Du bist gestorben und weißt es nicht, Erloschen ist dein Augenlicht, Erblichen ist dein rotes Mündchen, Und du bist tot, mein totes Kindchen. In einer schaurigen Sommernacht Hab ich dich selber zu Grabe gebracht; Klaglieder die Nachtigallen sangen, Die Sterne sind mit zur Leiche gegangen. Der Zug, der zog den Wald vorbei, Dort widerhallt die Litanei; Die Tannen, in Trauermänteln vermummet, Sie haben Totengebete gebrummet. Am Weidensee vorüber ging´s, Die Elfen tanzten inmitten des Rings; Sie blieben plötzlich stehn und schienen Uns anzuschaun mit Beileidsmienen. Und als wir kamen zu deinem Grab, Da stieg der Mond vom Himmel herab. Er hielt eine Rede. Ein Schluchzen und Stöhnen, Und in der Ferne die Glocken tönen
Es gibt Gezeiten im Geschick der Menschen, die, wird die Flut genutzt, zum Glück hinführen, wird sie verfehlt, so bleibt des Lebens Reise in Untiefen und Widrigkeiten stecken. Jetzt schwimmen wir auf einer hohen Woge und müssn, wenn sie naht, die Strömung nutzen, wollen wir nicht scheitern.
Gesang der Weltwalrosse:Ja nun wollen wir singen das lange Lied,das so still wie ein Schwan durch das Weltmeer zieht,unser Lied von der sternraumentrannten Zeitmit der weiterhinflammenden Ewigkeit.Morgen, Heute, Gesternsind drei liebe Schwestern,aber nicht die Ewigkeit.Wir aber wollten zum Herzen des Lichtsund da die Ewigkeit umfassen.Urplötzlich aber begriffen wir nichtsund mußten alles Denken lassen. Als langes wüstes Träumenerschien uns alles Leben.Stumpf wie altes Weltgewürmschwammen wir nun ohne Wortedurch den langen Himmelsraum,kamen so an eine Pforte,deren weite Schallgewölbeauf Säulen ruhten, die aus Glas bestandenund blitzten, daß wir´s überall empfanden.Als wir nun sehr bald bemerkten,daß die Schläge sich verstärkten,riß uns die Geduld – wir schimpften;unsre dicken Walfischfelle brannten.Und es sangen die Säulen:Also scheuert ihr nicht abeure Weltnatur.Diese Pforte sei für euchstarres Sinnbild nurund ein Jenseitsgruß.Denn hier geht es zu den Weltgesichtern,die auch hinter allen Räumen lachenund auch hinter allen FarbenlichternLeben aus den Sehnsuchtsträumen machen.Zwar zu der Jenseitsherrlichkeitkommt ganz allein die Weltenzeit.Die geht so leicht durch diese Pforteund weilt an manchem Wunderorte;sie hängt beinah an jeder Weltallsfalte,nicht nur an der, die sich mit Sternen schaukelt;sie ging nach vielen Seiten, ohne zu verschwinden,und pflegte fortzuschreiten,ohne wegzugehen.Die in Räumen sich befinden,werden niemals das verstehen.Es schwebet die leichte Unbekanntenicht über dem ganzen Allgewande,doch hat sie viel davon gesehen.Wollt ihr das Ganze sehen, seht ihr Nichts,wollt ihr das Ganze hören, hört ihr Nichts.Ihr schwimmt im räumlichen Faltenschoßund wißt von Formen und Farben bloß.Und die andren Höhen, Weiten und Tiefen,die im Allgewande wachten und schliefenund weder Höhen, noch Weiten, noch Tiefen sind –für euch sind sie nicht da.Ihr wißt nicht, was geschah.Was wißt ihr von dem Ganzen?Mit dem könnt ihr nicht tanzen.Doch hier vor unsrer Säulenpforteentwickelt sich ein Ahnungsspielvon andrer Sinne Sehnsuchtsziel.Atmet doch in jedem Augenblicknoch manches andre Weltgeschick,das weder Lichter noch Schatten kenntund nicht vom Einen zum Andern rennt.Und jede selige Stundewird von dem Ahnungsspiel durchglänzt,daß eure Sehnsuchtsallkundesicht licht- und schattenlos ergänzt.Ja, nur Zeit und Ewigkeitstehn mit einem Bein in andren Sphären,des Gewürmes Wenigkeitsoll in Sehnsucht sich verzehrenund ein Ahnungsspiel gebären. Diese Pforte sei für euchstarres Sinnbild nurund ein Jenseitsgrußvon der Allnaturmit den Faltengebildenaus den Rauschglanzgefilden.Nach diesem langen Gesange rufen die Wale sämtlich, als wäre ihnen ein Stein vom Herzen gefallen:Schluß!Die Wale sinken in die Tiefe und singen:Nun schwimmen wir wieder ohne Begehren,wir ahnen der Welten Sehnsuchtsziel –und wollen uns gar nichts weiter erklären,wir bleiben beim großen Ahnungsspiel.Und tun wir auch vielen Skorpionen leid,wir sind doch die Weisen – im Narrenkleid.
Auch in der Ferne zeigt sich alles reiner,Was in der Gegenwart uns nur verwirrt!Vielleicht wirst du erkennen, welche LiebeDich überall umgab, und welchen WerthDie Treue wahrer Freunde hat, und wieDie weite Welt die Nächsten nicht ersetzt…Gar freundliche Gesellschaft leistet unsEin ferner Freund, wenn wie ihn glücklich wissen.
Um Mitternacht ging ich, nicht eben gerne,Klein, kleiner Knabe, jenen Kirchhof hinZu Vaters Haus, des Pfarrers; Stern am Sterne,Sie leuchteten doch alle gar zu schön;Um Mitternacht.Wenn ich dann ferner in des Lebens WeiteZur Liebsten mußte, mußte, weil sie zog,Gestirn und Nordschein über mir im Streite,Ich gehend, kommend Seligkeiten sog;Um Mitternacht.Bis dann zuletzt des vollen Mondes HelleSo klar und deutlich mir ins Finstre drang,Auch der Gedanke willig, sinnig, schnelleSich ums Vergangne wie ums Künftige schlang;Um Mitternacht.
Willst du mich sogleich verlassen?Warst im Augenblick so nah!Dich umfinstern Wolkenmassen,und nun bist du gar nicht da.Doch du fühlst, wie ich betrübt bin,blickt dein Rand herauf als Stern!Zeigest mir, daß ich geliebt bin,sei das Liebchen nich so fern.So hinan denn! Hell und heller,reiner Bahn, in voller Pracht!Schlägt mein Herz auch schneller, schneller,überselig ist die Nacht.
Werde von Lust getrieben,von dem Sinne aufgefordert,daß ans Singen ich mich mache,daß ich ans Sprechen gehe,daß meines Stammes Lied ich singe,jenen Sang den hergebrachten.Worte schmelzen mir im Munde,es entschlüpfen mir Töne,wollen meiner Zung´ enteilen.
Lust´ge Vögel in dem Wald,singt, solang es grün,ach wer weiß, wie bald, wie baldalles muß verblühn!Sah ich´s doch vom Berge einstglänzen überall,wußte kaum, warum du weinst,fromme Nachtigall.Und kaum ging ich über Landfrisch durch Lust und Not.wandelt´ alles, und ich standmüd im Abendrot.
Scharf und milde, grob und fein,Vertraut und seltsam, schmutzig und rein,Der Narren und Weisen Stelldichein:dies alles bin ich, will ich sein,Taube zugleich, Schlange und Schwein!
Möge das Jahr dich mit seinen Geschenken beglücken:mit den Veilchen des Frühlings,mit dem Bienesummen das Sommers,und den rotwangigen Äpfeln des Herbstes.Der Winter schenke dir die Früchte der Stille für die Seele.Möge der Mond dir durch sein Licht bekunden,daß nach mageren wieder volle Tage kommen.