Mädchen! schlingt die wildsten Tänze!Reißt nur euren Kranz entzwei!Ohne Furcht, denn solche KränzeFlicht man immer wieder neu;Doch den andern, den ich meine,Nehmt, ihr Zärtlichen, in acht!Und zumal im Mondenscheine,Und zumal in solcher Nacht.
In dieser Winterfrühewie ist mir doch zumut!O Morgenrot, ich glühevor deinem Jugendblut.Es glüht der alte Felsenund Wald und Burg zumal,berauschte Nebel wälzensich jäh hinab ins Tal.Mit tatenfroher Eileerhebt sich Herz und Sinnund flügelt goldne Pfeiledurch alle Ferne hin.Ach wohl! was aus mir singetist nur der Liebe Glück,die wirren Töne schlingetsie sanft in sich zurück.
Ein Schifflein auf der Donau schwamm,Drin saßen Braut und Bräutigam,Er hüben und sie drüben.Sie sprach: "Herzliebster, sage mir,Zum Angebind, was geb ich dir?"Sie streift zurück ihr Ärmelein,Sie greift ins Wasser frisch hinein.Der Knabe, der tät gleich also,Und scherzt mit ihr und lacht so froh."Ach, schöne Frau Done, geb sie mirFür meinen Schatz eine hübsche Zier!"Sie zog heraus ein schönes Schwert,Der Knab hätt lang so eins begehrt.Der Knab, was hält er in der Hand?Milchweiß ein köstlich Perlenband.Er legt´s ihr um ihr schwarzes Haar,Sie sah wie eine Fürstin gar."Ach, schöne Frau Done, geb´ sie mirFür meinen Schatz eine hübsche Zier!"Sie langt hinein zum andernmal,Faßt einen Helm von lichtem Stahl.Der Knab vor Freud entsetzt sich schier,Fischt ihr einen goldnen Kamm dafür.Zum dritten sie ins Wasser griff:Ach weh! da fällt sie aus dem Schiff.Er springt ihr nach, er faßt sie keck,Frau Done reißt sie beide weg:Frau Done hat ihr Schmuck gereut,Das büßt der Jüngling und die Maid.Das Schifflein leer hinunterwallt;Die Sonne sinkt hinter die Berge bald.Und als der Mond am Himmel stand,Die Liebchen schwimmen tot ans Land,Er hüben und sie drüben.
Die traurige Krönung Es war ein König Milesint, Von dem will ich euch sagen: Der meuchelte sein Bruderskind, Wollte selbst die Krone tragen. Die Krönung ward mit Prangen Auf Liffey-Schloß begangen. O Irland! Irland! warest du so blind? Der König sitzt um Mitternacht Im leeren Marmorsaale, Sieht irr in all die neue Pracht, Wie trunken von dem Mahle; Er spricht zu seinem Sohne: "Noch einmal bring die Krone! Doch schau, wer hat die Pforten aufgemacht?"Da kommt ein seltsam Totenspiel, Ein Zug mit leisen Tritten, Vermummte Gäste groß und viel, Eine Krone schwankt inmitten; Es drängt sich durch die Pforte Mit Flüstern ohne Worte; Dem Könige, dem wird so geisterschwül. Und aus der schwarzen Menge blickt Ein Kind mit frischer Wunde; Es lächelt sterbensweh und nickt, Es macht im Saal die Runde, Es trippelt zu dem Throne, Es reichet eine Krone Dem Könige, des Herze tief erschrickt. Darauf der Zug von dannen strich, Von Morgenluft berauschet, Die Kerzen flackern wunderlich, Der Mond am Fenster lauschet; Der Sohn mit Angst und Schweigen Zum Vater tät sich neigen, – Er neiget über eine Leiche sich.
Ja, mein Glück, das lang gewohnte,endlich hat es mich verlassen.Ja, die liebsten Freunde seh ichachselzuckend von mir weichen,und die gnadenreichen Götter,die am besten Hilfe wüßten,kehren höhnisch mir den Rücken.Was beginnen? Werd ich etwa,meinen Lebenstag verwünschend,rasch nach Gift und Messer greifen?Das sei ferne! Vielmehr muß manstille sich im Herzen fassen.Und ich sprach zu meinem Herzen:Laß uns fest zusammenhalten!Denn wir kennen uns einander,wie ihr Nest die Schwalbe kennet,wie die Zither kennt den Sänger,wie sich Schwert und Schild erkennen,Schild und Schwert einander lieben.Solch ein Paar, wer scheidet es?Als ich dieses Wort gesprochen,hüpfte mir das Herz im Busen,das noch erst geweinet hatte.
Derweil ich schlafend lag,Ein Stündlein wohl vor Tag,Sang vor dem Fenster auf dem BaumEin Schwälblein mir, ich hört´ es kaum,Ein Stündlein wohl vor Tag:Hör an, was ich dir sag´,Dein Schätzlein ich verklag´:Derweil ich dieses singen tu´,Herzt er ein Lieb in guter Ruh´,Ein Stündlein wohl vor Tag.O weh! nicht weiter sag´!O still, nichts hören mag!Flieg ab, flieg ab von meinem Baum!Ach, Lieb´ und Treu´ ist wie ein TraumEin Stündlein wohl vor Tag.
Schön prangt im Silbertau die junge Rose,Den ihr der Morgen in den Busen rollte,Sie blüht als ob sie nie verblühen wollteUnd ahnet nichts vom letzten Blumenlose.Der Adler schwebt hinan ins Grenzenlose,Sein Auge trinkt sich voll von sprühndem Golde;Er ist der Tor nicht, daß er fragen sollte,Ob er das Haupt nicht an die Wölbung stoße.Mag denn der Jugend Blume uns verbleichen,Noch glänzet sie und reizt unwiderstehlich;Wer will zu früh so süßem Trug entsagen?Und Liebe, darf sie nicht dem Adler gleichen?Doch fürchtet sie; auch fürchten ist ihr selig,Denn all ihr Glück, was ist´s? ein endlos Wagen!
So ist die Lieb´! So ist die Lieb´!Mit Küssen nicht zu stillen:Wer ist der Tor und will ein Siebmit eitel Wasser füllen?Und schöpfst du an die tausend Jahr,und küssest ewig, ewig gar,du tust ihr nie zu Willen. Die Lieb´, die Lieb´ hat alle Stundneu wunderlich Gelüsten;wir bissen uns die Lippen wund,da wir uns heute küßten,das Mädchen hielt in guter Ruh,wie´s Lämmlein unterm Messer;ihr Auge bat: Nur immer zu,je weher, desto besser! So ist die Lieb´ und war auch so,wie lang es Liebe gibt,und anders war Herr Salomo,der Weise, nicht verliebt.
Nachklang(An L.)Wenn ich dich, du schöne Schwester, seheUnd betrachte deinen Ernst so gerne,In den Augen diese klaren Sterne,Ist´s, als wollte weichen all mein Wehe.Denn da kann ich mir so plötzlich denken,Dürft´ ich wohl in ihre reine SeeleDas Geheimnis, das ich stets verhehle,Dieses unverdienten Kummers senken?Daß er wie ein Leichnam sei im Grabe,Drin sie ihn zurechte würde legen,Und sie spräche über ihn den Segen,Ach! auf daß ich fortan Ruhe habe.Denn so lang ich mag die Hoffnung hegen,Jenes Bild, das längst für mich verschieden,Könnte mir noch holden Gruß entbieten,Will mich nichts zur Freude mehr bewegen.
In Silber kleidet sich´s, in Gold,in Perl´ und Diamant, wenn ihr wollt;es geht, doch geht es nicht auf Füßen,und wenn es steht, wird dich´s verdrießen;es spricht nicht leicht, doch deutet´s fein,es hat zwei goldene Fingerlein,und wenn es auf Verlangen dirlaut, was es weiß, allzeit bekennt,so ist schon vornehm Tier,es ist gleichsam ein Repetent.Kurz, wer´s erfand, der hat ein Tüchtigesin dieses Ding hineingeheimnisset und ließ Wichtigesder Menschheit angedeihn.