Das reife Feld, wer heimst es ein,Wer nimmt ihm seine Bürde ab,Wer bringts zur Ruh im Abendschein,Bereitet ihm das Wintergrab?Und all die Blumen fallen mit,Die, weiß und rot und gelb und blau,Erzittern vor dem Schnitterschritt,Wenn er beginnt im Morgengrau.Das dacht ich im Vorübergehn,Als ich den reichen Segen sah.Und leise kam ein sanftes Wehn,Klang wie Misericordia.Am andern Morgen, noch vor Tag,Als wieder ich vorüberging,Hört ich den ersten Sensenschlag,Der scharf einblitzte wie zum Ring.Ein alter Bauer, Ackerzucht,Mit weißem Haar und weißem Bart,Schlägt in den Roggenstrich mit Wucht,Sein Auge mustert streng und hart.Nur selten kommandiert er StopUnd wischt sich von der Stirn den Schweiß,Dann mäht er wieder grad und grob,Die Sonne wütet juliheiß.Schon geht der dritte Tag zu End,Ein letztes Fleckchen steht noch da.Wo schwach die Abendsonne brennt,Klingts leis Misericordia.Nun holt er aus, die Sense singt,Da still – wer ist der andre Mann,Der hinter ihm die Sense schwingt?Das ist der große Welttyrann.Der Alte stürzt dahingerafft,Denn Mensch, wie Frucht sind Erntegut.Tief aus der Erde quillt die Kraft,Und in die Erde tropft ihr Blut.Indessen bammelt sich der TodEin Sternblümchen ans BeckenbeinUnd bummelt, todesunbedroht,Gemächlich durch die Felderreihn.
In nackter Wüste ruht ein Löwenpaar,Das gelbe Fell vom gelben Sand abhebend.Im Schlafe dehnen sich die trägen Glieder.Erwachend, leckt bedächtig eins das andre,Und streckt und reckt sich, gähnt, und schläft von neuem.Ein zweiter Leuenherr zeigt sich in Fernen.Er nähert sich, er stockt, als die GenossenEr unbekümmert vor sich liegen sieht.Nun peitscht sein Schweif, nach Katzenart, die Erde,Er reißt den Rachen auf wie eine Torfahrt,Und Donner rollt ihm aus dem heißen Schlunde.Er kauert sich, und knurrt, und äugt hinüber.Schwerfällig wird das Ehepärchen munter,Schwerfällig kommt es endlich auf die Beine.Der zweite Nobel holt zum Sprunge aus,Und springt, und springt dem Weibchen an die Seite.Das Weibchen dann trabt mit dem SeladonGemütlich einem Felsendache zu.Das Männchen stutzt, will brüllen, schweigt,Und legt sich wieder nieder: Lat ehr lopen.
Zwei Mutterarme, die das Kindchen wiegen,es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder.Maitage, trautes Aneinanderschmiegen,es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder.Des Mannes Kampf: Sieg oder Unterliegen,es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder.Ein Sarg, auf den drei Handvoll Erde fliegen,es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder.
Ein Maientag im Sonnenglanz,Ein Julitag, ein Erntekranz.Ein kurzer Traum von Glück und Rast,Das Leben flog in Sturm und Hast.In Sturm und Hast bergab, hinab,Ein gleich vergeßnes Menschengrab.Allalles zieht, o Morgenrot,Ins Netz der alte Spinnrich Tod.
In der Dämmerung,Um Glock zwei, Glock dreie,Trat ich aus der TürIn die Morgenweihe.Klanglos liegt der Weg,Und die Bäume schweigen,Und das VogelliedSchläft noch in den Zweigen.Hör ich hinter mirSacht ein Fenster schließen.Will mein strömend HerzÜber Ufer fließen?Sieht mein Sehnen nurBlond und blaue Farben?Himmelrot und GrünSamt den andern starben.Ihrer Augen BlauKüßt die Wölkchenherde,Und ihr blondes HaarDeckt die ganze Erde.Was die Nacht mir gab,Wird mich lang durchbeben,Meine Arme weit,Fangen Lust und Leben.Eine Drossel wecktPlötzlich aus den Bäumen,Und der Tag erwachtStill aus Liebesträumen.
Vier adlige Rosse voran unserm Wagen, wir wohnen im Schlosse in stolzem Behagen. Die Frühlichterwellen und nächtens der Blitz, was all sie erhellen, ist unser Besitz. Und irrst du verlassen, verbannt durch die Lande; mit dir durch die Gassen in Armut und Schande! Es bluten die Hände, die Füße sind wund, vier trostlose Wände, es kennt uns kein Hund. Steht silberbeschlagen dein Sarg am Altar, sie sollen mich tragen zu dir auf die Bahr´, Und fern auf der Heide und stirbst du in Not, den Dolch aus der Scheide, dir nach in den Tod!
Jasmin und Rosen schicken mit MachtWeihrauchwolken durch die Sommernacht.Plötzlich auf dem Hügel im Gebüsch ein Lärm,Ein einziger Schrei gellt: Hermann ... Herm...Und heraus stürzt vom kahlen Hügel zum TannMit ausgebreiteten Armen ein Mann.Wie still liegt das Land.In der Rechten ein Messer, das perlt noch rot,Damit stach er dort oben sein Mädchen tot.Die Augen groß offen, von Lachen gepackt,Die Brust im zerrissenen Hemde nackt,So läuft er, erreicht er den Wald, den WegUnd verschwindet über den Brückensteg.Wie still liegt das Land.Jasmin und Rosen schicken mit MachtWeihrauchwolken durch die Sommernacht.Der Vollmond glitzert auf Turm und Teich,Zieht ruhig weiter durchs Himmelreich.Der Halm steht auf, wo der Mörder lief,Und das Blut oben schreibt einen Liebesbrief.Wie still liegt das Land.
Astern blühen schon im Garten,Schwächer trifft der Sonnenpfeil.Blumen, die den Tod erwartenDurch des Frostes Henkerbeil. Brauner dunkelt längst die Heide,Blätter zittern durch die Luft.Und es liegen Wald und WeideUnbewegt in blauem Duft. Pfirsich an der Gartenmauer,Kranich auf der Winterflucht.Herbstes Freuden, Herbstes Trauer,Welke Rosen, reife Frucht.
Auf Blut und Leichen, Schutt und Qualm,auf roßzerstampften Sommerhalmdie Sonne schien.Es sank die Nacht. Die Schlacht ist aus,und mancher kehrte nicht nach Hauseinst von Kolin. Ein Junker auch, ein Knabe noch,der heut das erste Pulver roch,er mußte dahin.Wie hoch er auch die Fahne schwang,der Tod in seinen Arm ihn zwang,er mußte dahin. Ihm nahe lag ein frommes Buch,das stets der Junker mit sich trugam Degenknauf.Ein Grenadier von Bevern fandden kleinen erdbeschmutzten Bandund hob ihn auf. Und brachte heim mit schnellem Fußdem Vater diesen letzten Gruß,der klang nicht froh.Dann schrieb hinein die Zitterhand:»Kolin. Mein Sohn verscharrt im Sand,wer weiß wo.« Und der gesungen dieses Lied,und der es liest, im Leben ziehtnoch frisch und froh.Doch einst bin ich und bist auch duverscharrt im Sand, zur ewigen Ruh,wer weiß wo.
Hart am Ufer steht mein Fuß,Drüben, horizontdurchlassend,Friert am Strand ein schmales Wäldchen,Nirgends eine Spur von Haus und Menschen.Klatschend steht die Ente auf,Mißtrauisch durch meine Nähe,Bald mit vorgestemmten Rudern,Fällt sie wieder ein nach raschem Fluge.Nebel zieht und hüllt gemachErst das Wäldchen, dann die Welle,Hüllt mich selbst in seinen Mantel;Nicht mehr sichtbar, quakt ein braver Erpel.Gleich Eliasens Wolke sinkts,Jener Wolke des Propheten,Die zum Himmel ihn entführte,Als vor Isebel er flüchten mußte.Ach, Jehovah, laß mich noch,Laß mich noch auf deiner Erde!Isebel, die schöne Fürstin,Lieb´ ich, und sie liebt mich zärtlich wieder.