Über den Feldern ein warmer Hauch,Schwellende Knospen am DornenstrauchUngeduldige Wölkchen schwebenÜber mir hin, und fern im Land,Wo die Berge ihr Haupt erheben,Aus dem feinen, bläulichen RauchWinkt eine Hand:»Wartest du auch?Wartest du auch auf das blühende Leben...?«
Wo die Zweige am dichtesten hangen,die Wege am tiefsten verschneit,da ist um die Dämmerzeitim Walde das Christkind gegangen.Es mußte sich wacker plagen,denn einen riesigen Sackhat´s meilenweit huckepackauf den schmächtigen Schultern getragen.Zwei spielende Häschen saßengeduckt am schneeigen Rain.Die traf solch blendender Schein,daß sie das Spielen vergaßen.Doch das Eichhorn hob schnuppernd die Ohrenund suchte die halbe Nacht,ob das Christkind von all seiner Prachtnicht ein einziges Nüßchen verloren.
Denkt euch, ich habe das Christkind gesehn!Es kam aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee,mit gefrorenem Näschen.Die kleinen Hände taten ihm weh;denn es trug einen Sack, der war gar schwer,schleppte und polterte hinter ihm her –was drin war, möchtet ihr wissen?Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack,meint ihr, er wäre offen, der Sack?Zugebunden bis oben hin!Doch war gewiß was Schönes drin:es roch so nach Äpfeln und Nüssen!
Ein Brünnlein im Felde, sechs Linden im Kreis,Und die Wälder so still, und die Sonne so heiß,Und wir beide am BrunnensteinSo mutterseelenallein.Du botest mir lächelnd den Zauberkelch,Und ich trank ihn leer bis zur Neige,Meine Augen sagten dir: "Schweige!Es ist ein liebliches Wunder in mir,Wenn die Stunde kommt, verrath´ ich es dir."Da rauschte es leis durch die Zweige:"Schweige."
Ich stellte gern die alte Uhr zurück!Die Zeiger machen hastend ihre Runde –Wir aber haben nur die eine Stunde,Dann mußt du gehn, und mir dir geht das Glück!Wie leer wirds dann in meinem Stübchen sein!Der Frühlingssturm wird an die Fenster klopfen,Die Winternebel von den Scheiben tropfen –Und immer bin ich einsam und allein!So sieh mich an, so liebevoll und still!Kein Abschiedsschmerz darf mir das Bild verwischen,Nach Jahren noch soll´s mir das Herz erfrischen –Ich weiß ja nicht, wie ich´s sonst tragen will.
Manchmal, in schwülen Sommernächten,Wenn um die Rosen buhlt der Wind,Löst schwindelnd sich vom Himmel drobenIn jähem Fall ein irrend Kind.Dann stehen wohl die Menschen druntenUnd starren still und bang empor,Bis sich des Sternleins leuchtend Sinkenin der Unendlichkeit verlor,Und greifen mit der Hand zum HerzenUnd sinnen einer Sehnsucht nach,Die zuckend, leuchtend und verglühend,In dunkle Tiefen niederbrach.
In deinem Arm, an deinem Herzen –O sag´, was hat die Erde noch?Und brächte sie mir tausend SchmerzenNach diesem Tag, ich jauchzte doch!Und gilt es, durch die DunkelheitenDer letzten, großen Nacht zu gehn:Der Schimmer dieser SeligkeitenWird leuchtend überm Wege stehn!
Wie zerrss´ner Saiten KlingenTönt mein Lachen mir in´s Ohr,Und die heißen Thränen dringenBitterlich zum Aug´ empor.Ob ich lache oder weine,Ach, es ist ja Alles eins:Leid und Lust trag ich alleine,Meine Thränen kümmern keins.
Ich reiße dich aus meinem Herzen,Aus meinem Leben reiß ich dich,Denn wie ein heimlich schleichend Fieber Zehrst du an mir und tötest mich.In jedem Tag, in jede StundeSchleicht dein geliebtes Bild sich ein,Und ob ich zitternd dir entflieheIn Lust und Lärm – du holst mich ein.Mein eigen Blut hat sich verschworen,Mit dir im Bunde gegen mich – Es braust und tobt mir in den Adern:– Ich liebe dich… ich liebe dich. –
Im Walde, da flüsternDie Bäume so bang,Und der Wind streicht so scheuAn den Hängen entlang,Und die Sonne am Himmel,Die leuchtet so roth –O weh meiner Seele,Mein Liebster ist todt.