Du sagst, ich sei jung –Das nimmt mir die Ruh,Du sagst, ich sei schön –Ich weine dazu!Was soll mir die Jugend,Ich bin ja allein,Was taugt mir die Schönheit -Sie ist ja nicht dein!Ich habe dich lieb –Du fühlst nicht, wie sehr,Ich trage ein Leid – Du weißt nicht, wie schwer !Ich hatte ein Hoffen,Das ist nun todt…Ach, Gott,Erbarm´ dich meiner Noth!
Liegt nun so still die weite Welt,Die Nacht geht schwebend durch das Feld,Der Mond lugt durch die Bäume.Da steigts herauf aus tiefem GrundDa flüsterts rings mit süßem Mund,Die Träume sind´s, die Träume.Sie tragen Mohn im gold´nen Haar,Und singend dreht sich Paar um PaarIn wundersamen Reigen –Nur einer steht so ernst bei Seit´,In seinen Augen wohnt das Leid,Auf seiner Stirn das Schweigen.O Traum, der meine Nächte füllt,Der meinen Tag mit Thränen hüllt,Willkommen doch, willkommen!Du bist´s allein, der Treue hält,Da alles And´re mir die WeltGenommen hat, genommen.
Im Walde, da flüsternDie Bäume so bang,Und der Wind streicht so scheuAn den Hängen entlang,Und die Sonne am Himmel,Die leuchtet so roth –O weh meiner Seele,Mein Liebster ist todt.
Hast nicht ein einzig Mal zurückgeschaut,Den langen Weg!Froh schrittest du dahin und sangest lautIm Waldgeheg.Ich aber nestelte in bittrem LeidDen kleinen StraußVerwelkter Veilchen von dem weißen Kleid –Es war ja aus!Und rings auf Erden war es Frühling doch,auf allen Höhn,In allen Thälern lag die Sonne noch,So wunderschön!
Ich sah einen Adler sich wiegenHoch oben im leuchtenden Blau,Er schaute aus ewigen FernenHerab auf mich einsame Frau.Es standen so träumend die Felder,So lockend die Berge umher,Da flog meine Sehnsucht zum Adler,Zog weitere Kreise als er.
Wo die Zweige am dichtesten hangen,die Wege am tiefsten verschneit,da ist um die Dämmerzeitim Walde das Christkind gegangen.Es mußte sich wacker plagen,denn einen riesigen Sackhat´s meilenweit huckepackauf den schmächtigen Schultern getragen.Zwei spielende Häschen saßengeduckt am schneeigen Rain.Die traf solch blendender Schein,daß sie das Spielen vergaßen.Doch das Eichhorn hob schnuppernd die Ohrenund suchte die halbe Nacht,ob das Christkind von all seiner Prachtnicht ein einziges Nüßchen verloren.
Manchmal, in schwülen Sommernächten,Wenn um die Rosen buhlt der Wind,Löst schwindelnd sich vom Himmel drobenIn jähem Fall ein irrend Kind.Dann stehen wohl die Menschen druntenUnd starren still und bang empor,Bis sich des Sternleins leuchtend Sinkenin der Unendlichkeit verlor,Und greifen mit der Hand zum HerzenUnd sinnen einer Sehnsucht nach,Die zuckend, leuchtend und verglühend,In dunkle Tiefen niederbrach.
Warum hast du´s angerufen –Schlief es doch so fest und still!Da es nun in mir erwachte,Weiß ich nicht, was werden will!Mit den großen SehnsuchtsaugenSchaut´s in jeden Tag hinein…Lieder sing´ ich, müde Lieder,Doch es schläft nicht wieder ein!
Der Himmel ist so blaß geworden,Die weißen Wolken künden Schnee,Das Bächlein singt ein Lied vom SterbenUnd schleicht sich müde durch den Klee.Am Zaune flattern welke Ranken,Wie lange noch, dann ist´s so still,Daß sich in diesem großen SchweigenKaum noch die Sehnsucht regen will.
Sturm, wer gab dir den Atem?Welle, wer gab dir Flügel?Und du Vöglein droben im schimmernden Blau,Wer rief dich über die Hügel?Ich weiß, ach ich weiß …Es geht eine alte Melodie,Die war mit der Menschheit geboren,Jahrtausende starben, sie hat sich nieIm Lärmen des Tages verloren:Sehnsucht, Sehnsucht,Treibende Macht!Gott, der in FesselnDer Knechtschaft lacht,Zagenden heimlich die Schwingen löst,Trunk’ne hinab in den Abgrund stößt,Sonne des Tages,Seele der Nacht –Sehnsucht, Sehnsucht,Treibende Macht!