In dieser Winterfrühewie ist mir doch zumut!O Morgenrot, ich glühevor deinem Jugendblut.Es glüht der alte Felsenund Wald und Burg zumal,berauschte Nebel wälzensich jäh hinab ins Tal.Mit tatenfroher Eileerhebt sich Herz und Sinnund flügelt goldne Pfeiledurch alle Ferne hin.Ach wohl! was aus mir singetist nur der Liebe Glück,die wirren Töne schlingetsie sanft in sich zurück.
Wolltest mit FreudenUnd wolltest mit LeidenMich nicht überschütten!Doch in der MittenLiegt holdes Bescheiden.
Was doch heut Nacht ein Sturm gewesen,Bis erst der Morgen sich geregt!Wie hat der ungebetne BesenKamin und Gassen ausgefegt!Da kommt ein Mädchen schon die Straßen,Das halb verschüchtert um sich sieht;Wie Rosen, die der Wind zerblasen,So unstet ihr Gesichtchen glüht.Ein schöner Bursch tritt ihr entgegen,Er will ihr voll Entzücken nahn:Wie sehn sich freudig und verlegenDie ungewohnten Schelme an!Er scheint zu fragen, ob das LiebchenDie Zöpfe schon zurecht gemacht,Die heute Nacht im offnen StübchenEin Sturm in Unordnung gebracht.Der Bursche träumt noch von den Küssen,Die ihm das süße Kind getauscht,Er steht, von Anmut hingerissen,Derweil sie um die Ecke rauscht.
Es ist doch im April fürwahr,der Frühling weder halb noch gar!Komm Rosenbringer, süßer Mai,komm du herbei!So weiß ich, daß es Frühling sei.
Früh, wann die Hähne krähn,Eh´ die Sternlein verschwinden,Muß ich am Herde stehn,Muß Feuer zünden.Schön ist der Flamme Schein,Es springen die Funken;Ich schaue so drein,In Leid versunken. Plötzlich, da kommt es mir,Treuloser Knabe,Daß ich die Nacht von dirGeträumet habe. Träne auf Träne dannStürzet hernieder;So kommt der Tag heran –O ging´ er wieder!
Trink´ ich ihn, den Saft der Reben,gleich erwärmet meine Seeleund beginnt in hellen Töneneinen Preisgesang der Musen.Trink´ ich ihn, den Saft der Reben,alsbald streu´ ich meinen Kummer,all´ mein Zweifeln, all´ mein Sorgenin den Braus der Meereswinde.Trink´ ich ihn, den Saft der Reben,läßt mich Bakchos, der der Scherze Bande löset Blumen atmend,süß berauscht im Tanze schwanken.Trink´ ich ihn, den Saft der Reben,wind´ ich Blumen mir zu Kränzen,schmücke meine Stirne, singevon des Lebens stillem Glücke.Trink´ ich ihn, den Saft der Reben,mag ich, schön von Salbe duftend,und im Arm das Mädchen haltend,gerne nach Kythere singen.Trink´ ich ihn, den Saft der Reben,wie entzückt ein Kreis von Mädchenmich, wo volle, tiefe Bechererst mir Geist und Sinn erweitern!Trink´ ich ihn, den Saft der Reben,mir vor Tausenden gewinn´ ich,was ich scheidend mit mir nehme;doch den Tod teil´ ich mit Allen.
Mädchen! schlingt die wildsten Tänze!Reißt nur euren Kranz entzwei!Ohne Furcht, denn solche KränzeFlicht man immer wieder neu;Doch den andern, den ich meine,Nehmt, ihr Zärtlichen, in acht!Und zumal im Mondenscheine,Und zumal in solcher Nacht.
Die Sophisten und die Pfaffenstritten sich mit viel Geschrei:Was hat Gott zuerst erschaffenwohl die Henne, wohl das Ei?Wäre das so schwer zu lösen?Erstlich ward das Ei erdacht,doch, weil noch kein Huhn gewesen,Schatz, so hat’s der Has’ gebracht.
Wenn Dichter sonst in warmen Phantasien,Von Liebesglück und schmerzlichem Vergnügen,Sich oder uns, nach ihrer Art, belügen,So sei dies Spielwerk ihnen gern verziehen.Mir aber hat ein güt´ger Gott verliehen, Den Himmel, den sie träumen, zu durchfliegen, Ich sah die Anmut mir im Arm sich schmiegen, Der Unschuld Blick von süßem Feuer glühen.Auch ich trug einst der Liebe Müh´ und Lasten, Verschmähte nicht, den herben Kelch zu trinken, Damit ich seine Lust nun ganz empfinde.Und dennoch gleich’ ich jenen Erzphantasten: Mir will mein Glück so unermeßlich dünken,Daß ich mir oft im wachen Traum verschwinde.
Die traurige Krönung Es war ein König Milesint, Von dem will ich euch sagen: Der meuchelte sein Bruderskind, Wollte selbst die Krone tragen. Die Krönung ward mit Prangen Auf Liffey-Schloß begangen. O Irland! Irland! warest du so blind? Der König sitzt um Mitternacht Im leeren Marmorsaale, Sieht irr in all die neue Pracht, Wie trunken von dem Mahle; Er spricht zu seinem Sohne: "Noch einmal bring die Krone! Doch schau, wer hat die Pforten aufgemacht?"Da kommt ein seltsam Totenspiel, Ein Zug mit leisen Tritten, Vermummte Gäste groß und viel, Eine Krone schwankt inmitten; Es drängt sich durch die Pforte Mit Flüstern ohne Worte; Dem Könige, dem wird so geisterschwül. Und aus der schwarzen Menge blickt Ein Kind mit frischer Wunde; Es lächelt sterbensweh und nickt, Es macht im Saal die Runde, Es trippelt zu dem Throne, Es reichet eine Krone Dem Könige, des Herze tief erschrickt. Darauf der Zug von dannen strich, Von Morgenluft berauschet, Die Kerzen flackern wunderlich, Der Mond am Fenster lauschet; Der Sohn mit Angst und Schweigen Zum Vater tät sich neigen, – Er neiget über eine Leiche sich.