Ja ich sehne mich nach dir. Ich gleitemich verlierend selbst mir aus der Hand,ohne Hoffnung, daß ich das bestreite,was zu mir kommt wie aus deiner Seite,ernst und unbeirrt und unverwandt. ...jene Zeiten: O wie war ich Eines,nichts was rief und nichts was mich verriet;meine Stille war wie eines Steines,über den der Bach sein Murmeln zieht. Aber jetzt in diesen Frühlingswochenhat mich etwas langsam abgebrochenvon dem unbewußten dunkeln Jahr.Etwas hat mein armes warmes Lebenirgendeinem in die Hand gegeben,der nicht weiß, was ich noch gestern war.
Fremde Geige, gehst du mir nach?In wieviel fernen Städten schon sprachdeine einsame Nacht zu meiner?Spielen dich hunderte? Spielt dich einer?Gibt es in allen großen Städtensolche, die sich ohne dichschon in den Flüssen verloren hätten?Und warum trifft es immer mich?Warum bin ich immer der Nachbar derer,die dich bange zwingen zu singenund zu sagen: Das Leben ist schwererals die Schwere von allen Dingen.
Ich weiß nicht, was ich habe,mir ist ums Herz so schwer…Ums Herze? Ach was sag ich –ich hab doch keines mehr.Seit ich, mein Glück, dich kenne,du süßes Liebchen mein,vom ersten Augenblickean wars ja doch schon dein.O mögst du es behalten,damit es stets so blieb –es soll ja dir gehören,nur, mein süßes Lieb!Giebs nie mehr mir zurücke –es schlägt dir ja in Treu –und willst du´s nicht mehr habenMein Schatz, dann brichs entzwei.
Ich liebe meines Wesens Dunkelstunden,in welchen meine Sinne sich vertiefen;in ihnen hab ich, wie in alten Briefen,mein täglich Leben schon gelebt gefundenund wie Legende weit und überwunden.Aus ihnen kommt mir Wissen, daß ich Raumzu einem zweiten zeitlos breiten Leben habe.Und manchmal bin ich wie der Baum,der, reif und rauschend, über einem Grabeden Traum erfüllt, den der vergangne Knabe(um den sich seine warmen Wurzeln drängen)verlor in Traurigkeiten und Gesängen.
Wie der Abendwind durch geschulterte Sensen der Schnitter, geht der Engel lind durch die schuldlose Schneide der Leiden. Hält sich stundenlang zur Seite dem finsteren Reiter, hat denselben Gang wie die namenlosen Gefühle. Steht als Turm am Meer, zu dauern unendlich gesonnen; was du fühlst, ist er, im Innern der Härte geschmeidig, daß im Notgestein die gedrängte Druse der Tränen, lange wasserrein, sich entschlösse zu Amethysten.
Härte schwand. Auf einmal legt sich Schonungan der Wiesen aufgedecktes Grau.Kleine Wasser ändern die Betonung.Zärtlichkeiten, ungenau,greifen nach der Erde aus dem Raum.Wege gehen weit ins Land und zeigen’s.Unvermutet siehst du seines SteigensAusdruck in dem leeren Baum.
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs FaltenAus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.Schau, ich will nichts, als deine Hände haltenund still und gut und voller Frieden sein. Da wächst die Seele mir, bis sie in Scherbenden Alltag sprengt; sie wird so wunderweit:An ihren morgenroten Molen sterbendie ersten Wellen der Unendlichkeit.
Wandelt sich rasch auch die Weltwie Wolkengestalten,alles Vollendete fälltheim zum Uralten.Über den Wandel und Gang,weiter und freier,währt noch dein Vor-Gesang,Gott mit der Leier.Nicht sind die Leiden erkannt,nicht ist die Liebe gelernt,und was im Tod uns entfernt,ist nicht entschleiert.Einzig das Lied überm Landheiligt und feiert.
Meine Seele ist vielleicht grad und gut;aber mein Herz, mein verbogenes Blut,alles das, was mir wehe tut,kann sie nicht aufrecht tragen.Sie hat keinen Garten, sie hat kein Bett,sie hängt an meinem scharfen Skelettmit entsetztem Flügelschlagen.Aus meinen Händen wird auch nichts mehr.Wie verkümmert sie sind: sieh her:zähe hüpfen sie, feucht und schwer,wie kleine Kröten nach Regen.Und das Andre an mir istabgetragen und alt und trist;warum zögert Gott, auf den Mistalles das hinzulegen.Ob er mir zürnt für mein Gesichtmit dem mürrischen Munde?Es war ja so oft bereit, ganz lichtund klar zu werden im Grunde;aber nichts kam ihm je so dichtwie die großen Hunde.Und die Hunde haben das nicht.
Sie haben alle müde Münde und helle Seelen ohne Saum. Und eine Sehnsucht (wie nach Sünde)geht ihnen manchmal durch den Traum. Fast gleichen sie einander alle; in Gottes Gärten schweigen sie, wie viele, viele Intervalle in seiner Macht und Melodie. Nur wenn sie ihre Flügel breiten, sind sie die Wecker eines Winds: als ginge Gott mit seinen weiten Bildhauerhänden durch die Seiten im dunklen Buch des Anbeginns.