Schön prangt im Silbertau die junge Rose,Den ihr der Morgen in den Busen rollte,Sie blüht als ob sie nie verblühen wollteUnd ahnet nichts vom letzten Blumenlose.Der Adler schwebt hinan ins Grenzenlose,Sein Auge trinkt sich voll von sprühndem Golde;Er ist der Tor nicht, daß er fragen sollte,Ob er das Haupt nicht an die Wölbung stoße.Mag denn der Jugend Blume uns verbleichen,Noch glänzet sie und reizt unwiderstehlich;Wer will zu früh so süßem Trug entsagen?Und Liebe, darf sie nicht dem Adler gleichen?Doch fürchtet sie; auch fürchten ist ihr selig,Denn all ihr Glück, was ist´s? ein endlos Wagen!
Wenn ich von deinem Anschaun tief gestillt,mich stumm an deinem heil´gen Wert vergnüge,dann hör ich recht die leisen Atemzügedes Engels, welcher sich in dir verhüllt. Und ein erstaunt, ein fragend Lächeln quilltauf meinem Mund, ob mich kein Traum betrüge,daß nun in dir, zu ewiger Genüge,mein kühnster Wunsch, mein einz´ger sich erfüllt? Von Tiefe dann zu Tiefen stürzt mein Sinn,ich höre aus der Gottheit mächt´ger Fernedie Quellen des Geschicks melodisch rauschen. Betäubt kehr ich den Blick nach oben hinzum Himmel auf - da lächeln alle Sterne;ich kniee, ihrem Lichtgesang zu lauschen.
Trink´ ich ihn, den Saft der Reben,gleich erwärmet meine Seeleund beginnt in hellen Töneneinen Preisgesang der Musen.Trink´ ich ihn, den Saft der Reben,alsbald streu´ ich meinen Kummer,all´ mein Zweifeln, all´ mein Sorgenin den Braus der Meereswinde.Trink´ ich ihn, den Saft der Reben,läßt mich Bakchos, der der Scherze Bande löset Blumen atmend,süß berauscht im Tanze schwanken.Trink´ ich ihn, den Saft der Reben,wind´ ich Blumen mir zu Kränzen,schmücke meine Stirne, singevon des Lebens stillem Glücke.Trink´ ich ihn, den Saft der Reben,mag ich, schön von Salbe duftend,und im Arm das Mädchen haltend,gerne nach Kythere singen.Trink´ ich ihn, den Saft der Reben,wie entzückt ein Kreis von Mädchenmich, wo volle, tiefe Bechererst mir Geist und Sinn erweitern!Trink´ ich ihn, den Saft der Reben,mir vor Tausenden gewinn´ ich,was ich scheidend mit mir nehme;doch den Tod teil´ ich mit Allen.
In Silber kleidet sich´s, in Gold,in Perl´ und Diamant, wenn ihr wollt;es geht, doch geht es nicht auf Füßen,und wenn es steht, wird dich´s verdrießen;es spricht nicht leicht, doch deutet´s fein,es hat zwei goldene Fingerlein,und wenn es auf Verlangen dirlaut, was es weiß, allzeit bekennt,so ist schon vornehm Tier,es ist gleichsam ein Repetent.Kurz, wer´s erfand, der hat ein Tüchtigesin dieses Ding hineingeheimnisset und ließ Wichtigesder Menschheit angedeihn.
Vom Berge was kommt dort um Mitternacht spätMit Fackeln so prächtig herunter?Ob das wohl zum Tanze, zum Feste noch geht?Mir klingen die Lieder so munter.O nein!So sage, was mag es wohl sein?Das, was du da siehest, ist Totengeleit,Und was du da hörest, sind Klagen.Dem König, dem Zauberer, gilt es zu Leid,Sie bringen ihn wieder getragen.O weh!So sind es die Geister vom See!Sie schweben herunter ins Mummelseetal –Sie haben den See schon betreten –Sie rühren und netzen den Fuß nicht einmal –Sie schwirren in leisen Gebeten –O schau,Am Sarge die glänzende Frau!Jetzt öffnet der See das grünspiegelnde Tor;Gib acht, nun tauchen sie nieder!Es schwankt eine lebende Treppe hervor,Und – drunten schon summen die Lieder.Hörst du?Sie singen ihn unten zur Ruh.Die Wasser, wie lieblich sie brennen und glühn!Sie spielen in grünendem Feuer;Es geisten die Nebel am Ufer dahin,Zum Meere verzieht sich der Weiher –Nur still!Ob dort sich nichts rühren will?Es zuckt in der Mitten – o Himmel! ach hilf!Nun kommen sie wieder, sie kommen!Es orgelt im Rohr und es klirret im Schilf;Nur hurtig, die Flucht nur genommen!Davon!Sie wittern, sie haschen mich schon!
Fragst du mich, woher die bangeLiebe mir zum Herzen kam,und warum ich ihr nicht langeschon den bittren Stachel nahm? Sprich, warum mit Geisterschnellewohl der Wind die Flügel rührt,und woher die süße Quelledie verborgnen Wasser führt? Banne du auf seine Fährtemir den Wind in vollem Lauf!Halte mit der Zaubergertedu die süßen Quellen auf!
Hier lieg ich auf dem Frühlingshügel:Die Wolke wird mein Flügel,Ein Vogel fliegt mir voraus.Ach, sag mir, all-einzige Liebe,Wo du bleibst, daß ich bei dir bliebe!Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen,Sehnend,Sich dehnendIn Lieben und Hoffen.Frühling, was bist du gewillt?Wann werd´ ich gestillt?Die Wolke seh ich wandeln und den Fluß,Es dringt der Sonne goldner KußMir tief bis ins Geblüt hinein;Die Augen, wunderbar berauschet,Tun, als schliefen sie ein,Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.Ich denke dies und denke das,Ich sehne mich, und weiß nicht recht, nach was:Halb ist es Lust, halb ist es Klage;Mein Herz, o sage,Was webst du für ErinnerungIn golden grüner Zweige Dämmerung? - Alte unnennbare Tage!
Nachklang(An L.)Wenn ich dich, du schöne Schwester, seheUnd betrachte deinen Ernst so gerne,In den Augen diese klaren Sterne,Ist´s, als wollte weichen all mein Wehe.Denn da kann ich mir so plötzlich denken,Dürft´ ich wohl in ihre reine SeeleDas Geheimnis, das ich stets verhehle,Dieses unverdienten Kummers senken?Daß er wie ein Leichnam sei im Grabe,Drin sie ihn zurechte würde legen,Und sie spräche über ihn den Segen,Ach! auf daß ich fortan Ruhe habe.Denn so lang ich mag die Hoffnung hegen,Jenes Bild, das längst für mich verschieden,Könnte mir noch holden Gruß entbieten,Will mich nichts zur Freude mehr bewegen.
Die traurige Krönung Es war ein König Milesint, Von dem will ich euch sagen: Der meuchelte sein Bruderskind, Wollte selbst die Krone tragen. Die Krönung ward mit Prangen Auf Liffey-Schloß begangen. O Irland! Irland! warest du so blind? Der König sitzt um Mitternacht Im leeren Marmorsaale, Sieht irr in all die neue Pracht, Wie trunken von dem Mahle; Er spricht zu seinem Sohne: "Noch einmal bring die Krone! Doch schau, wer hat die Pforten aufgemacht?"Da kommt ein seltsam Totenspiel, Ein Zug mit leisen Tritten, Vermummte Gäste groß und viel, Eine Krone schwankt inmitten; Es drängt sich durch die Pforte Mit Flüstern ohne Worte; Dem Könige, dem wird so geisterschwül. Und aus der schwarzen Menge blickt Ein Kind mit frischer Wunde; Es lächelt sterbensweh und nickt, Es macht im Saal die Runde, Es trippelt zu dem Throne, Es reichet eine Krone Dem Könige, des Herze tief erschrickt. Darauf der Zug von dannen strich, Von Morgenluft berauschet, Die Kerzen flackern wunderlich, Der Mond am Fenster lauschet; Der Sohn mit Angst und Schweigen Zum Vater tät sich neigen, – Er neiget über eine Leiche sich.
Herr, schicke, was du willst,Ein Liebes oder Leides!Ich bin vergnügt, daß beidesAus deinen Händen quillt.Wolltest Du mit FreudenUnd wolltest mit Leidenmich nicht überschütten!Doch in der MittenLiegt holdes Bescheiden.