Um MitternachtBedächtig stieg die Nacht ans Land, Lehnt träumend an der Berge Wand; Ihr Auge sieht die goldne Waage nun Der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn.Und kecker rauschen die Quellen hervor,Sie singen der Mutter, der Nacht, ins OhrVom Tage,Vom heute gewesenen Tage.Das uralt alte Schlummerlied Sie achtet´s nicht, sie ist es müd´;Ihr klingt des Himmels Bläue süßer noch,Der flücht´gen Stunden gleichgeschwungnes Joch.Doch immer behalten die Quellen das Wort,Es singen die Wasser im Schlafe noch fortVom Tage,Vom heute gewesenen Tage.
Ein Tännlein grünet wo,Wer weiß, im Walde,Ein Rosenstrauch, wer sagt,In welchem Garten?Sie sind erlesen schon,Denk es, o Seele,Auf deinem Grab zu wurzelnUnd zu wachsen.Zwei schwarze Rößlein weiden Auf der Wiese,Sie kehren heim zur StadtIn muntern Sprüngen.Sie werden schrittweis gehnMit deiner Leiche;Vielleicht, vielleicht noch eh An ihren HufenDas Eisen los wird,Das ich blitzen sehe!
Fragst du mich, woher die bangeLiebe mir zum Herzen kam,und warum ich ihr nicht langeschon den bittren Stachel nahm? Sprich, warum mit Geisterschnellewohl der Wind die Flügel rührt,und woher die süße Quelledie verborgnen Wasser führt? Banne du auf seine Fährtemir den Wind in vollem Lauf!Halte mit der Zaubergertedu die süßen Quellen auf!
Der Himmel glänzt vom reinsten Frühlingslichte, Ihm schwillt der Hügel sehnsuchtsvoll entgegen,Die starre Welt zerfließt in Liebessegen,Und schmiegt sich rund zum zärtlichsten Gedichte.Wenn ich den Blick nun zu den Bergen richte,Die duftig meiner Liebe Tal umhegen -O Herz, was hilft dein Wiegen und dein Wägen,Daß all der Wonnestreit in dir sich schlichte!Du, Liebe, hilf den süßen Zauber lösen,Womit Natur in meinem Innern wühlet!Und du, o Frühling, hilf die Liebe beugen!Lisch aus, o Tag! Laß mich in Nacht genesen!Indes ihr sanften Sterne göttlich kühlet,Will ich zum Abgrund der Betrachtung steigen.
(Mit einer Dose, auf deren Deckelsich ein Rosenzweig befindet.)Eine RoseAuf der Dose –Welch ein Abgeschmack!Soll sie wohl den SchnupftabakOder er die Rose höhnen?– Schiller selig – welcher zwarSelbst ein starker Schnupfer war –Und Schiller sagte: "KriegFührt der Witz auf ewig mit dem Schönen."Hannes, Hannes! Wem gibst du den Sieg?
Wie heimlicher WeiseEin Engelein leiseMit rosigen FüßenDie Erde betritt,So nahet der Morgen.Jauchzt ihm, ihr Frommen,Ein heilig Willkommen,Herz, jauchze du mit!In ihm sei´s begonnen,Der Monde und SonnenAm blauen GezelteDu Vater, du rate,Du lenke und Wende!Herr, die in die HändeSei Anfang und Ende,Sei alles gelegt.
In Silber kleidet sich´s, in Gold,in Perl´ und Diamant, wenn ihr wollt;es geht, doch geht es nicht auf Füßen,und wenn es steht, wird dich´s verdrießen;es spricht nicht leicht, doch deutet´s fein,es hat zwei goldene Fingerlein,und wenn es auf Verlangen dirlaut, was es weiß, allzeit bekennt,so ist schon vornehm Tier,es ist gleichsam ein Repetent.Kurz, wer´s erfand, der hat ein Tüchtigesin dieses Ding hineingeheimnisset und ließ Wichtigesder Menschheit angedeihn.
Anders wird die Welt mit jedem Schritt,Den ich weiter von der Liebsten mache;Mein Herz, das will nicht weiter mit.Hier scheint die Sonne kalt ins Land,Hier deucht mir alles unbekannt,Sogar die Blumen am Bache!Hat jede SacheSo fremd eine Miene, so falsch ein Gesicht.Das Bächlein murmelt wohl und spricht:Armer Knabe, komm bei mir vorüber,Siehst auch hier Vergißmeinnicht!– Ja, die sind schön an jedem Ort,Aber nicht wie dort.Fort, nur fort!Die Augen gehn mir über!