Ich sah einen Adler sich wiegenHoch oben im leuchtenden Blau,Er schaute aus ewigen FernenHerab auf mich einsame Frau.Es standen so träumend die Felder,So lockend die Berge umher,Da flog meine Sehnsucht zum Adler,Zog weitere Kreise als er.
So oft ich der alten NachbarinIn ihrem Shawltuch begegnet bin,Wenn die Sonne grade recht hell gestrahlt,Als bekäm sie´s heute extra bezahlt –Dann zeigte die alte NachbarinMit der welken Hand nach dem Himmel hinUnd kniff den Mund so besonders ein,Als biß sie in etwas Saures hinein,Und meinte: "Wenn´s nur so bleibt!"So ist´s mir im Leben mit Vielen ergangen,Die wußten mit Freude nichts anzufangenUnd riefen in jeden SonnenscheinIhr krächzendes "Wenn´s nur so bleibt" hinein!Sie hätten am liebsten der ganzen WeltDas arme bißchen Lachen vergälltUnd trauen noch in der GrabesruhDem Herrgott den ewigen Frieden nicht zuUnd meinen: "Wenn´s nur so bleibt!"
Bräunliche Heide im Sonnenduft,Wandervögel in blauer Luft,Und eine Welle, die weit vom FlußSich in das träumende Land verirrtUnd nun im Sande verrinnen muß. –Während der Zug vorüber schwirrt,Prägt sich das seltsame Bildchen mir ein,Um mich dann später heimlich zu fragen:"Was bist du Andres, als solch eine Welle,Die von des Ufers sicherer SchwelleRuhlose Sehnsucht ins Weite getragen?"
Im Walde, da flüsternDie Bäume so bang,Und der Wind streicht so scheuAn den Hängen entlang,Und die Sonne am Himmel,Die leuchtet so roth –O weh meiner Seele,Mein Liebster ist todt.
Kein Licht am Himmel,Kein Laut auf den Gassen ...In Dunkel und Stille,Wie bin ich verlassen.Es rauschen die Bäume ...Der Wind hebt sich leiseZu friedloser Irrfahrt,Zu freudloser Reise.Das Feuer im OfenSinkt knisternd zusammen,Von Asche begraben,Ersticken die Flammen.Die Lampe nur leuchtetHinein in das ZimmerUnd breitet um AllesDen ruhigen Schimmer.Sie weckt an den WändenDie Bilder der LiebenUnd segnet das Lied,Das ich weinend geschrieben.Und weiß wie ein FreundVon vergangenen TagenMir tausend vergesseneDinge zu sagen.Die tönen wie MärchenVoll Sonne und FreudeHinein in das graue,Verlassene Heute.
Gestern standen sie im BlättchenAls Verlobte. Heut, zur StundeDer Visiten, wird die RundeAbgegangen durch das Städtchen. –Freudig warten schon die Tanten. –Er im Gehrock, sie in Seide,Sittsam lächelnd alle Beide,Mit gewinnenden Manieren,Führen sie ihr Glück spazierenZu den Freunden und Verwandten!Hinter ihnen wandelt Amor ...Amor – wirklich? Baß erschrockenSeh ich ihn: ist das der böse,Hübsche, kecke Liebesbengel?Fein und sittsam wie ein EngelSchreitet er, die goldnen LockenGlatt gescheitelt, voll Pomade.Sammtne Pluderhosen deckenTugendhaft des Bübchens Blöße,Und die kleinen Füße steckenBis zur rundlich festen WadeEhrbar in gestrickten Socken!Schade – !
Der Himmel ist so blaß geworden,Die weißen Wolken künden Schnee,Das Bächlein singt ein Lied vom SterbenUnd schleicht sich müde durch den Klee.Am Zaune flattern welke Ranken,Wie lange noch, dann ist´s so still,Daß sich in diesem großen SchweigenKaum noch die Sehnsucht regen will.
Und dürft´ ich dich wecken zum SonnenlichtAus Schatten des Todes, ich thät es nicht,Ich sänke nieder an deinem GrabUnd leise raunt ich ein Lied hinab:Schlafe, ach schlafe!O laß in dein traumtiefes KämmerleinKein Fünkchen des schimmernden Licht´s hinein,Denn was die Sonne dir auch verspricht,So hell, so strahlend – sie hält es nicht.Schlafe, ach, schlafe.
Die Tage rinnen leise hin…Ein jeder bringt ein liebes GlückUnd eine liebe Sorge mit,Und schau ich so den Weg zurück,Den ich mit dir gegangen bin,Da will es mir fast bange werdenUm so viel Seligkeit auf Erden.