Jetzt wär es Zeit, daß Götter träten ausbewohnten Dingen...Und daß sie jede Wand in meinem Hausumschlügen. Neue Seite. Nur der Wind,den solches Blatt im Wenden würfe, reichte hin,die Luft, wie eine Scholle, umzuschaufeln:ein neues Atemfeld. Oh Götter, Götter!Ihr oftgekommenen, Schläfer in den Dingen,die heiter aufstehn, die sich an den Brunnen,die wir vermuten, Hals und Antlitz waschenund die ihr Ausgeruhtsein leicht hinzutunzu dem, was voll scheint, unserm vollen Leben.Noch einmal sei es euer Morgen, Götter.Wir wiederholen. Ihr allein seid Ursprung.Die Welt steht auf mit euch, und Anfang glänztan allen Bruchstellen unseres Mißlingens....
Seltsam lächelnd schob der Laborantden Kolben fort, der halbberuhigt rauchte.Er wußte jetzt, was er noch brauchte,damit der sehr erlauchte Gegenstandda drin entstände. Zeiten brauchte er,Jahrtausende für sich und diese Birne,in der es brodelte; im Hirn Gestirneund im Bewußtsein mindestens das Meer.Das Ungeheuere, das er gewollt,er ließ es los in dieser Nacht. Es kehrtezurück zu Gott und in sein altes Maß;Er aber, lallend wie ein Trunkenbold,lag über dem Geheimfach und begehrteden Brocken Gold, den er besaß.
Mein Vater war ein verbannter König von überm Meer. Ihm kam einmal ein Gesandter: sein Mantel war ein Panther, und sein Schwert war schwer. Mein Vater war wie immer ohne Helm und Hermelin; es dunkelte das Zimmer wie immer arm um ihn. Es zitterten seine Hände und waren blaß und leer, - in bilderlose Wände blicklos schaute er. Die Mutter ging im Garten und wandelte weiß im Grün, und wollte den Wind erwarten vor dem Abendglühn. Ich träumte, sie würde mich rufen, aber sie ging allein, - ließ mich vom Rande der Stufen horchen verhallenden Hufen und ins Haus hinein: Vater! Der fremde Gesandte...? Der reitet wieder im Wind... Was wollte der? Er erkannte dein blondes Haar, mein Kind. Vater! Wie war er gekleidet! Wie der Mantel von ihm floß! Geschmiedet und geschmeidet war Schulter, Brust und Roß. Er war eine Stimme im Stahle, er war ein Mann aus Nacht, - aber er hat eine schmale Krone mitgebracht. Sie klang bei jedem Schritte an sein sehr schweres Schwert, die Perle in ihrer Mitte ist viele Leben wert. Vom zornigen Ergreifen verbogen ist der Reifen, der oft gefallen war: es ist eine Kinderkrone, - denn Könige sind ohne; - gieb sie meinem Haar! Ich will sie manchmal tragen in Nächten, blaß vor Scham. Und will dir, Vater, sagen, woher der Gesandte kam. Was dort die Dinge gelten, ob steinern steht die Stadt, oder ob man in Zelten mich erwartet hat. Mein Vater war ein Gekränkter und kannte nur wenig Ruh. Er hörte mir mit verhängter Stirne nächtelang zu. Mir lag im Haar der Ring. Und ich sprach ganz nahe und sachte, daß die Mutter nicht erwachte, - die an dasselbe dachte, wenn sie, ganz weiß gelassen, vor abendlichen Massen durch dunkle Garten ging. So wurden wir verträumte Geiger, die leise aus den Türen treten, um auszuschauen, eh sie beten, ob nicht ein Nachbar sie belauscht. Die erst, wenn alle sich zerstreuten, hinter dem letzten Abendläuten, die Lieder spielen, hinter denen (wie Wald im Wind hinter Fontänen) der dunkle Geigenkasten rauscht. Denn dann nur sind die Stimmen gut, wenn Schweigsamkeiten sie begleiten, wenn hinter dem Gespräch der Saiten Geräusche bleiben wie von Blut; und bang und sinnlos sind die Zeiten, wenn hinter ihren Eitelkeiten nicht etwas waltet, welches ruht. Geduld: es kreist der leise Zeiger, und was verheißen ward, wird sein: Wir sind die Flüstrer vor dem Schweiger, wir sind die Wiesen vor dem Hain; in ihnen geht noch dunkles Summen - (viel Stimmen sind und doch kein Chor) und sie bereiten auf die stummen tiefen heiligen Haine vor...
Der Abend ist mein Buch. Ihm prangendie Deckel purpurn in Damast;ich löse seine goldnen Spangenmit kühlen Händen, ohne Hast.Und lese seine erste Seite,beglückt durch den vertrauten Ton, -und lese leiser seine zweite,und seine dritte träum ich schon.
Das sind die Stunden, da ich mich finde.Dunkel wellen die Wiesen im Winde,allen Birken schimmert die Rinde,und der Abend kommt über sie.Und ich wachse in seinem Schweigen,möchte blühen mit vielen Zweigen,nur um mit allen micht einzureigenin die einige Harmonie...
Wandelt sich rasch auch die Weltwie Wolkengestalten,alles Vollendete fälltheim zum Uralten.Über den Wandel und Gang,weiter und freier,währt noch dein Vor-Gesang,Gott mit der Leier.Nicht sind die Leiden erkannt,nicht ist die Liebe gelernt,und was im Tod uns entfernt,ist nicht entschleiert.Einzig das Lied überm Landheiligt und feiert.
Aus unendlichen Sehnsüchten steigen endliche Taten wie schwache Fontänen, die sich zeitig und zitternd neigen. Aber, die sich uns sonst verschweigen, unsere fröhlichen Kräfte – zeigen sich in diesen tanzenden Tränen.
Ich habe kein Vaterhaus,und habe auch keines verloren;meine Mutter hat mich in die Welt hinausgeboren.Da steh ich nun in der Welt und gehin die Welt immer tiefer hinein,und habe mein Glück und habe mein Wehund habe jedes allein.Und bin doch manch eines Erbe.Mit drei Zweigen hat mein Geschlecht geblühtauf sieben Schlössern im Wald,und wurde seines Wappens müdund war schon viel zu alt; –und was sie mir ließen und was ich erwerbezum alten Besitze, ist heimatlos.In meinen Händen, in meinem Schooßmuß ich es halten, bis ich sterbe.Denn was ich fortstelle,hinein in die Welt,fällt,ist wie auf eine Welle gestellt.
Ich fürchte mich so vor derMenschen Wort.Sie sprechen alles so deutlichaus:Und dieses heißt Hund undjenes heißt Haus,und hier ist Beginn und dasEnde ist dort.Mich bangt auch ihr Sinn,ihr Spiel mit dem Spott,sie wissen alles, was wird undwar;kein Berg ist ihnen mehrwunderbar;ihr Garten und Gut grenzt gradean Gott.Ich will immer warnen undwehren: Bleibt fern.Die Dinge singen hör ich sogern.Ihr rührt sie an: sie sind starrund stumm.Ihr bringt mir alle die Dinge um.
Es war ein Traum in meiner Seele tief.Ich horchte auf den holden Traum:ich schlief.Just ging ein Glück vorüber, als ich schlief,und wie ich träumte, hört ich nicht:es rief.Träume scheinen mir wie Orchideen. –So wie jene sind sie bunt und reich.Aus dem Riesenstamm der Lebenssäfteziehn sie just wie jene ihre Kräfte,brüsten sich mit dem ersaugten Blute,freuen in der flüchtigen Minute,in der nächsten sind sie tot und bleich. – Und wenn Welten oben leise gehen,fühlst du´s dann nicht wie von Düften wehen?Träume scheinen mir wie Orchideen. –