Das Märchen von der Wolke Der Tag ging aus mit mildem Tone,so wie ein Hammerschlag verklang.Wie eine gelbe Goldmelonelag groß der Mond im Kraut am Hang. Ein Wölkchen wollte davon naschen,und es gelang ihm, ein paar Zolldes hellen Rundes zu erhaschen,rasch kaut es sich die Bäckchen voll. Es hielt sich lange auf der Flucht aufund sog sich ganz mit Lichte an; -da hob die Nacht die goldne Frucht auf:Schwarz ward die Wolke und zerrann.
Wir sind ganz angstallein,haben nur aneinander Halt,jedes Wort wird wie ein Waldvor unserm Wandern sein.Unser Wille ist nur der Wind,der uns drängt und dreht;weil wir selber die Sehnsucht sind,die in Blüten steht.
Ich möchte jemanden einsingen,bei jemandem sitzen und sein.Ich möchte dich wiegen und kleinsingenund begleiten schlafaus und schlafein.Ich möchte der Einzige sein im Haus,der wüßte: die Nacht war kalt.Und ich möchte horchen herein und hinausin dich, in die Welt, in den Wald.Die Uhren rufen sich schlagend an,und man sieht der Zeit auf den Grund.Und unten geht noch ein fremder Mannund stört einen fremden Hund.Dahinter wird Stille. Ich habe großdie Augen auf dich gelegt;und sie halten dich sanft und lassen dich los,wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.
Weiße Freundinnen mitten im Heute lachen und horchen und planen für morgen; abseits erwägen gelassene Leute langsam ihre besonderen Sorgen, das Warum und das Wann und das Wie, und man hört sie sagen: Ich glaube –; aber in ihrer Spitzenhaube ist sie sicher, als wüßte sie, daß sie sich irren, diese und alle. Und das Kinn, im Niederfalle, lehnt sich an die weiße Koralle, die den Schal zur Stirne stimmt. Einmal aber, bei einem Gelache, holt sie aus springenden Lidern zwei wache Blicke und zeigt diese harte Sache, wie man aus einem geheimen Fache schöne ererbte Steine nimmt.
Du verblühst schon, holde Rose,weckt dich nicht der Sonne Strahl?O, du liebe, kleine, lose,o, erblühe noch einmal!Einmal öffne noch die Hülle,sieh, ich will bescheiden sein,einmal lass mich noch der Fülledeines Glanzes voll erfreun!Willst das Köpfchen nicht mehr heben?Senkst die Blätter welk und fahl?Ach! es wird ja Lenz im Lebennur ein einzig, einzig Mal!
Ich war einmal so kinderkühl:da traf mich alles wie ein Bangen.Jetzt ist mir jede Angst vergangen,nur diese wärmt mir noch die Wangen: ich fürchte mich vor dem Gefühl.Es ist nicht mehr das Tal, darin ein Liedwie schützend seine lichten Schwingen breitet, –es ist ein Turm, der vor den Fluren flieht,bis meine Sehnsucht hoch vom Saume siehtund zitternd mit der fremden Stärke streitet,die sie so selig von den Zinnen zieht.
Wie das Gestirn, der Mond, erhaben, voll Anlaß,plötzlich die Höhn übertritt, die entworfene Nachtgelassen vollendend: siehe: so steigt mirrein die Stimme hervor aus Gebirgen des Nichtmehr.Und die Stellen, erstaunt, an denen du da warst undfortkamst, schmerzen klarer dir nach.
In meinem wilden Herzen("Wunderliches Wort: die Zeit vertreiben")Wunderliches Wort: die Zeit vertreiben!Sie zu halten, wäre das Problem.Denn, wen ängstigts nicht: wo ist ein Bleiben,wo ein endlich Sein in alledem? - Sieh, der Tag verlangsamt sich, entgegenjenem Raum, der ihn nach Abend nimmt:Aufstehn wurde Stehn, und Stehn wird Legen,und das willig Liegende verschwimmt - Berge ruhn, von Sternen überprächtigt; -aber auch in ihnen flimmert Zeit.Ach, in meinem wilden Herzen nächtigtobdachlos die Unvergänglichkeit.
Und wieder rauscht mein tiefes Leben lauter, als ob es jetzt in breitern Ufern ginge. Immer verwandter werden mir die Dinge und alle Bilder immer angeschauter. Dem Namenlosen fühl ich mich vertrauter: Mit meinen Sinnen, wie mit Vögeln, reiche ich in die windigen Himmel aus der Eiche, und in den abgebrochnen Tag der Teiche sinkt, wie auf Fischen stehend, mein Gefühl.
Wenn die Uhren so nahwie eigene Herzen schlagen,und die Dinge mit zagenStimmen sich fragen:Bist du da? – :Dann bin ich nicht der, der am Morgen erwacht,einen Namen schenkt mir die Nacht,den keiner, den ich am Tage sprach,ohne tiefes Fürchten erführe –Jede Türein mir gibt nach...Und da weiß ich, daß nicht vergeht,keine Geste und kein Gebet(dazu sind die Dinge zu schwer) –meine ganze Kindheit stehtimmer im mich her.Niemals bin ich allein.Viele, die vor mir lebtenund fort von mir strebten,webten,webtenan meinem Sein.Und setz ich mich zu dir herund sage dir leise: Ich litt -hörst du? Wer weiß wer murmelt es mit.