Alles hinzugebenIst der Liebe Brauch;Nimm denn hin mein LebenUnd mein Sterben auch!Aller meiner LiederSanften Schmeichellaut,Die ein Eden wiederSich aus Schutt erbaut.Alle Lichtgedanken,Die an Glück und LeidKühn sich aufwärts ranken In die Ewigkeit.All mein stilles Sehnen,Innig dir vertraut,Das in sel´gen TränenAuf dich niedertaut!Nimm, daß nichts dir fehle,Wenn die Stunde ruft,Meine ganze SeeleHin als Opferduft!
Wenn quälend mich die Angst beschleicht,Mein Teuerstes auf Erden,Mein Liebstes könnte mir vielleichtEinst noch entrissen werden;Dann tröstet der Gedanke mich:»Weshalb davor erbeben?Dies große Leid vermöchte ichJa nicht zu überleben.«Die Hoffnung, die sich in dir regt,Bevor du ihrer dich entschlagen,Daß keinem werde auferlegtSo viel als er kann tragen.Wie groß das Leid, wie tief die Not,Du wirst dich d´rein ergeben,Und was dir bitt´rer als der Tod,Du wirst es überleben.
Nimm die Lieder, seelentflossen,Nimm die Thränen, heißvergossen,Nimm die Seufzer, bang´ und trüb,Nicht für thörichte BeschwörungUm Erwied´rung und ErhörungMeiner Lieb!Wandle fort auf Deinen Bahnen!Folge den mir fremden Fahnen!Wär´ die Macht, die mir gebricht,Mein, zu einen unsre Loose,Glaub´, mein Herz, das stolze, große,Thät´ es nicht.Müßte mich nicht Scham durchdringen,Wollte ich erfleh´n, erzwingen,Was mir frei nicht wird gewährt?Nichts will ich dem Herzen geltenDas den Kern nicht seiner WeltenIn mir ehrt!Geh denn hin! vergiß auf immerWie du einst bei SterngeflimmerMich als Deine Braut gegrüßt,Wie mir Seel´ und Sinn zusammenVon der Liebesworte FlammenWund geküßt!Wie – genug! du sollst vergessen,Daß Du jemals mich besessen,Daß ich war und daß ich bin!Sollst verwandeln mich zum Traume,Der aus erdenfernem RaumeDir erschien!Sollst in meiner Lieder ChörenNicht die Menschenstimme hören,Nur den Gruß der Leidenschaft,Welt und Schmerz und Tod bezwingend,Aus dem Jenseits zu dir klingendGeisterhaft.
»Was du von dieses Berges ZinnenErschaust im weitgedehnten Kreis,Durch meine Gunst kannst du´s erringen,Und, wahrlich, um geringen Preis.Ich trage dich zu Ruhm und EhreEmpor mit meines Fittichs Schwung!Du fragst, was ich dafür begehre?Nichts als nur deine Huldigung.Jedwedes Ziel magst du erstreben,Wenn du vor mir die Kniee beugst,Und mit der Ehrfurcht scheuem BebenFür meine Oberhoheit zeugst.Dein sei das Maß der Herrlichkeiten,So lang du mir zu Willen bist!«Der Satan sprach´s in alten Zeiten,Und heute sagt´s der Journalist.
Weiße Rose, die so bleichUnd so duftig blüht!Liebe, die so schmerzenreichUnd so selig glüht!Was an ew´ger GeistessaatMir der Herr geschenkt,Meine ganze Seele hatSich darein versenkt! –Pflanzen laß die Rose michIn den Staub vor dir,Nicht zum Schmuck und Stolz für dich,Doch zur Wonne mir.
Was dir zumeist am Herzen nagt? O prüfe dich! du wirst gestehen, Das Leid nicht ist´s, das dir geschehen, Und nicht die Sorge, die dich plagt. Du könntest sie zur Not vergessen, Doch nimmermehr das Traumbild dessen Was dein Geschick dir streng versagt. Nur dieses, und nur dies allein, Steht immerdar vor deinen Augen, Es darf dir Kraft und Mut entsaugen, Zerrütten dir dein innerst Sein; O Thorheit! Thorheit, unermessen! Für Güter, die du nie besessen, Erträgst du des Verlustes Pein!
Wenn ich dereinst entrückt dem Lebensstande,Wenn die in mir, dem flüchtigen Phantome,Für kurze Zeit vereinigten AtomeEinst wieder frei und ledig ihrer Bande:Was dann aus ihnen wird? mich soll´s nicht kümmern,Ob sie der Tiernatur sich einverleiben,Als Wirbel Staubes durch die Lüfte treiben,Im Farbenglanze duft´ger Blumen schimmern!An einem Wunsche laß ich mir´s genügen:Was auch ihr Schicksal sei, ob hoch, ob nieder,Sie mögen sich nur nimmer, nimmer wiederZu einem Menschenbild zusammenfügen!
Und Heil euch, die ihr in dem Glanz und StolzDer Jugend niedersteiget zu den Toten,Eh´ euch noch an des Lebens MarterholzDer Essigschwamm des Zweifels ward geboten,Eh´ euch der Tage Last, der Erde Wust,Die schweren Bürden, Geist und Arm gelähmet,Eh´ jene Weisheit, die den Gott vervehmet,Mit ihrem Frost durchkältet eure Brust.