Ich lache ja, bin lustig wie die andern!Nur dann und wannSchaut die Verzweiflung mich aus einem WinkelDer Seele an.Dann schleiche ich mit jäh erblaßten LippenMich still hinaus,Reiß mir das bunte Narrenkleid vom LeibeUnd weine mich aus.
Hast nicht ein einzig Mal zurückgeschaut,Den langen Weg!Froh schrittest du dahin und sangest lautIm Waldgeheg.Ich aber nestelte in bittrem LeidDen kleinen StraußVerwelkter Veilchen von dem weißen Kleid –Es war ja aus!Und rings auf Erden war es Frühling doch,auf allen Höhn,In allen Thälern lag die Sonne noch,So wunderschön!
Gestern standen sie im BlättchenAls Verlobte. Heut, zur StundeDer Visiten, wird die RundeAbgegangen durch das Städtchen. –Freudig warten schon die Tanten. –Er im Gehrock, sie in Seide,Sittsam lächelnd alle Beide,Mit gewinnenden Manieren,Führen sie ihr Glück spazierenZu den Freunden und Verwandten!Hinter ihnen wandelt Amor ...Amor – wirklich? Baß erschrockenSeh ich ihn: ist das der böse,Hübsche, kecke Liebesbengel?Fein und sittsam wie ein EngelSchreitet er, die goldnen LockenGlatt gescheitelt, voll Pomade.Sammtne Pluderhosen deckenTugendhaft des Bübchens Blöße,Und die kleinen Füße steckenBis zur rundlich festen WadeEhrbar in gestrickten Socken!Schade – !
Liegt irgendwo im weiten MeerEin selig, weltverloren Land,Still ziehn die Wolken drüber her,Und leise ebbt die Fluth am Strand.Uralte Bäume grünen dortUnd wölben sich zum dichten Hain,In den drang nie ein Menschenwort,Nie eines Menschen Blick hinein.Aus purpurrothen Kelchen steigtEin seltsam süßer, müder Hauch,Versonnen sich der Himmel neigtUnd reglos träumen Busch und Strauch.Am Ufer schaukelt sich ein Kahn,Die Wellen plätschern sacht am Kiel –Wen holt er ab auf weiter Bahn,Wen trägt er her zum sel´gen Ziel?Ach, daß der Kahn mich holen müßt Aus dieser bangen, bangen Zeit,Daß ich den Weg zu finden wüßt´ Zur Insel der Vergessenheit.
Bräunliche Heide im Sonnenduft,Wandervögel in blauer Luft,Und eine Welle, die weit vom FlußSich in das träumende Land verirrtUnd nun im Sande verrinnen muß. –Während der Zug vorüber schwirrt,Prägt sich das seltsame Bildchen mir ein,Um mich dann später heimlich zu fragen:"Was bist du Andres, als solch eine Welle,Die von des Ufers sicherer SchwelleRuhlose Sehnsucht ins Weite getragen?"
Im Walde, da flüsternDie Bäume so bang,Und der Wind streicht so scheuAn den Hängen entlang,Und die Sonne am Himmel,Die leuchtet so roth –O weh meiner Seele,Mein Liebster ist todt.
Ich sah einen Adler sich wiegenHoch oben im leuchtenden Blau,Er schaute aus ewigen FernenHerab auf mich einsame Frau.Es standen so träumend die Felder,So lockend die Berge umher,Da flog meine Sehnsucht zum Adler,Zog weitere Kreise als er.
Warum hast du´s angerufen –Schlief es doch so fest und still!Da es nun in mir erwachte,Weiß ich nicht, was werden will!Mit den großen SehnsuchtsaugenSchaut´s in jeden Tag hinein…Lieder sing´ ich, müde Lieder,Doch es schläft nicht wieder ein!
Er rauscht und rauscht ...Unaufhaltsam strömt er vorbei,Der schimmernde Strom unsres Lebens,Wir aber jauchzen ihm zu.Wir stehen am UferTörichte Kinder,Wir schauen hinein in die tanzenden WogenUnd werfen Blumen hinab,Blumen und Kränze.Die Welle erfaßt sie mit gierigen Händen,Sie trägt sie davon in wirbelndem Spiel.Weit ... weit ...Dann schrecken wir auf,Sehn unsre leeren, zitternden Hände,Rufen den BlumenUnd weinen.