Ganz entsetzlich ungesundIst die Erde, und zugrund,Ja, zugrund muß alles gehn,Was hienieden groß und schön.Sind es alten Wahns Phantasmen,Die dem Boden als MiasmenStumm entsteigen und die LüfteSchwängern mit dem argen Gifte?Holde Frauenblumen, welcheKaum erschlossen ihre KelcheDen geliebten Sonnenküssen,Hat der Tod schon fortgerissen.Helden, trabend hoch zu Roß,Trifft unsichtbar das Geschoß;Und die Kröten sich beeifern,Ihren Lorbeer zu begeifern.Was noch gestern stolz gelodert,Das ist heute schon vermodert;Seine Leier mit VerdrußBricht entzwei der Genius.O wie klug sind doch die Sterne!Halten sich in sichrer FerneVon dem bösen Erdenrund,Das so tödlich ungesund.Kluge Sterne wollen nichtLeben, Ruhe, HimmelslichtHier einbüßen, hier auf Erden,Und mit uns elendig werden –Wollen nicht mit uns versinkenIn den Twieten, welche stinken,In dem Mist, wo Würmer kriechen,Welche auch nicht lieblich riechen –Wollen immer ferne bleibenVom fatalen Erdentreiben,Von dem Klüngel und Geruddel,Von dem Erdenkuddelmuddel.Mitleidsvoll aus ihrer HöheSchaun sie oft auf unser Wehe;Eine goldne Träne fälltDann herab auf diese Welt.
Zwei Stimmen kommen nie zur Ruh´,Der Seelenkampf währt unergründet:Es gibt Vernunft den Gott nicht zu,Den Liebe träumt und laut verkündet.Du hast dem Zwist dein Ohr gegeben.Es ist mein traurig´ Los, wie deins,Mit diesem Widerstreit zu leben."Kein Vater leitet diese Welt",Sagt der Verstand, der urteilsschroffe,"Hier, wo das Böse recht behält",Da spricht das Herz: "Ich glaub´ und hoffe."Mit etwas Liebe kommt man weit.Hoff´ auch und glaub´ ihn, den ich preise,Ich spüre Gott und Ewigkeit! Doch der Verstand ruft: "Ja, beweise!"
Den frohen Sinn der Jugend zu erhalten,Wenn auch das Alter schon die Locken bleicht,Das ist´s, was jeder wünscht, doch schwer erreicht,Weil nur dem Glücklichen es vorbehalten.Ob wir nun fröhlich mit den Stunden schalten,Ob ihr phlegmatisch durch die Tage schleicht,Und ob´s im Busen stürmet oder schweigt,Es muß das Herz doch nach und nach erkalten.Doch seh´ ich Dich, so schwindet all mein Zagen;Denn ungebeugt im Kampfe mit der WeltHast Du das Alter aus dem Feld geschlagen.Wer sich den Mut in diesem Kampf erhält,Der bleibt, mag auch das Herz ihm leiser schlagen,Von ew´ger Jugend Sonnenschein erhellt.
Tag meines Lebens! die Sonne sinkt. Schon steht die glatte Flut vergüldet. Warm atmet der Fels: schlief wohl zu Mittag das Glück auf ihm seinen Mittagsschlaf? – In grünen Lichtern spielt Glück noch der braune Abgrund herauf. Tag meines Lebens! gen Abend gehts! Schon glüht dein Auge halbgebrochen, schon quillt deines Taus Tränengeträufel, schon läuft still über weiße Meere deiner Liebe Purpur, deine letzte zögernde Seligkeit.
Vögelein, wohin so schnell?»Nach Norden, nach Norden!Dort scheint die Sonne nun so hell,Dort ist´s nun Frühling worden.«O Vögelein mit den Flügeln bunt,Und wenn du kommst zum Lindengrund,Zum Hause meiner Lieben,Dann sag ihr, daß ich Tag und NachtVon ihr geträumt, an sie gedacht,Und daß ich treu geblieben.Und die Blumen im ThalGrüß tausend, tausendmal!
Da trifft recht ein, was Butler von einem schlechten Kritiker sagt: Wenn er keinen Fehler findet, so macht er einen.
Alle Wesen scheun Bedrückung,bangen vor des Todes Nöten.gleich wie du ist jedes Wesen!Töte nicht und laß nicht töten!Alle Wesen scheun Bedrückung,alle um das Leben beten,gleich wie du ist auch der andre!Töte nicht und laß nicht töten!
Ein Schemen nur ist die Welt,Ein Werk aus Rost und Schimmel,Des Schicksals Woge steigt und fällt,Bald schmerzgefurcht, bald lustgeschwellt –Kein Segen, denn im Himmel!Und was vom Helm des Ruhmes gleißtVerschwimmt wie Schein am Himmel,Was Hoffnung, Lieb´ und Schönheit heißtSind Grabesblumen, bald vergreist –Nichts Ew´ges, denn im Himmel!Ach, arme Wand´rer, früh und spatSind wie im Sturmgetümmel;Des Liedes Strahl, der Weisheit RatErleuchten schwach den ird´schen Pfad –Kein Frieden, denn im Himmel!
Ich liebe Dich, weil ich dich lieben muß;ich liebe dich, weil ich nicht anders kannich liebe dich nach einem Himmelsschluß:ich liebe dich durch einen Zauberbann.Dich lieb´ ich wie die Rose ihren Strauch;dich lieb´ ich, wie die Sonne ihren Schein;dich lieb´ ich, weil du bist mein Lebenshauch;dich lieb´ ich, weil dich lieben ist mein Sein.
Ich hab´ mit Dir noch nie allein gesprochen,Du sahst noch niemals tief in mein Gesicht,Kennst nur die Narrenmaske, aber nichtDie Seele, die dahinter ist zerbrochen.Wie ein geschlagner Hund ist sie verkrochen,Den Blick zur Erde wie ein Bösewicht,Und will doch nichts als Liebe, Geist und Licht –Die arme Seele, die mir fast zerbrochen.Da ist in ihr verfrostet EinsamseinDein junger Anhauch sündhaft eingedrungen,Da fühlte ich: es schmilzt in mir der Stein,Der mich hinunterzog zu Niederungen.Wir waren noch zusammen nie allein –Und doch ist dieses Wunder Dir gelungen.