So ist die Lieb´! So ist die Lieb´!Mit Küssen nicht zu stillen:Wer ist der Tor und will ein Siebmit eitel Wasser füllen?Und schöpfst du an die tausend Jahr,und küssest ewig, ewig gar,du tust ihr nie zu Willen. Die Lieb´, die Lieb´ hat alle Stundneu wunderlich Gelüsten;wir bissen uns die Lippen wund,da wir uns heute küßten,das Mädchen hielt in guter Ruh,wie´s Lämmlein unterm Messer;ihr Auge bat: Nur immer zu,je weher, desto besser! So ist die Lieb´ und war auch so,wie lang es Liebe gibt,und anders war Herr Salomo,der Weise, nicht verliebt.
Tödlich graute mir der Morgen:Doch schon lag mein Haupt, wie süß!Hoffnung, dir im Schoß verborgen,Bis der Sieg gewonnen hieß,Opfer bracht´ ich allen Göttern,Doch vergessen warest du;Seitwärts von den ew´gen RetternSahest du dem Feste zu.O, vergib, du Vielgetreue!Tritt aus deinem Dämmerlicht,Daß ich dir in´s ewig neue,Mondenhelle AngesichtEinmal schaue, recht von Herzen,Wie ein Kind und sonder Harm;Ach, nur einmal ohne SchmerzenSchließe mich in deinen Arm!
In dieser Winterfrühewie ist mir doch zumut!O Morgenrot, ich glühevor deinem Jugendblut.Es glüht der alte Felsenund Wald und Burg zumal,berauschte Nebel wälzensich jäh hinab ins Tal.Mit tatenfroher Eileerhebt sich Herz und Sinnund flügelt goldne Pfeiledurch alle Ferne hin.Ach wohl! was aus mir singetist nur der Liebe Glück,die wirren Töne schlingetsie sanft in sich zurück.
Hier lieg ich auf dem Frühlingshügel:Die Wolke wird mein Flügel,Ein Vogel fliegt mir voraus.Ach, sag mir, all-einzige Liebe,Wo du bleibst, daß ich bei dir bliebe!Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen,Sehnend,Sich dehnendIn Lieben und Hoffen.Frühling, was bist du gewillt?Wann werd´ ich gestillt?Die Wolke seh ich wandeln und den Fluß,Es dringt der Sonne goldner KußMir tief bis ins Geblüt hinein;Die Augen, wunderbar berauschet,Tun, als schliefen sie ein,Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.Ich denke dies und denke das,Ich sehne mich, und weiß nicht recht, nach was:Halb ist es Lust, halb ist es Klage;Mein Herz, o sage,Was webst du für ErinnerungIn golden grüner Zweige Dämmerung? - Alte unnennbare Tage!
In Silber kleidet sich´s, in Gold,in Perl´ und Diamant, wenn ihr wollt;es geht, doch geht es nicht auf Füßen,und wenn es steht, wird dich´s verdrießen;es spricht nicht leicht, doch deutet´s fein,es hat zwei goldene Fingerlein,und wenn es auf Verlangen dirlaut, was es weiß, allzeit bekennt,so ist schon vornehm Tier,es ist gleichsam ein Repetent.Kurz, wer´s erfand, der hat ein Tüchtigesin dieses Ding hineingeheimnisset und ließ Wichtigesder Menschheit angedeihn.
Ein Schifflein auf der Donau schwamm,Drin saßen Braut und Bräutigam,Er hüben und sie drüben.Sie sprach: "Herzliebster, sage mir,Zum Angebind, was geb ich dir?"Sie streift zurück ihr Ärmelein,Sie greift ins Wasser frisch hinein.Der Knabe, der tät gleich also,Und scherzt mit ihr und lacht so froh."Ach, schöne Frau Done, geb sie mirFür meinen Schatz eine hübsche Zier!"Sie zog heraus ein schönes Schwert,Der Knab hätt lang so eins begehrt.Der Knab, was hält er in der Hand?Milchweiß ein köstlich Perlenband.Er legt´s ihr um ihr schwarzes Haar,Sie sah wie eine Fürstin gar."Ach, schöne Frau Done, geb´ sie mirFür meinen Schatz eine hübsche Zier!"Sie langt hinein zum andernmal,Faßt einen Helm von lichtem Stahl.Der Knab vor Freud entsetzt sich schier,Fischt ihr einen goldnen Kamm dafür.Zum dritten sie ins Wasser griff:Ach weh! da fällt sie aus dem Schiff.Er springt ihr nach, er faßt sie keck,Frau Done reißt sie beide weg:Frau Done hat ihr Schmuck gereut,Das büßt der Jüngling und die Maid.Das Schifflein leer hinunterwallt;Die Sonne sinkt hinter die Berge bald.Und als der Mond am Himmel stand,Die Liebchen schwimmen tot ans Land,Er hüben und sie drüben.
Wenn Dichter sonst in warmen Phantasien,Von Liebesglück und schmerzlichem Vergnügen,Sich oder uns, nach ihrer Art, belügen,So sei dies Spielwerk ihnen gern verziehen.Mir aber hat ein güt´ger Gott verliehen, Den Himmel, den sie träumen, zu durchfliegen, Ich sah die Anmut mir im Arm sich schmiegen, Der Unschuld Blick von süßem Feuer glühen.Auch ich trug einst der Liebe Müh´ und Lasten, Verschmähte nicht, den herben Kelch zu trinken, Damit ich seine Lust nun ganz empfinde.Und dennoch gleich’ ich jenen Erzphantasten: Mir will mein Glück so unermeßlich dünken,Daß ich mir oft im wachen Traum verschwinde.
Früh, wann die Hähne krähn,Eh´ die Sternlein verschwinden,Muß ich am Herde stehn,Muß Feuer zünden.Schön ist der Flamme Schein,Es springen die Funken;Ich schaue so drein,In Leid versunken. Plötzlich, da kommt es mir,Treuloser Knabe,Daß ich die Nacht von dirGeträumet habe. Träne auf Träne dannStürzet hernieder;So kommt der Tag heran –O ging´ er wieder!
Ich bin meiner Mutter einziges Kind,Und weil die andern ausgeblieben sind,Was weiß ich wieviel, die sechs oder sieben,Ist ebenfalls alles an mir hängenblieben;Ich hab´ müssen die Liebe, die Treue, die GüteFür ein ganz halb Dutzend allein aufessen.Ich will´s mein Lebtag nicht vergessen.Es hätte mir aber auch noch wohl mögen frommen,Hätt´ ich nur auch Schläg´ für sechse bekommen.
Dein Liebesfeuer,ach Herr! wie teuerwollt´ ich es hegen,wollt´ ich es pflegen !Hab´s nicht gehegetund nicht gepfleget,bin tot im Herzeno Höllenschmerzen.