Alle Wesen scheun Bedrückung,bangen vor des Todes Nöten.gleich wie du ist jedes Wesen!Töte nicht und laß nicht töten!Alle Wesen scheun Bedrückung,alle um das Leben beten,gleich wie du ist auch der andre!Töte nicht und laß nicht töten!
Geht ein sonnenloser Tagwiederum zur Neige,und der graue Nebel tropftdurch die kahlen Zweige.Leise atmend ruht die See,müde, traumumsponnen . . .eine Woge, schaumgekrönt,ist im Sand zerronnen.
Es ist als Mensch deine heilige Pflicht,den Tieren, die dir ihr Dasein weihn,ein gütiger, milder Schutzherr zu sein.Das Tier hat ein fühlendes Herz wie du,das Tier hat Freude und Schmerz wie du,das Tier hat ein Recht zu leben wie du.Nicht viel sind dir, Mensch, der Tage gegeben,doch kürzer noch ist des Tieres Leben.Und muß es dein armer Sklave schon sein,in dunkler Nacht wie im Sonnenschein,und opfert es dir seine Kraft und Ruh,und wendet dir all seine Neigung zu,oder flieht es dich angstvoll, weil es ihm scheint,du seiest sein allergrößter Feind,o, sei sein Schutzherr! Es kann nicht klagenden Schmerz, kann dir seinen Dank nicht sagen,o, sieh sein flehendes Auge an,es blickt eine verwunschene Seele dich an!
Vier Dinge sind, die, wer Verdienst hat, übt,Und ohne sie kann kein Verdienst bestehn:Das erste: Großmut! Wer die Großmut hat,Läßt gerne sich und andern wohlgeschehn;Das zweite: Schonung für des Freundes Herz!Ein Spiegel ists, in dem du klar sollst sehn;Das dritte: Vorsicht, wenn du Tadel sprichst!Denn bitter schmeckt das Umvergebungflehn;Das vierte endlich: dem, der sich vergingUnd Reue zeigt, wirf nicht vor sein Vergehn!
Den frohen Sinn der Jugend zu erhalten,Wenn auch das Alter schon die Locken bleicht,Das ist´s, was jeder wünscht, doch schwer erreicht,Weil nur dem Glücklichen es vorbehalten.Ob wir nun fröhlich mit den Stunden schalten,Ob ihr phlegmatisch durch die Tage schleicht,Und ob´s im Busen stürmet oder schweigt,Es muß das Herz doch nach und nach erkalten.Doch seh´ ich Dich, so schwindet all mein Zagen;Denn ungebeugt im Kampfe mit der WeltHast Du das Alter aus dem Feld geschlagen.Wer sich den Mut in diesem Kampf erhält,Der bleibt, mag auch das Herz ihm leiser schlagen,Von ew´ger Jugend Sonnenschein erhellt.
Törichte Träume Was verfolgt ihr mich, ihr Träume,will ja gar nichts von euch wissen,schleicht euch ein in meine Kammerund versteckt euch in den Kissen. –Laßt mich endlich doch zufrieden,fort ins Reich der Nachtgespenster;in ein Flortuch sank mein Leben,klopft kein Schatz an Tür und Fenster.Und doch pocht und klopft es immer:lachen möcht ich – und ich weine.Lügenträume! Bin ja morgensbeim Erwachen doch alleine.
Fühlst Du durch die Winternacht Durch der kalten Sternlein Zittern Durch der Eiskristalle Pracht Wie sie flimmern und zersplittern, Fühlst nicht nahen laue Mahnung, Keimen leise Frühlingsahnung? Drunten schläft der Frühlingsmorgen Quillt in gährenden Gewalten Und, ob heute noch verborgen, Sprengt er rings das Eis in Spalten: Und in wirbelnd lauem Wehen Braust er denen, die´s verstehen. Hörst Du aus der Worte Hall, Wie sie kühn und trotzig klettern Und mit jugendlichem Prall Klirrend eine Welt zerschmettern: Hörst Du nicht die leise Mahnung, Warmen Lebensfrühlings Ahnung?
Zwei Stimmen kommen nie zur Ruh´,Der Seelenkampf währt unergründet:Es gibt Vernunft den Gott nicht zu,Den Liebe träumt und laut verkündet.Du hast dem Zwist dein Ohr gegeben.Es ist mein traurig´ Los, wie deins,Mit diesem Widerstreit zu leben."Kein Vater leitet diese Welt",Sagt der Verstand, der urteilsschroffe,"Hier, wo das Böse recht behält",Da spricht das Herz: "Ich glaub´ und hoffe."Mit etwas Liebe kommt man weit.Hoff´ auch und glaub´ ihn, den ich preise,Ich spüre Gott und Ewigkeit! Doch der Verstand ruft: "Ja, beweise!"
Wer andere kennt, ist klug.Wer sich selber kennt, ist weise.Wer andere besiegt, hat Kraft.Wer sich selber besiegt, ist stark.Wer sich durchsetzt, hat Willen.Wer sich selber genügt, ist reich.Wer seinen Platz nicht verliert, hat Dauer.Wer auch im Tode nicht untergeht, der lebt.
Was Du im Leben hast gegeben,dafür ist jeder Dank zu klein,Du hast gesorgt für Deine Lieben,tagaus, tagein.Dein gutes Herz hat aufgehört zu schlagen,Du wolltest doch so gern noch bei uns sein,schwer ist es diesen Schmerz zu tragen,denn ohne Dich wir alles anders sein.Was du im Leben hast gegeben,dafür ist jeder Dank zu klein.Du hast gesorgt für deine Liebenvon früh bis spät, tagaus, tagein.Du warst im Leben so bescheiden,nur Pflicht und Arbeit kanntest du.Mit allem warst du stets zufrieden,nun schlafe sanft in stiller Ruh´.Was du im Leben hast gegeben,dafür ist jeder Dank zu klein.Was wir an dir verloren haben,das wissen wir nur ganz allein.Was ein Mensch an Gutemin die Welt hinausgibt,geht nicht verloren.