Willst du erschau´n, wie viel ein Herz kann tragen,O blick´ in mein´s!So reich an Wunden, vom Geschick geschlagen,War wohl noch kein´s.Doch mitten in den wütendsten OrkanenErhob ich mich,Und schritt dahin auf meinen fernen Bahnen –Wie stark war ich!Wie ward mir doch nun so mit einemmaleDie Kraft geraubt?Es trotzte mutig dem GewitterstrahleMein stolzes Haupt,Doch als du zu mir sprachst mit leisem Grüßen:"Ich liebe dich!"Da sank ich still und weinend dir zu Füßen –Wie schwach bin ich!
Nimm die Lieder, seelentflossen,Nimm die Thränen, heißvergossen,Nimm die Seufzer, bang´ und trüb,Nicht für thörichte BeschwörungUm Erwied´rung und ErhörungMeiner Lieb!Wandle fort auf Deinen Bahnen!Folge den mir fremden Fahnen!Wär´ die Macht, die mir gebricht,Mein, zu einen unsre Loose,Glaub´, mein Herz, das stolze, große,Thät´ es nicht.Müßte mich nicht Scham durchdringen,Wollte ich erfleh´n, erzwingen,Was mir frei nicht wird gewährt?Nichts will ich dem Herzen geltenDas den Kern nicht seiner WeltenIn mir ehrt!Geh denn hin! vergiß auf immerWie du einst bei SterngeflimmerMich als Deine Braut gegrüßt,Wie mir Seel´ und Sinn zusammenVon der Liebesworte FlammenWund geküßt!Wie – genug! du sollst vergessen,Daß Du jemals mich besessen,Daß ich war und daß ich bin!Sollst verwandeln mich zum Traume,Der aus erdenfernem RaumeDir erschien!Sollst in meiner Lieder ChörenNicht die Menschenstimme hören,Nur den Gruß der Leidenschaft,Welt und Schmerz und Tod bezwingend,Aus dem Jenseits zu dir klingendGeisterhaft.
Das Meer hat die Spuren des Sommers gelöschtbald wird auch die Sonne vereisenin der Januarnebelwandsetz deine Gedanken dort in den Kahnvon Fischern an den Strand geschobenzum Winterschlafhäng deine Gedankenin das kahle Astwerk der Bäumeunter den Orgeltönen der rauhen Seeerst auf dem Rückweghol sie dir wiedersammel sie einGeläutert
Seht dort den Regentropfen beben An jenes Baumes dunkelm Stamm! Als Demant glänzt er hell im Schweben, Doch sinkt er nieder, wird er Schlamm. – Allein, ihn wieder aufzuraffen Und ihn, der farblos erst und fahl, Aufs Neu´ zum Demant umzuschaffen, Genügt´s an einem Sonnenstrahl. So zittert auch am Baum des Lebens Das Frauenherz im Sturm der Welt, Sein Ringen, Kämpfen ist vergebens, Zu schwach ist seine Kraft, es fällt! Doch um sich leuchtend zu erheben, Von seinem tiefen Sündenfall, Und ätherklar empor zu schweben Braucht es nur einen Liebesstrahl.
Das dir zumeist am Herzen nagt?O prüfe dich! du wirst gestehen,Das Leid nicht ist´s, das dir geschehen,Und nicht die Sorge, die dich plagt.Du könntest sie zur Noth vergessen,Doch nimmermehr das Traumbild dessenWas dein Geschick dir streng versagt.Nur dieses, und nur dieß allein,Steht immerdar vor deinen Augen,Es darf dir Kraft und Muth entsaugen,Zerrütten dir dein innerst Sein;O Thorheit! Thorheit, unermessen!Für Güter, die du nie besessen,Erträgst du des Verlustes Pein!
Wiesengrund und Bergeshöh Liegen wie begraben,Auf dem schimmernd weißen SchneeTummeln sich die Raben.Mag die Sonne auch ihr LichtFernehin entsenden,Es erquickt und wärmet nicht,Kann nur schmerzlich blenden.Dicht vor meinem Fenster stehtEine schlanke Linde,Mit Demanten übersä´tStöhnet sie im Winde.An die Scheiben pocht sie leis´,Leis´ wie Glöckchen läuten;Was sie sagen will, ich weißMir es wohl zu deuten.Arme Linde! Tag und NachtScheinst du mir zu klagen:»Dürft ich doch, statt todter Pracht,Wieder Blüthen tragen!«
Alles hinzugebenIst der Liebe Brauch;Nimm denn hin mein LebenUnd mein Sterben auch!Aller meiner LiederSanften Schmeichellaut,Die ein Eden wiederSich aus Schutt erbaut.Alle Lichtgedanken,Die an Glück und LeidKühn sich aufwärts ranken In die Ewigkeit.All mein stilles Sehnen,Innig dir vertraut,Das in sel´gen TränenAuf dich niedertaut!Nimm, daß nichts dir fehle,Wenn die Stunde ruft,Meine ganze SeeleHin als Opferduft!
Mir ist als legten leiseSich Nebel um mich her,Vom bunten MenschenkreiseMich scheidend mehr und mehr.Erinnerungen sind es,Aus Lust und Leid gewebt,Die man, will´s ein gelindesGeschick, mit mir begräbt!Mir ist, als brauste, grollteUm mich ein Ocean,Den ich, wie gern ich wollteNicht überbrücken kann.Dieß Meer, deß banger KlageDie Seele träumend lauscht,Es sind die fernen Tage,Die an mir hingerauscht!Vereinsamt im Gewühle,Das rastlos drängt und schafft,Vergangenheit! wie fühleIch mich in deiner Haft!Erschöpft vom Lebensstreite,Den Wunsch auf nichts gestellt,Ein dunkler Schatten gleiteIch durch die blüh´nde Welt!
Elend, wahrhaft elend ist,Der selbst vom Schmerz verstoßen,Der, da die Lust ihn doch nicht grüßt,Vom Gram selbst ausgeschlossen;Deß Nacht nicht schwarz, deß Tag nicht klar,O der ist elend, ist´s fürwahr!Den kein Verlangen mehr bewegt,Kein schmerzenfreudig´ Sehnen,Deß Busen keinen Wunsch mehr hegt,Deß Auge ohne Thränen. –Ja elend, elend sicherlichIst Jeder, der so ist wie ich.
Denke der eig´nen Fehler und Schwächen,Wenn du dem Freund, dem Irrenden, grollst!Schwanke nicht erst, ob die Unbill zu rächen,Ob du in Milde vergeben sie sollst.Was dir zum Trost und zur Freude gegeben,Selber verkehrend in Unheil und Fluch,Bringest du sonst in dein innerstes Leben,Störrischen Sinnes, den qualvollen Bruch.