit nicht so viel.Wer was kann, der sei willkommen.Der Rest hat die Jugend zum Vorwand genommen;das sind – wir wollen uns da nicht streiten –verhinderte Talentlosigkeiten.
Du lernst ihn in einer Gesellschaft kennen.Er plaudert. Er ist zu dir nett.Er kann dir alle Tenniscracks nennen.Er sieht gut aus. Ohne Fett.Er tanzt ausgezeichnet. Du siehst ihn dir an....Dann tritt zu euch beiden dein Mann.Und du vergleichst sie in deinem Gemüte.Dein Mann kommt nicht gut dabei weg.Wie er schon dasteht - du liebe Güte!Und hinten am Hals der Speck!Und du denkst bei dir so: -Eigentlich...Der da wäre ein Mann für mich! -Ach, gnädige Frau! Hör auf einen wahrenund guten alten Papa!Hättst du den Neuen: in ein, zwei Jahrenständest du ebenso da!Dann kennst du seine Nuancen beim Kosen;dann kennst du ihn in Unterhosen;dann wird er satt in deinem Besitze;dann kennst du alle seine Witze.Dann siehst du ihn in Freude und Zorn,von oben und unten, von hinten und vorn...Glaub mir: wenn man uns näher kenntgibt sich das mit dem happy end.Wir sind manchmal reizend, auf einer Feier....und den Rest des Tages ganz wie Herr Meyer,Beurteil uns nie nach den besten Stunden.Und hast du einen Kerl gefunden,mit dem man einigermaßen auskommen kann:dann bleib bei dem eigenen Mann!
Daß man nicht alle haben kann –!Wie gerne möcht ich ErnestinenAls Schemel ihrer Lüste dienen!Und warum macht mir Magdalene,Wenn ich sie frage, eine Szene?Von jener Lotte ganz zu schweigen –Ich tät mich ihr als Halbgott zeigen.Doch bin ich schließlich ein Stück Mann...Daß man nicht alles haben kann –!Gewiß: der Spiegel ist etwas alt.Ich weiß, daß zwischen Spree und ElbeDas Dramolet je stets dasselbe,Doch denk ich alle, alle Male:Entfern ich diesmal nur die Schale –Was wird sich deinen Blicken zeigen?Was ist, wenn diese Lippen schweigen?Nur diesmal greifts mich mit Gewalt...(Gewiß: das Spiel ist etwas alt.)Daß man nicht alles haben kann –!Das läßt sich zeitlich auch nicht machen...Ich weiß, jetzt wirst du wieder lachen!Ich komm doch stets nach den ExzessenZu Dir und kann dich nicht vergessen.So gib mir denn nach langem WandernDie Summe aller jener andern.Sei du die Welt für einen Mann...Weil er nicht alle haben kann.