Wie heimlicher WeiseEin Engelein leiseMit rosigen FüßenDie Erde betritt,So nahet der Morgen.Jauchzt ihm, ihr Frommen,Ein heilig Willkommen,Herz, jauchze du mit!In ihm sei´s begonnen,Der Monde und SonnenAm blauen GezelteDu Vater, du rate,Du lenke und Wende!Herr, die in die HändeSei Anfang und Ende,Sei alles gelegt.
Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir,dort gehe schon der Tag herfüran meinem Kammerfenster.Es wühlet mein verstörter Sinnnoch zwischen Zweifeln her und hinund schaffet Nachtgespenster.- Ängste, quäledich nicht länger, meine Seele!Freu dich! Schon sind da und dortenMorgenglocken wach geworden.
In Silber kleidet sich´s, in Gold,in Perl´ und Diamant, wenn ihr wollt;es geht, doch geht es nicht auf Füßen,und wenn es steht, wird dich´s verdrießen;es spricht nicht leicht, doch deutet´s fein,es hat zwei goldene Fingerlein,und wenn es auf Verlangen dirlaut, was es weiß, allzeit bekennt,so ist schon vornehm Tier,es ist gleichsam ein Repetent.Kurz, wer´s erfand, der hat ein Tüchtigesin dieses Ding hineingeheimnisset und ließ Wichtigesder Menschheit angedeihn.
Ich bin meiner Mutter einziges Kind,Und weil die andern ausgeblieben sind,Was weiß ich wieviel, die sechs oder sieben,Ist ebenfalls alles an mir hängenblieben;Ich hab´ müssen die Liebe, die Treue, die GüteFür ein ganz halb Dutzend allein aufessen.Ich will´s mein Lebtag nicht vergessen.Es hätte mir aber auch noch wohl mögen frommen,Hätt´ ich nur auch Schläg´ für sechse bekommen.
Hier lieg ich auf dem Frühlingshügel:Die Wolke wird mein Flügel,Ein Vogel fliegt mir voraus.Ach, sag mir, all-einzige Liebe,Wo du bleibst, daß ich bei dir bliebe!Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen,Sehnend,Sich dehnendIn Lieben und Hoffen.Frühling, was bist du gewillt?Wann werd´ ich gestillt?Die Wolke seh ich wandeln und den Fluß,Es dringt der Sonne goldner KußMir tief bis ins Geblüt hinein;Die Augen, wunderbar berauschet,Tun, als schliefen sie ein,Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.Ich denke dies und denke das,Ich sehne mich, und weiß nicht recht, nach was:Halb ist es Lust, halb ist es Klage;Mein Herz, o sage,Was webst du für ErinnerungIn golden grüner Zweige Dämmerung? - Alte unnennbare Tage!
Schön prangt im Silbertau die junge Rose,Den ihr der Morgen in den Busen rollte,Sie blüht als ob sie nie verblühen wollteUnd ahnet nichts vom letzten Blumenlose.Der Adler schwebt hinan ins Grenzenlose,Sein Auge trinkt sich voll von sprühndem Golde;Er ist der Tor nicht, daß er fragen sollte,Ob er das Haupt nicht an die Wölbung stoße.Mag denn der Jugend Blume uns verbleichen,Noch glänzet sie und reizt unwiderstehlich;Wer will zu früh so süßem Trug entsagen?Und Liebe, darf sie nicht dem Adler gleichen?Doch fürchtet sie; auch fürchten ist ihr selig,Denn all ihr Glück, was ist´s? ein endlos Wagen!